2. Fußball-Bundesliga Schalke trennt sich von van Wonderen - Mulder selbstkritisch

Gelsenkirchen · Trainer Kees van Wonderen deutet mit kritischen Worten seinen Abschied an - und wird im Sommer tatsächlich von seinen Aufgaben entbunden. Schalke sucht mal wieder einen neuen Coach.

Muss am Saisonende gehen: Schalke-Trainer Kees van Wonderen.

Foto: Bernd Thissen/dpa

Nach dem erwarteten Aus von Coach Kees van Wonderen meldet sich Schalkes Sportvorstand Youri Mulder mit Selbstkritik und einer Klarstellung. Die Trennung zum Saisonende habe nichts mit der Kritik des Trainers nach dem 2:2 gegen den Hamburger SV zu tun. „Die Gespräche gab es schon vorher“, sagte Mulder.

Der frühere Stürmer gab dem künftigen Ex-Trainer auch recht, fand den Zeitpunkt von dessen Äußerungen allerdings ungünstig. „Kees hat uns ein kleines bisschen den Spiegel vorgehalten. Wenn wir hier auf Schalke Erfolg haben wollen, müssen alle im Block hintereinanderstehen. Dieses Gefühl hatte er nicht. Ich denke, er hatte ein kleines bisschen recht“, sagte Mulder.

Van Wonderen hatte zuvor das vorzeitige Ende seiner eigentlich bis Sommer 2026 geplanten Amtszeit beim Fußball-Zweitligisten selbst angedeutet und dabei die Club-Verantwortlichen heftig kritisiert. Am Mittwoch machte Schalke den erwarteten Schritt offiziell, van Wonderen war tags zuvor informiert worden. Auch Co-Trainer Robert Molenaar muss im Sommer gehen. Begründet wurde die Entscheidung aber mit der Neuausrichtung auf dem Trainerposten.

Suche nach Nachfolger startet

Diesen sucht nun federführend der künftige Sportvorstand Frank Baumann. Mulder wünscht sich, dass im Club die richtigen Lehren aus der am Ende nur neunmonatigen Amtszeit von van Wonderen gezogen werden. „Wenn der neue Trainer da ist, sollte man nicht nach drei, vier Spielen schon wieder Zweifel haben“, sagte Mulder.

„Seit dem inoffiziellen Start von Frank Baumann vor zwei Wochen haben wir intensiv darüber gesprochen, welches Profil ein Chef-Trainer auf Schalke mitbringen sollte. Dabei haben wir uns auch mit der Frage beschäftigt, ob die aktuelle Konstellation diesen Anforderungen langfristig gerecht wird“, sagte Sportdirektor Mulder. „Es war - auch für mich persönlich - keine einfache Entscheidung, aber wir sind alle übereingekommen, den Weg mit Kees van Wonderen nach der Saison zu beenden.“

Die Suche nach einem Nachfolger will der Club nun angehen. Man habe „bislang keine Gespräche mit potenziellen Kandidaten“ geführt, heißt es in der Pressemitteilung. Zuletzt wurden in Medien mehrere Trainerkandidaten gehandelt, darunter auch der gerade erst beim 1. FC Kaiserslautern geschasste Markus Anfang. Gute Kontakte bestehen dem Vernehmen nach zum früheren Schalke-Spieler Raúl, der aktuell die zweite Mannschaft von Real Madrid betreut.

Der Trainer vermisste Rückendeckung

Van Wonderen hatte unmittelbar nach dem bravourös erkämpften Punktgewinn in Unterzahl gegen den HSV mit überraschend ehrlichen Aussagen zu seiner Zukunft für Wirbel gesorgt. Für ihn sei klar, „dass ich nach dieser Saison nicht mehr hier bin. Alle Signale dafür sind da. Wenn wir auf demselben Weg wären, dann würde man sich besser austauschen“.

Auf die Nachfrage, ob mit seinen Aussagen Vorstandsboss Matthias Tillmann gemeint war, antwortete der 56-Jährige: „Zum Beispiel.“ Er habe nach dem peinlichen 0:2 in der Vorwoche gegen den Tabellenletzten Jahn Regensburg mehr Rückendeckung erwartet, „stattdessen hört man nichts und es heißt hinter den Kulissen, dass es Zweifel gibt“. Das sei „enttäuschend“. Er könne mit Kritik umgehen, „aber wenn du zweifelst, kannst du lieber jemand anderen nehmen“.

Starkes 2:2 gegen Hamburg hilft van Wonderen nicht

Van Wonderen hatte sein Traineramt auf Schalke erst Anfang Oktober angetreten. Das Minimalziel Klassenerhalt hat er zwar so gut wie erreicht, doch eine spielerische Weiterentwicklung war nur in wenigen Spielen zu erkennen. Dafür wird im Umfeld aber auch die misslungene Kaderplanung verantwortlich gemacht.

Das 2:2 gegen den HSV hatte van Wonderen sportlich den Rücken gestärkt. Das Team trat nach der frühen Roten Karten für Kapitän Kenan Karaman (3. Minute) mannschaftlich geschlossen auf und holte dank des Ausgleichstreffers von Torjäger Moussa Sylla (81.) verdient einen Punkt.

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(dpa)