Bildung: Rot-grüne Schulperspektiven
Sigrid Beer berichtete aus dem Landtag über die Pläne für das Modellprojekt Gemeinschaftsschule.
Sprockhövel. So voll war das Büro der Sprockhöveler Grünen selten zu einer Mitgliederversammlung. Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Sigrid Beer, hatte sich am Mittwoch Abend angesagt, und gerade im Hinblick auf Gemeinschaftsschulen, die Rot-Grün in Düsseldorf zunächst als Modellvorhaben auf den Weg bringen will, war das Interesse groß.
"Wie sieht die Umsetzung aus? Und könnte das etwas für unsere Hauptschule sein?", formulierte die Fraktionsvorsitzende Britta Altenhein die Kernfragen.
Der Informationsbedarf sei riesig, sie habe aktuell Anfragen für bis zu 20 solcher Besuche am Tag", schickte Beer voraus. Auch sie sei gespannt, wie viele Kommunen und Schulen in der ersten Runde bis Dezember Antrag auf Errichtung einer Gemeinschaftsschule stellen würden.
Schließlich hänge auch davon ab, ob das Modell sich durchsetze und die "CDU bei ihrer Ablehnung von der Realität eingeholt" werde.
"Wir wollen nicht brachial ein Schulsystem ändern, sondern zusammen mit den Schulen und Schulträgern etwas entwickeln", sagte Beer.
Oberstes Ziel sei ein längeres gemeinsames Lernen. Wichtig sei, den Bedarf bei den Eltern abzufragen und sich mit Nachbarstädten abzustimmen, um sich nicht gegenseitig Schüler wegzunehmen.
Im Fall Sprockhövel wäre das Hattingen, dessen Hauptschule vor dem Aus steht, und von wo schon jetzt viele Schüler nach Sprockhövel kommen. Umgekehrt gehen 212 Sprockhöveler Kinder in Hattingen zur Realschule, 58 in Gevelsberg und 40 in Wuppertal. Keinesfalls, so Beer, wolle man die Gesamtschulen schwächen.
Zu den Eckpunkten, die Rot-Grün in Düsseldorf in Bezug auf die Gemeinschaftsschule gerade festgelegt haben, gehört, das Gemeinschaftsschulen die Klassen 5 bis 10 anbieten und zumindest die Anbindung an eine gymnasiale Oberstufe gewährleisten müssten.
Das könne auch an einer anderen Schule sein, in Sprockhövel beispielsweise an der Gesamtschule. Drei- bis vierzügig müsse eine solche Schule mindestens sein, 23 bis 25 Kinder pro Klasse werde als Richtgröße angestrebt
Dafür bestehen an der Sprockhöveler Gemeinschaftshauptschule, die aktuell zweizügig geführt wird, derzeit nicht die räumlichen Voraussetzungen. Zumindest müssten der für das Stadtarchiv genutzt Pavillon wieder hinzugenommen und auch Räume der benachbarten Grundschule Börgersbruch mitgenutzt werden.
Dort wird es wegen rückläufiger Schülerzahlen in den kommenden Jahren immer leerer werden. Deshalb hat die Schulverwaltung, wie berichtet, empfohlen, die kleine benachbarte Grundschule Nord ab 2012 auslaufen zu lassen.
Beraten wird darüber nächsten Mittwoch im Schulausschuss. Die Haltung der Grünen könnte mit davon abhängen, wie man die Perspektive einer Gemeinschaftsschule am Börgersbruch sieht, ließ Britta Altenhein durchblicken. Die interne Marschroute wollte man am Donnerstag bei einer Fraktionssitzung festlegen.
"Was ist, wenn der Schulträger, also im Fall unserer Hauptschule, die Stadt, die Gemeinschaftsschule nicht will", fragte Grünen-Mitglied Rainer Dahlhaus am Mittwoch Sigrid Beer abschließend. "Dann würde ich mich ans Ministerium wenden", antwortet die lächelnd.