Boxen Vincenzo Gualtieri nimmt wieder Anlauf

Palma/Wuppertal · Der Wuppertaler Ex-Weltmeister macht sich fit für seinen nächsten Kampf, der Anfang April stattfinden soll.

Vincenzo Gualtieri bei seinem bisher größten Kampf im Juli in der Uni-Halle, als er sich gegen den Brasilianer Esquiva Falcao den WM-Titel holte. Den hat er inzwischen wieder verloren. Er arbeitet hart an seinem Comeback.

Foto: Otto Krschak/OTTO KRSCHAK

17 Grad Sonnenschein. Es lässt sich aktuell gut aushalten auf Mallorca. Vincenzo Gualtieri genießt das mit seiner Familie (die Töchter sind vier Jahre und vier Monate alt), doch der Fokus ist ganz klar auf seinen nächsten Kampf gerichtet. Das heißt zweimal tägliches Training im Gym seines Boxstalles Agon Sports, für den er auch nach dem Verlust seines WM-Titels im Oktober an den Kasachen Janibek Alimkhanuly eine feste Größe im Mittelgewicht bleibt. „Mein Ziel ist ganz klar, eine Revanche gegen Alimkhanuly. In Houston ist es damals nicht optimal für mich gelaufen und ich konnte nicht meine beste Leistung abrufen. Ich bin sicher, dass ich ihn schlagen kann“, sagte Gualtieri am Montagabend nach einer Sparringseinheit im Gym unserer Zeitung selbstbewusst am Telefon.

Für einen erneuen WM-Kampf muss er sich nun erst einmal anbieten, ist in der Weltrangliste des Verbandes IBF von Platz eins auf sechs oder sieben abgerutscht. Geplant ist, dass er am 6. oder am 13. April das nächste Mal in den Ring steigt, wenn Agon in Berlin zwei Box-Galas ausrichtet. Höhepunkt am 6. April soll ein WM-Kampf von Agons Halbmittelgewichtler und Ex-Weltmeister Jack Culcay sein, der sein Comeback gibt. Auch hier muss sich Gualtieri, für den noch ein Gegner gesucht wird, also zunächst einmal hinten anstellen.

Er tut das mit Demut und Entschlossenheit. Zuletzt hatte er, wie berichtet, in Berlin bei der Premiere der Film-Dokumentation über Graciano Rocchigiani, in der er als ehemaliger „Rocky-Schützling“ eine Rolle spielt, ein wenig im Rampenlicht stehen dürfen und einige Kontakte knüpfen können.

Doch aktuell geht es für ihn nur darum, sich mit Unterstützung seines Trainers Franquis Aldama in bestmögliche Form zu bringen. Wie eng das Trainer-Athleten-Verhältnis der beiden ist, hatte man Anfang Juli in Wuppertal beim Kampf gegen Esquiva Falcao mitverfolgen können, als Aldama seinen Schützling pausenlos anfeuerte, Tipps hineinrief und nachher mit Gualtieri den Gewinn des WM-Gürtels bejubeln durfte. „Mein bisher größter Kampf und schönstes Boxerlebnis“, sagt Gualtieri und erinnert sich gerne an die Stimmung in der Uni-Halle zurück. „Die war besser als jetzt in Houston, die ganze Veranstaltung fand ich dort auch besser organisiert“, sagt er.

In den USA hatte er eine Woche lang bangen müssen, ob sein kubanischer Trainer überhaupt würde einreisen dürfen. Der traf dann erst am Tag vor den Kampf ein. „Ich habe mich gut gefühlt, aber unterbewusst hat mich das immer beschäftigt“, sagt Gualtieri rückblickend.

Trotz des Verlustes seines WM-Gürtels nach nur einem Kampf sei 2023 sein bisher aufregendstes und auch erfolgreichstes Jahr gewesen, und natürlich will er da wieder hinkommen. „Ich ziehe das Positive auch aus dem Kampf in Houston und dem Erlebnis in den USA zu boxen“, versichert er.

Die gewohnte Atmosphäre auf Mallorca, wo er mit seinen Boxkollegen von Agon Sports eine starke Trainingsgemeinschaft bildet, hilft dabei. Und ab und zu kommt auch mal Besuch von der Familie aus Wuppertal, von Eltern und Geschwistern, wie zuletzt über die Weihnachtstage und Silvester. Die Bindung nach Wuppertal bleibt stark. Das hatte er bereits nach seinem WM-Gewinn beim Empfang bei Oberbürgermeister Uwe Schneidewind versichert. Und vielleicht kann Gualtieri, der am 4. Januar 31 Jahre alt geworden ist, ja auch noch einmal einen großen Kampf in seiner Heimatstadt bestreiten.