Schule trotz Corona So planen die Bundesländer für das neue Schuljahr
Berlin · Im neuen Schuljahr geht es trotz Corona zurück in den Schulregelbetrieb. Das hatten die Länder vereinbart. Ein Blick auf die bisherigen Planungen der 16 Bundesländer.
Am Donnerstag geht Baden-Württemberg als letztes Bundesland in die Sommerferien. Für vier Tage ist ganz Deutschland dann gemeinsam im Ferienmodus, bevor am Montag in Mecklenburg-Vorpommern schon wieder die Schule beginnt. Im neuen Schuljahr geht es trotz Corona zurück in den Schulregelbetrieb. Das hatten die Länder vereinbart. Ein Blick auf die bisherigen Planungen:
BADEN-WÜRTTEMBERG (Schuljahr beginnt am 14. September)
Der Unterricht soll in möglichst festen Gruppen ablaufen, sodass sich die Schüler möglichst wenig durchmischen. Auf dem Schulgelände und in Gebäuden der weiterführenden Schulen soll zudem eine Maskenpflicht gelten - nicht aber im Unterricht. Eltern, die nicht wollen, dass ihr Kind am Präsenzunterricht teilnimmt, können dies der Schule formlos melden. Dann müssen die Kinder aber aus der Ferne mitlernen. Alle Mitarbeiter an Schulen und Kitas können sich von Mitte August bis Ende September zwei Mal kostenfrei und freiwillig auf das Coronavirus testen lassen.
BAYERN (Schuljahr beginnt am 8. September) Die Planungen laufen noch. Der Freistaat will im neuen Schuljahr auch Lehrkräfte ohne Lehramtsstudium einsetzen, um Stammlehrkräfte, die zur Risikogruppe gehören und nicht an die Schule können, zu unterstützen. 800 sogenannte Teamlehrkräfte werden dafür gesucht. Neben ausgebildeten Lehrern können sich auch Menschen mit anderen Hochschulabschlüssen für diese Stellen bewerben. Zudem sollen die Schulen spezielle Förderkurse anbieten, um Schüler mit Lerndefiziten wegen der Corona-Einschränkungen zu unterstützen. Für Lehrer sollen zu Beginn des Schuljahres einmalige Reihentests angeboten werden.
BERLIN (Schuljahr beginnt am 10. August) In der Hauptstadt ist wieder „durchgehender Unterricht“ in „vollem Umfang“ für alle geplant. Die Lehrer sollen zu Beginn den Lernstand der Schüler überprüfen und dann entsprechende Konzepte zur Unterrichtsgestaltung und eventuelle Fördermaßnahmen festlegen. Sport-, Musik- und Theaterunterricht darf wieder stattfinden. Gemeinsames Singen in geschlossenen Räumen ist nicht gestattet. Körperkontakt soll vermieden werden. Schüler, die mit einem ärztlichen Attest nachweisen, dass sie zur Risikogruppe gehören, können bis auf weiteres auch von zu Hause aus mitlernen.
BRANDENBURG (Schuljahr beginnt am 10. August) Für Lehrer soll nach bisherigem Plan eine Maskenpflicht gelten. Alle Lehrer können sich in der Zeit zwischen Anfang August und Ende November sechs Mal auf Kosten des Landes freiwillig auf das Coronavirus testen lassen. Dagegen ist nur eine einmalige Test-Stichprobe bei einem Prozent der Schüler (also bei 2900). Sollte es zu einem Corona-Ausbruch kommen, sollen die Schüler möglichst nur einzelne Klassen in den Heimunterricht geschickt werden. Es soll nicht gleich die ganze Schule geschlossen werden. Bis zum Ende des ersten Halbjahres sollen für alle Schüler mobile Endgeräte zur Verfügung stehen.
BREMEN (Schuljahr beginnt am 27. August) Das kleinste Bundesland hat ein „Rahmenkonzept Schuljahr 2020/2021“ aufgestellt und will damit „möglichst viel Normalität und einen Regelbetrieb unter den Auflagen des Hygieneplans erreichen“. Leitmotiv aller Entscheidungen sei das Recht der Kinder und Jugendlichen auf Bildung und Teilhabe. Vorgesehen sind „möglichst feste Klassenteams“. Falls es pandemiebedingt doch zu Einschränkungen des Schulbetriebs kommen sollte, sollen Grundschüler und Schüler, die zu Hause keine oder nur eingeschränkte Möglichkeiten zum selbstständigen Lernen haben, bevorzugt mit Präsenzzeiten versorgt werden.
