Umzug Die Tagespflege Niedersprockhövel zieht um
Von Friedemann Bräuer · Im März zieht die Einrichtung an die Hauptstraße im Herzen des Ortsteils.
„Die Damen hier sind super“, sagt Victoria Nieland mit strahlendem Lächeln. Die munter und rege wirkende 84-Jährige ist Gast der „Tagespflege am Turm“, die derzeit noch an der Bochumer Straße 8 residiert, jedoch im Frühjahr zum zehnjährigen Bestehen der privaten Einrichtung umziehen möchte. Ins Herz von Niedersprockhövel, in die Hauptstraße 62, die Räume der ehemaligen Arztpraxis von Dr. Bolz. Die werden derzeit von den Handwerkern auf die neuen Anforderungen vorbereitet.
Victoria Nieland kommt seit rund zwei Jahren in die Tagespflege und schätzt dabei das abwechslungsreiche Angebot, mit dem die Senioren von 8 bis 16 Uhr unter Einbeziehung ausreichender Ruhepausen „sinnstiftend“ beschäftigt werden. Aber natürlich auch die liebevolle persönliche Betreuung durch das geschulte Personal und vor allem die Gemeinschaft mit den übrigen Vertreterinnen und Vertretern der Generation 80 plus.
Zu jedem Tag gehört
körperliche Bewegung dazu
„Gemeinschaft“, das ist das Stichwort, das die acht Stunden in der Tagespflege begleitet und mit dessen Hilfe der drohenden Vereinsamung alter Menschen erfolgreich entgegen gewirkt wird.
Das beginnt am Morgen, wenn die „Gäste“, so werden die betagten Besucher respektvoll genannt, nach und nach eintreffen. Mal von ihren Familien gebracht, mal mit dem Fahrdienst geholt.
Bis die Gruppe von zwölf Personen beisammen ist, sitzt man gemütlich im Sesselkreis, unterhält sich und nimmt dann ab 9 Uhr gemeinsam im Speiseraum das Frühstück ein. Danach beginnt das Programm, das unter dem Motto „Fördern und Fordern“ steht.
Mal wird mit Begeisterung unter der Anleitung von Pflegekraft Claudia Heuser gesungen und dabei werden bunte Tücher in die Höhe geworfen und wieder aufgefangen, mal wird gespielt oder aus der Zeitung vorgelesen und das Tagesgeschehen diskutiert.
Und an jedem Tag gehört ein wenig körperliche Betätigung in Gestalt von Gymnastik zum Ablauf dazu. „So soll die Mobilität so weit wie möglich erhalten bleiben“, erklärt Birte Heidemann, die Leiterin der Einrichtung.
Nicht alle sind noch so gut disponiert wie Victoria Nieland. „Einige Mitglieder in den Gruppen, die an verschiedenen Tagen bei uns sind, leiden an Demenz“, erfahren wir.
„Das wird aber von der jeweiligen Gruppe getragen“, so Astrid Pokriefke, die examinierte Krankenschwester ist und die Leiterin der Einrichtung, Birte Heidemann, im Bedarfsfall vertritt. „Die Defizite von einzelnen werden respektiert, und so wird Demenzkranken gar keine Gelegenheit zu aggressivem Verhalten gegeben.“
Birte Heidemann, deren Berufsbezeichnung „Pflegewissenschaftlerin“ lautet, berichtet noch Überraschendes: „Es gelingt uns sogar manchmal, schon verschüttet geglaubte Fähigkeiten unserer Gäste zu reaktivieren. Da sind die Angehörigen dann total überrascht.“
Der Umzug in die Hauptstraße 62, in 270 Quadratmeter große, helle freundliche und selbstverständlich barrierefreie Räume, stellt nicht nur räumlich einen erheblichen Vorteil da, zumal zur neuen Adresse auch ein Schrebergarten gehört, in dem die Gäste unter fachkundiger Anleitung eines ehrenamtlich helfenden Sprockhövelers selbst nach Belieben gärtnern können.
Doch gerade bei alten Menschen sind Umzüge mit psychischen Barrieren und Problemen verbunden. Natürlich weiß Birte Heidemann um diese Schwierigkeiten. „Wir bereiten unsere Gäste in Gesprächen auf diese Umstellung vor und stellen für die größeren Räume noch zu den bisherigen 14 eine zusätzliche Kraft ein, die im Februar anfängt, damit sie und unsere Gäste sich schon vor dem Umzug kennenlernen“, so Birte Heidemann, die verrät, dass die Vergrößerung auch mit einer Ausweitung der Kapazität verbunden sein wird.
„Wir können dann pro Tag drei Gäste zusätzlich betreuen.“
Was sicher angesichts der langen Warteliste, die die „Tagespflege am Turm“ hat, ein zusätzlicher Vorteil ist.
Im März, gerade richtig zum zehnjährigen Jubiläum, soll der Umzug über die Bühne gehen. Das heißt, dass der Karneval noch an der Bochumer Straße gefeiert wird.
„Saisonale Feste wie Karneval, Ostern, Erntedank oder Advent gehören hier zum Programm“, bestätigt Astrid Pokriefke. „Ebenso wie Besuche vom Kindergarten, Chören oder der Tag der offenen Tür im Rahmen eines Sommerfestes.“ Und das wird man dann an der Hauptstraße feiern.