Junge Politik in Meerbusch Nach der Wahlniederlage geht es weiter

Osterath. · SPD-Mitglied Noah Mihan hatte sich Hoffnung gemacht, in den neuen Stadtrat einzuziehen. Das hat nicht geklappt. Dennoch will sich der 20-jährige Osterather weiter politisch engagieren, beispielsweise im Integrationsrat.

Der 20-Jährige wurde in den Integrationsrat gewählt.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Nur in fünf Stimmbezirken konnten SPD-Kandidaten bei der Kommunalwahl mehr als 20 Prozent holen. Mit
22,99 Prozent der Stimmen verbuchte Noah Mihan in seinem Stimmbezirk Osterath-Schweinheim sogar das beste SPD-Ergebnis. Dennoch reichte es für den 20-jährigen Studenten nicht zum Einzug in den Stadtrat – das Direktmandat in Schweinheim holte der CDU-Kandidat, und auf der Reserveliste der SPD Meerbusch stand Noah Mihan nur auf Platz 19.

„Meine Gefühle am Wahlabend waren zwiegespalten und schwankten zwischen Frust und Stolz“, erklärt der Nachwuchspolitiker rund sechs Wochen nach der Wahl. „Auch die Tage danach waren turbulent und schwierig.“ Enttäuscht war er darüber, dass es der SPD-Bürgermeisterkandidat Michael Billen nicht in die Stichwahl geschafft hatte. Noah sagt: „Ich habe felsenfest damit gerechnet und weiß auch nicht, woran er gescheitert ist. Meiner Meinung nach wäre Michael Billen der beste Bürgermeister gewesen, alternativ noch Karl Trautmann von der FDP, der ebenfalls über Erfahrung in der Verwaltungsarbeit verfügt.“ Obwohl seine beiden Wunschkandidaten also raus waren, sei er natürlich dennoch zur Stichwahl gegangen. Noah: „Aber es ist mir sehr schwer gefallen.“

Und wie soll es mit ihm selbst weitergehen? Jetzt fängt erst einmal das neue Semester an seiner Hochschule in Bocholt an, erzählt er. „Wahrscheinlich online, wegen Corona.“ Parallel will er sich im städtischen Integrationsrat engagieren. Dafür hatte ihn seine Partei aufgestellt, und dort wurde er auch gewählt. Die Wahl zum Integrationsrat war ebenfalls am 13. September. Doch nur wenige nutzten ihr Wahlrecht, klagt Noah Mihan. Von rund 9500 Wahlberechtigten stimmten nur knapp 1500 ab. „Dabei ist diese Wahl für viele Migranten die einzige Möglichkeit, mit ihrer Stimme das politische Leben vor Ort ein Stück mitzugestalten.“ Der Integrationsrat setze sich für die Belange der Meerbuscher mit Migrationshintergrund und deren Einbindung ins lokale Leben ein.

Noah Mihan hat selbst
iranisch-afghanische Wurzeln

„Wir müssen viel besser kommunizieren, dass es in Meerbusch ein solches Gremium gibt“, sagt Noah Mihan, der selbst iranisch-afghanische Wurzeln hat. Gleichzeitig grübelt er: „Vielleicht ist so ein Integrationsrat auch gar nicht mehr zeitgemäß und müsste reformiert werden?“

Er selbst habe während seines Wahlkampfes in Schweinheim an wirklich jeder Haustür geklingelt, um sich vorzustellen, erzählt er. Dabei habe er auch Leute kennengelernt, die tatsächlich kaum Deutsch sprachen. „Das hat mich dann doch sehr überrascht, dass es in Osterath Menschen gibt, die so abgeschottet leben.“

Aber nicht nur in Sachen Integration will sich der Osterather verstärkt engagieren. Weitere Themen, die ihn interessieren, sind Wohnbaupolitik und Bildung. „Aber auch die Bereiche Umwelt und Finanzpolitik sind mir wichtig.“ Wo und wie er sich genau einbringen will, das müsse er noch ausloten. „Aber ich habe im politischen Bereich auf jeden Fall noch größere Ziele“, kündigt er selbstbewusst an. Er kritisiert, dass ihn dabei die oft über Jahre gewachsenen Strukturen in der Kommunalpolitik selbst in der eigenen Partei immer wieder ausbremsen. „Das liegt auch daran, dass es in Meerbusch keine starke jugendpolitische Szene gibt“, sagt Noah, der einen politisch interessierten Freundeskreis hat und schon lange einen Jugendrat für Meerbusch fordert. „Das Problem ist, dass Jüngere kaum Einfluss haben.“ Aber auch das mangelnde Interesse der eigenen Generation kritisiert er. „Parteien sind bei jungen Leuten generell out.“

Noah Mihan, der seit 2016 SPD-Mitglied ist, will dennoch weiter dafür kämpfen, seine Ideen in der Meerbuscher Politik umzusetzen. Dass er dabei weitere Niederlagen wird einstecken müssen, ist ihm klar. „Aber diese Erfahrung muss sowieso jeder machen – dann doch lieber früher als später.“