HAMBURG (Schuljahr beginnt am 6. August) Auch in Hamburg ist „in allen Schulformen und Jahrgangsstufen“ wieder Regelbetrieb geplant. „Sofern es keine anderweitige Entwicklung der Infektionslage gibt, ist für die Planung davon auszugehen, dass das Abstandsgebot von 1,5 Metern zwischen den Schülerinnen und Schülern für das Schuljahr 2020/21 auf Ebene der Klasse bzw. des Jahrgangs aufgehoben wird“, heißt es in einer Mitteilung des Senats von Mitte Juli. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in den Pausen oder im Schulbus wird weiterhin empfohlen. Alle Hamburger Lehrer und anderen Beschäftigten der Schulen können sich mehrfach kostenlos auf Corona testen lassen.
HESSEN (Schuljahr beginnt am 17. August) In Hessen wird der Mindestabstand in den Klassenräumen und beim Sportunterricht aufgehoben, er besteht jedoch weiterhin beispielsweise bei Konferenzen. Im Musikunterricht ist gemeinsames Singen und Musizieren mit Blasinstrumenten nur im Freien erlaubt. Die Schulleitung kann für die Zeiten außerhalb des Präsenzunterrichts im Klassen- oder Kursverband das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung anordnen. Jede Lehrkraft kann sich voraussichtlich vor dem Start ins neue Schuljahr auf eine mögliche Corona-Infektion testen lassen.
MECKLENBURG-VORPOMMERN (Schuljahr beginnt am 3. August)
Als erstes Bundesland geht Mecklenburg-Vorpommern am kommenden Montag zurück in den regulären Schulbetrieb. Das Bildungsministerium hat die Schüler jahrgangsmäßig in Gruppen eingeteilt. So sollen beispielsweise die Jahrgangsstufen 1 bis 4 oder 7 und 8 unter sich bleiben. „Die verschiedenen definierten Gruppen sollen sich einander nicht bzw. möglichst nur unter Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 m begegnen“, heißt es in einem Brief an die Schulleitungen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern gibt es kostenlose Corona-Tests für Lehrer und Kita-Personal. Möglich sind bis zu den Herbstferien fünf Tests pro Person im Abstand von zwei Wochen.
NIEDERSACHSEN (Schuljahr beginnt am 27. August) Niedersachsen will nach Angaben des Kultusministeriums ein Maximum an Bildung und Betreuung anbieten. „Wir planen das neue Schuljahr 2020/2021 auf der Basis von Normalität“, war die Ansage von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) Anfang Juli. Für das neue Schuljahr wurden - je nach Infektionslage - drei Szenarien entwickelt. Im Moment wird vom „eingeschränkten Regelbetrieb“ ausgegangen - laut Tonne „Schule wie immer“ mit „ein paar Sonderregelungen“. Das heißt, dass auf das Abstandsgebot verzichtet wird, es aber feste Lerngruppen geben soll. Masken sollen auf den Fluren getragen werden.
NORDRHEIN-WESTFALEN (Schuljahr beginnt am 12. August) Die 5500 Schulen mit ihren rund 2,5 Millionen Schülern im bevölkerungsreichsten Bundesland sollen nach Aussage von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) nach den Sommerferien „in einen verantwortungsvollen Regelbetrieb zurückkehren“. Erste grobe Pläne hatte die Ministerin schon im Juni vorgelegt. Darin ging es unter anderem um die „Gewinnung von zusätzlichem Personal zur Sicherstellung des Regelbetriebs“. Zudem wurde ein Leitfaden für die Schulen angekündigt, falls diese aus Gründen des Infektionsschutzes doch wieder auf Distanz-Unterricht umschalten müssen. Die Beschäftigten von Schulen und Kitas in NRW können sich bis zu den Herbstferien alle 14 Tage freiwillig und kostenlos auf Corona testen lassen.
RHEINLAND-PFALZ (Schuljahr beginnt am 17. August) Der für das neue Schuljahr weiterentwickelte Hygieneplan sieht kein Abstandsgebot mehr vor. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) plant je nach Entwicklung der Corona-Infektionen mit zwei weiteren Szenarien: Das bisherige Nebeneinander von Präsenz- und Fernunterricht sowie temporäre Schulschließungen bei einem größeren Ausbruch. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hatte den Zeitungen der Funke Mediengruppe gesagt: „Wenn es zu einem Infektionsfall kommt, werden alle anderen in Quarantäne geschickt und es wird umfassend getestet - und die Schule im Zweifel temporär geschlossen.“ Das Vorgehen sei mit Gewerkschaften, Lehrerverbänden, Eltern- und Schülervertretern besprochen.
