Kommentar Schutz vor der vierten Welle: Was jetzt gefragt ist

Meinung · Masken bleiben weiter wichtig, ebenso Abstand und vor allem: Anstand. Staat und Gesellschaft müssen zudem mehr denn je alles tun, damit die Impfkampagne nicht zum Erliegen kommt.

 Für einen Augenblick lässt sich beinahe vergessen, dass die Pandemie noch längst nicht durchgestanden ist.

Für einen Augenblick lässt sich beinahe vergessen, dass die Pandemie noch längst nicht durchgestanden ist.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Es sind die kleinen Momente der Normalität, die diesen Sommer nach Monaten der Einschränkungen so erholsam und erträglich machen. Für einen Augenblick lässt sich beinahe vergessen, dass die Pandemie noch längst nicht durchgestanden ist. Doch wenn diese Augenblicke des Vergessens zu lang und zu zahlreich werden, drohen sie die Normalität schnell wieder hinweg zu fegen.

Mit dem Rückgang der Inzidenzwerte nahm auch die Vorsicht ab. Gleichzeitig geht die Bereitschaft zur Impfung in einem Maße zurück, das erschreckt. Sind doch Vorsicht und Impfungen weiter die einzigen Wege, dieser Pandemie Herr zu werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnt bereits vor Inzidenzen jenseits der 400 im September – wenn alles so weitergeht. Nachlässigkeiten bei den Grundregeln der Pandemiebekämpfung können wir uns nicht erlauben.

Masken bleiben weiter wichtig, ebenso Abstand und vor allem: Anstand. Staat und Gesellschaft müssen zudem mehr denn je alles tun, damit die Impfkampagne nicht zum Erliegen kommt. Impfaktionen auf öffentlichen Plätzen, für die es keinen Termin mehr braucht, sind wichtig. Je geringer die Hürden, desto besser.

Doch die gegenläufige Entwicklung von Infektions- und Impfzahlen wird auch Debatten über unpopuläre Maßnahmen wieder anheizen: Sollte es zumindest in sensiblen Bereichen wie Medizin und Pflege eine Impfpflicht geben?

Und auch über Impfanreize sollte noch einmal nachgedacht werden. 50 Euro zur Impfung, bar auf die Hand. Das könnte tatsächlich etwas bewirken, wie der Politikwissenschaftler Felix Hartmann unlängst in einer Studie gezeigt hat. Natürlich wäre das ungerecht all jenen gegenüber, die sich bereits – unentgeltlich – haben impfen lassen.

Und sicherlich sollte der persönliche Impfschutz Anreiz genug sein. Doch verglichen mit den Kosten für die Behandlung von Covid-Kranken und allen gesellschaftlichen Schäden wäre die Investition wohl ein Klacks. Wenn wir diese Pandemie in den Griff bekommen wollen, braucht es kreative Lösungen.