Bürger diskutieren über Unterkünfte
Sprockhöveler zeigen reges Interesse am Thema Flüchtlinge. Der zweite Info-Abend war gut besucht.
Sprockhövel. Flüchtlingsunterkünfte in Sprockhövel - das Thema bringt weiterhin viele auf die Beine. Zum zweiten Informationsabend strömten fast 200 Bürger in die Aula der Gemeinschaftsgrundschule Haßlinghausen. Bürgermeister Ulli Winkelmann machte einladende Gesten, damit auch die letzten freien Stühle besetzt wurden und fügte dann noch hinzu: „Alle Gedanken sind tatsächlich frei und willkommen!“
Miriam Venn, Ehrenamtlerin
Die Besucher ließen sich nicht lange bitten und zeigten sich gut informiert. Kaum hatte Ralph Holtze von der Zentralen Gebäudebewirtschaftung über die fest geplanten Unterkünfte berichtet, gab es die erste Wortmeldung. „Mir fehlen die Standorte Hausherr-Halle und Wuppertaler Straße.“
Die Anmietung der alten Halle zur Unterbringung von 30 Flüchtlingen werde geprüft, antwortete Bernd Woldt für die Stadt. Am anderen Standort könne man die gleiche Personenzahl in Containern unterbringen. „Allerdings ist diese Bauentscheidung erst vor kurzem gefallen.“
Ein Mann äußerte sich kritisch zur Traglufthalle, die an der Hiddinghauser Straße entstehen soll. „Ich halte diesen Standort für bedenklich.“ Im Notfall gebe es dort keine richtige Zufahrtsstraße. Übrigens sei solch eine Traglufthalle schon einmal zusammengebrochen. Darauf ging Woldt nicht ein, bestätigte jedoch, dass eine neue Wegführung geplant sei.
Die Diskussion nahm an Fahrt auf. „Wie sieht das Ernstfall-Szenario aus?“, fragten die Bürger. Wenn 2016 statt der erwarteten 800 deutlich mehr Flüchtlinge kämen — würden dann die kommunalen Steuern erhöht? Kämmerer Rainer Kaschel verneinte das. Schließlich werde der größte Teil der Kosten aus Landesmitteln finanziert.
Kritik mussten sich auch die Vertreter der Ratsfraktionen anhören. „Bitte nicht länger als drei Minuten Redezeit!“, hieß es. „Wir wollen ja miteinander reden und sind hier nicht im Wahlkampf.“ Applaus bekam hingegen Miriam Venn, die für 230 ehrenamtliche Flüchtlingshelfer auf dem Podium saß. Mithilfe von Laptop und Leinwand stellte sie die Hilfsangebote vor Ort vor. Deutschkurse, Kinderbetreuung, Ausflüge. „Jede Woche kommt jemand mit einer tollen Idee.“ Dieser Enthusiasmus wirkte ansteckend. „Sehr schön!“, lobte eine Bürgerin.
Am wichtigsten seien die persönlichen Kontakte, betonte Venn. Patenschaften von Sprockhövelern für Flüchtlinge, aus denen Freundschaften werden könnten. „Dass ein Miteinander entsteht statt eines Nebeneinanders. Diese Freundschaften könnten uns sehr helfen.“
In seinem Schlusswort wünschte Winkelmann allen Anwesenden mehr Zuversicht für die Zukunft. Auch wenn Fehler gemacht würden. Den lebendigen Diskussionsabend sah er positiv: „Ich bin total stolz, euer Bürgermeister zu sein.“