SAARLAND (Schuljahr beginnt am 17. August) Der Unterricht soll in festen Gruppen innerhalb eines Jahrgangs stattfinden, „um eine Durchmischung mit den anderen Jahrgängen nach Möglichkeit zu vermeiden“. Ziel sei es, dass bei Infektionsfällen für die nicht betroffenen Personen der Präsenzunterricht weiterlaufen könne. Im Hygieneplan des Landes für die Schulen wird außerdem empfohlen, Musikunterricht - wenn gesungen wird - bei gutem Wetter im Freien abzuhalten. Schüler, die zur Risikogruppe gehören, können mit ärztlichem Attest vom Schulbesuch befreit werden, müssen aber an Prüfungen teilnehmen. Dafür stellen die Schulen separate Räume zur Verfügung.
SACHSEN (Schuljahr beginnt am 31. August)
„Die Schülerinnen und Schüler werden wie gewohnt in ihren Klassen und Kursen nach den geltenden Stundentafeln und Lehrplänen unterrichtet“, hat Kultusminister Christian Piwarz (CDU) für Sachsen angekündigt. Der Mindestabstand von 1,50 Metern gilt nicht mehr. Die Schulleitungen können selbst festlegen, wann und wo eine Maske zu tragen ist. Wer die Schule betritt, muss sich die Hände waschen oder desinfizieren. Täglich wird dokumentiert, wer in der Schule war, um Infektionsketten nachvollziehen zu können.
SACHSEN-ANHALT (Schuljahr beginnt am 27. August) In Sachsen-Anhalt gilt die Anweisung, dass alle Schulen sich auf die Rückkehr in den Regelbetrieb vorbereiten sollen. Das Bildungsministerium weist aber auch darauf hin, dass die Gesundheitsbehörden weiterhin lokale Schulschließungen vornehmen könnten. Daher seien die Schulen gehalten, sich auch auf eine teilweise oder vollständige Abkehr vom Regelbetrieb einzustellen, „um kurzfristig wieder Distanzunterricht anbieten zu können“. Die konkreten Planungen für den Schulalltag laufen, ein aktualisierter Hygieneplan soll noch vorgelegt werden. Das Ministerium geht grundsätzlich davon aus, „dass das gesamte pädagogische Personal im Regelbetrieb eingesetzt werden kann“. Das Bildungsministerium empfiehlt zudem „allen schulischen Akteuren“ die Nutzung der Corona-Warn-App.
SCHLESWIG-HOLSTEIN (Schuljahr beginnt am 10. August) Auch in Schleswig-Holstein ist eine Aufteilung der Schüler in feste Großgruppen nach Jahrgangsstufe geplant. Innerhalb der Jahrgänge fällt die Abstandsregel, dafür sollen Kontakte zwischen den Jahrgängen möglichst vermieden werden. „An die Stelle des durchgängig einzuhaltenden Abstandsgebots tritt das Kohortenprinzip“, heißt es in einem Konzept für das neue Schuljahr. Begründung: Im Infektionsfall könnte dann nur die entsprechende Kohorte in Quarantäne geschickt werden, ohne dass die ganze Schule zugemacht werden muss. Großflächige Corona-Tests für Lehrer sind im Norden nicht geplant.
THÜRINGEN (Schuljahr beginnt am 31. August) „Wir wollen am 31. August in ein normales Leben zurückkehren“ - diese Devise hat Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) ausgegeben. Auch Klassenfahrten sollen wieder möglich sein. Ab Mitte August sind freiwillige, kostenlose Corona-Tests für Lehrer geplant. Thüringen hat für die Schulen ein Ampel-Konzept mit abgestuften Sicherheitsmaßnahmen vorgelegt: Grün bedeutet Normalbetrieb, Gelb eingeschränkter Regelbetrieb, wenn beispielsweise ein Infektionsfall an der Schule auftritt, die Kontaktpersonen aber bekannt sind und nach Hause geschickt werden können. Bei Gelb werden die Infektionsschutzmaßnahmen an der Schule verschärft. Wenn der Kontakt nicht nachzuvollziehen ist, tritt Stufe Rot in Kraft und es kann zu einer vorübergehenden Schulschließung kommen.