Abfallverwertung: Wird aus Biomüll künftig Biostrom?
Klimaschutz: Die Kreisverwaltung schlägt Vergärung als Alternative zu Kompostierung vor. Dafür müsste bis 2012 eine neuen Anlage gebaut werden.
Ennepe-Ruhr. Jährlich 74,5 Kilogramm Biomüll sammelt jeder Einwohner des Ennepe-Ruhr-Kreises im Durchschnitt. Damit weist der Kreis im NRW-Vergleich eine der höchsten Sammelquoten auf. Bisher werden die anfallenden 25 000 Tonnen Biomüll in Kompostieranlagen in Lünen und Bad Bentheim verwertet.
Das Umweltressort der Kreisverwaltung schlägt nun vor, den Müll ab 2012 stattdessen in einer Biogasanlage, einer so genannten Vergärungsanlage, zu verwerten, um daraus Energie zu erzeugen. Entsprechend solle die Ausschreibung für den neuen Verwertungsvertrag (der alte mit dem heimischen Entsorgungsunternehmen AHE läuft am 30. Juni 2012 aus) formuliert werden.
Die Vorteile lägen aus Sicht des Kreises vor allem im Umweltsektor. Gegenüber der Energieerzeugung in einem Kohlekraftwerk könnten mehrere Tausend Tonnen CO2-Emission vermieden werden, und auch die Transporte (bisher 1200-Lkw-Ladungen pro Jahr zu den Kompostieranlagen in Lünen und Bad Bentheim) minimiert werden.
Einen weiteren Vorteil neben dem Klimaschutz sieht der Kreis in Investitionen und der Schaffung neuer Arbeitsplätze innerhalb des Kreises. Bei einer Anlage des nötigen Ausmaßes seien durch einen privaten Betreiber mehr als zehn Millionen Euro zu investieren.
Allerdings, so stellt der Bericht der Verwaltung für den gestrigen Kreisumweltausschuss gegenüber, sei die Vergärung noch teurer als die Kompostierung. Nach derzeitigem Stand könnte die Biotonne dann für einen Vier-Personen-Haushalt 2,80 Euro pro Jahr mehr kosten. Allerdings könne das Verhältnis bei steigenden Energiekosten - damit sei schließlich zu rechnen - auch günstiger werden.
Um Risiken zu minimieren, schlägt der Kreis vor, bei der Ausschreibung Höchstkosten pro Tonne Müll anzusetzen, die nicht überschritten werden dürften und sicherzustellen, dass die CO2-Einsparung nicht durch das Entweichen des noch klimaschädlicheren Methangases zunichte gemacht würden. Bei einer Ausschreibung bis zum Herbst und einer möglichen Vergabe bis Ende des Jahres sei noch genügend Zeit zum Bau einer Anlage.
Interessenten soll es laut Kreis übrigens bereits geben. Eine Anlage befinde sich sogar schon im immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren.