Initiative Verein will Schwelmer Brauerei erhalten und beleben

Schwelm · Im geschichtsträchtigen Gebäude sind nach 13 Jahren Stillstand neue Aktivitäten geplant.

Ein Teil der Mannschaft bei einer der vielen Putz- und Aufräumaktionen.

Foto: Dirk Staendeke

In das geschichtsträchtige Gebäude der Brauerei Schwelm ist nach 13 Jahren Stillstand neues Leben eingekehrt. Der Verein „Brauerei Schwelm“ will die denkmalgeschützten Teile des Gebäudes erhalten und wiederbeleben. Ein Ort für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt soll entstehen, ein Raum für Veranstaltungen, Platz für Büroräume und ein Brauereimuseum sollen geschaffen werden. In das Sudhaus mit großen Kupferkesseln soll Gastronomie einziehen. „Und irgendwann muss hier auch wieder Bier gebraut werden“, sagt Kirsten Rönfeld, die Vorsitzende des im November 2023 gegründeten Vereins.

Das Gebäude ist Teil der traditionsreichen Brauerei Schwelm, die seit Stilllegung des Betriebes im Jahr 2011 brach liegt und 2017 von der Stadt Schwelm für knapp fünf Millionen Euro gekauft wurde. Auf dem nördlichen Teil des Grundbesitzes wurde das neue Rathaus errichtet, zum historischen Gebäude hieß es bisher, Bürgermeister und Verwaltung beabsichtigten, es an einen externen Investor zu verkaufen. Von Abriss war die Rede, zumal das teilweise denkmalgeschützte Gebäude immer mehr verfiel. Ende 2022 lag ein aktuelles Gutachten des Denkmalschutzes vor und warf die Frage auf, wie lange der Denkmalschutz noch gegeben sei.

Kirsten Rönfeld nahm Kontakt zum Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW auf, stellte Gebäude und erste Ideen vor und stieß auf positive Resonanz. Daraufhin gründeten 16 Schwelmerinnen und Schwelmer einen Verein und stellten einen Antrag auf Fördergelder im Rahmen des Projektes „Dritte Orte“. Diese Fördermittel des Landes sollen helfen, die Brauerei zu neuem Leben zu erwecken, einen Ort für Kultur, Begegnungen, Ausstellungen und vielleicht auch eine kleine Brauerei mit Gastronomie zu schaffen. Zum ersten Infoabend im März 2024, bei dem der junge Verein seine Pläne zur zukünftigen Nutzung des Gebäudes vorstellte, kamen mehr als 150 Besucher. Die Mitgliederzahl stieg danach auf 100. Bald darauf erhielt der Verein vom Land die Zusage über 50 000 Euro, mit der Option, weitere 450 000 Euro zu bekommen.

Ein Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass die Brauerei erhaltenswert sei. Ein Gestattungsvertrag mit der Stadt als Eigentümerin erlaubt den Mitgliedern seitdem Aktivitäten im Gebäude. Vier Räume wurden bisher entmüllt, gesäubert und zugänglich gemacht. „Hier lagen riesige Schutthaufen, die waren innerhalb von nur drei Stunden weg“, erinnert sich Kirsten Rönfeld begeistert. Ein Schwelmer Unternehmer stellte die Container kostenlos zur Verfügung, ein anderer baute ein notwendiges Gerüst, ein weiterer spendete eine Stahltür.

An der großen Resonanz ist zu sehen, wie sehr die Schwelmer an „ihrer“ 1830 gegründeten Brauerei hängen. Generationen von Schwelmern schätzten die Qualität des Schwelmer Bieres und fühlen sich noch heute emotional mit der Brauerei verbunden. So bringen viele ihre Fähigkeiten ein und packen mit an. „Es ist einfach beglückend, dass alle mitmachen“, sagt Rönfeld. Ein großer Vorteil ist, dass die Vereinsmitglieder einen Querschnitt durch die Bevölkerung bilden. Viele Handwerker sind ebenso dabei wie Ingenieure, Architekten, Rechtsanwälte oder ehemalige Mitarbeiter der Brauerei. Rentner engagieren sich gleichermaßen wie junge Leute. Kleinere Reparaturen wurden durchgeführt und mehrfach traf man sich zum „Brauereibürsten“, bei dem bis zu 20 Menschen die unansehnliche Farbe an den Außenmauern mit Drahtbürsten abschrubbten.

Im Advent gibt es einen Glühbier-Tag

Am 31. August, dem „Tag der Dritten Orte“, öffnete der Verein die ersten Räume für die Öffentlichkeit. Die Begeisterung bei den etwa 600 Besuchern war riesengroß, die Mitgliederzahl stieg auf über 200. „Wir bekamen viel Lob, dass jemand die Sache angeht“, berichtet die Vorsitzende. Im Verein sprudeln die Ideen. Kleine und größere Veranstaltungen sind geplant. Im Advent wird es einen Glühbier-Tag geben, ein U 25-Projekt wird Sound-Installationen für junges Publikum anbieten, ein Modestudent will die Räume als Foto-Location nutzen, Kooperationen mit Musikschule und Stadtbücherei sind angedacht. Die Brauerei Schwelm wird zu neuem Leben erweckt.

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