Artothek: Leichter Zugang zu schwerer Kunst
Artothek mit Kunst zum Ausleihen öffnet am 13. Januar.
Haßlinghausen. Kunst ist . . . äh? Na ja, eben Kunst. Generationen haben sich schon den berüchtigten Bruch gehoben, als sie diesen absonderlichen Begriff zu erklären versuchten. Thomas Balthasar, Haßlinghauser Buchhändler, hat seine eigene Interpretation parat: „Kunst ist, wenn die Leute auch zu einem Abend wie diesem kommen.“
Ein Abend wie dieser, das war eine Vorvorstellung der Arthothek, die am 13. Januar 2012 an der Gevelsberger Straße 13 eröffnet werden soll. Mit zwei Mal der Nummer 13 im Gepäck scheint das Unglück dicht auf den Fersen zu sein. Aber Karin Hockamp von der Kunst- und Kulturinitiative Sprockhövel e.V. (KuKI) ist derzeit guter Dinge. „Wir versuchen es einfach mal.“
Nun haben sich an Artotheken — wörtlich übersetzt „Kunst-Orten“ — schon andere Kommunen die Zähne ausgebissen. Die Grundidee besteht darin, Kunst auch den Kreisen verfügbar zu machen, die sich Originalwerke für ihr Wohnzimmer nicht leisten können. Kostenlos oder gegen geringe Gebühr können die Menschen in der Artothek Kunst für einen begrenzten Zeitraum ausleihen. Solche eine Starthilfe soll ihnen zugleich den Zugang zu einer Materie erleichtern, die gemeinhin als schwer verständlich taxiert wird.
Große Museen richten mitunter Artotheken ein, um — salopp gesagt — auch mal für eine Weile Luft an die Bestände ihrer Depots zu lassen, weil sie für große Ausstellungen nicht das entsprechende Kaliber besitzen. Hier wie dort besteht die Gefahr von Verlust und Beschädigung. Hinzu kommt die Tatsache, dass nicht genügend Interessenten für ein solches Leihwerk bereitstehen.
Eben dazu will die KuKI Erfahrungen sammeln. Große Werke besitzt sie ohnehin nicht, im Bestand sind vorwiegend Radierungen. Auf etwa 100 Arbeiten beziffert Hockamp das momentane Kontingent. Es sei geplant, dazu einen Katalog zu erstellen. Die Ausleihfrist soll drei Monate betragen. Vorbeischauen können Interessenten voraussichtlich an zwei Nachmittagen pro Woche.
Für die Präsentation hatte die KuKI ausgewählte Werke an die Wände gehängt. Zu sehen war vorwiegend Gegenständliches: Landschaften, Industriedenkmale, Stillleben oder dörfliche Idylle. Angesichts der leichten Verdaulichkeit dieser Bilder dürfte ihr Weg zum Bürger ein kurzer sein.
Unterdessen bleibt das von Thomas Balthasar angesprochene Problem: Zu seiner Lesung anlässlich der Vorvorstellung kam nur eine Handvoll Besucher. Ihnen las der Buchhändler Passagen aus Büchern über Kunst vor — eben ein schwer definierbares Thema.