Schauspielhaus Düsseldorf stellt Spielplan vor Schauspielhaus präsentiert opulentes Programm
Düsseldorf · Das Theater soll wieder Fest und Freude sein. Mit viel Sehnsucht nach Normalität präsentiert das Schauspielhaus Düsseldorf ein opulentes Programm, das drei Schwerpunkte setzt: die Suche nach dem Bösen, gegenwärtige Stücke und starke Frauen.
Ohne Netz und doppelten Boden startet das Schauspielhaus Anfang September in die Saison. „Obwohl derzeit eine Krise die andere jagt, haben wir eine Grundsatzentscheidung getroffen und einen reichen, vielfältigen und aktuellen Spielplan zusammengestellt“, sagte Generalintendant Wilfried Schulz bei der Vorstellung des Programms. Bisher habe man in den zurückliegenden Jahren alle Probleme gut gemeistert – erst den Umbau des Hauses, dann Corona. Daher sei er zuversichtlich: „Egal, was passiert, unser Ziel ist es, ein pralles, uneingeschränktes Programm zu bieten. Sollte uns dann doch der Himmel auf den Kopf fallen, werden wir darauf reagieren.“
Zum Auftakt zwei bekannte Stoffe: „Othello“ im Großen Haus, einen Tag später „Ödipus“ im Kleinen Haus. Robert Koall, stellvertretender Intendant und Chefdramaturg, erläutert die drei Säulen des Spielplans: „Wir machen uns auf die Suche nach dem Bösen, fragen danach, wie es entsteht und wie man es überwinden kann. Zweitens weist die Auswahl der Stücke eine Gegenwärtigkeit auf, weit über die Hälfte stammt aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Und drittens wird es sehr viele starke Frauenfiguren geben. Selbst da, wo man es nicht vermutet.“
Wilfried Schulz hebt unter den ersten Premieren „Franziska“ von Frank Wedekind hervor. „Ein selten gespielter Klassiker der modernen Literatur mit einem sehr radikalen weiblichen Faust. Es geht um Macht und Erotik, um die Zuordnung von Geschlechterrollen und ihr Durchbrechen.“ Auch die Faust-Mephisto-Wette kommt darin vor: „Franziska bedingt sich aus, ein Mann zu werden und als Mann die Welt zu erleben. Erstaunlich und ermutigend, wie ungeniert Wedekind 912 mit dieser Thematik umgegangen ist.“
Robert Koall nennt „Othello“ eine großartige Herausforderung. Erneut wurde die südafrikanische Regisseurin Lara Foot („Leben und Zeit des Michael K.“) für eine Inszenierung eingeladen. Hauptdarsteller in ihrer ersten Shakespeare-Adaption ist Bongile Mantsai, einer der führenden Schauspieler Südafrikas, der als „Artist in Residence“ ein ganzes Jahr am Haus verbringen wird. Mit „Ödipus“, so der Chefdramaturg, sei eine intelligente Verheutigung des Klassikers gelungen, schon jetzt zeichne sich großes Interesse bei den extrem theaterhungrigen Schülern ab. In dieser Saison wolle man sich aus der Umklammerung der letzten Jahre lösen: „Wir geben auch dem Hellen seinen Raum. Ohne Schönfärberei darf das Theater Fest sein und Freude, ein Ort der Utopie.“
Diesen Gedanken greift Stefan Fischer-Fels, Leiter des Jungen Schauspiels, auf. „Die Suche nach Ermutigung, Hoffnung und dem Positiven ist in der DNA eines Jugendtheaters festgeschrieben“, sagt er. „Auf unserem Programm stehen Abenteuer, Reisegeschichten, Krimis, Action – große Themen für junge Menschen.“ Mit „Moby-Dick“ geht es spannend los. Herman Melvilles 900 Seiten-Roman in 90 Minuten ist eine Achterbahnfahrt in raue Gewässer und Untiefen. Was hält die Männer, die einem Wal nachjagen, auf dem kleinen Boot zusammen? Wie entstehen Fanatismus, Zivilcourage und Widerstand?
Glücklich ist Stefan Fischer-Fels über „Robin Hood“, die Gemeinschaftsproduktion von Schauspiel und Jungem Schauspiel im Großen Haus. Regisseur David Bösch schreibt die aktuelle Fassung der mittelalterlichen Legende. Überraschung: Der Robin Hood in dem Kinder- und Familienstück ist mit einer Schauspielerin besetzt. Im Advent und über die Feiertage wird „Robin Hood“ häufig gespielt, die Schulvorstellungen sind nahezu ausverkauft, für alle Familienvorstellungen gibt es noch Karten. Die Produktion wird über die weihnachtliche Verankerung hinaus während der ganzen Spielzeit zu sehen sein.
Birgit Lengers leitet mit Bassam Ghazi das Stadt:Kollektiv. Das Spielzeit-Motto „Aufbruch“ steht für das Versprechen von etwas Neuem. „Das bedeutet aber auch, etwas Altes hinter sich zu lassen, was nie ganz schmerzfrei ist“, sagt sie. Die Mitmachstücke für Menschen jeden Alters brauchen einen etwas längeren Proben-Vorlauf. Bereits begonnen wurde mit der Uraufführung „Die Nacht so groß wie wir“ nach dem für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierten Roman von Sarah Jäger, eine Inszenierung mit Jugendlichen von 14 bis 20 Jahren (29. Oktober, Kleines Haus). „Odyssee“ thematisiert einen erzwungenen Aufbruch. „In dem Stück von Pavlo Arie frei nach Homer wirken geflüchtete Menschen aus der Ukraine, Düsseldorferinnen und Düsseldorfer mit“, sagt Birgit Lengers. „Das wird aufregend und emotional.“