Interview Ulli Winkelmann: „Wir haben viele Aufgaben vor uns“

Sprockhövel · Bürgermeister Ulli Winkelmann blickt auf ein wechselhaftes 2018 zurück. Für 2019 hat er viele Themen auf der Agenda.

Ulli Winkelman sieht 2019 mit viel Energie entgegen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

. Das Jahr 2018 war für Ulli Winkelmann sicher nicht das einfachste seiner beruflichen Karriere. Schließlich bekam Sprockhövels Bürgermeister in den vergangenen Monaten die volle Breitseite des politischen Alltags zu spüren. Gerade die Reaktionen einiger Politiker auf die von Kämmerer Volker Hoven ausgesprochene Haushaltssperre setzte dem ehemaligen Extremsportler sichtlich zu. Die Haushaltssperre war aufgrund der ungeklärten Steigerung der Personalkosten nötig geworden (die WZ berichtete). Doch Winkelmann gibt sich weiter als Teamplayer und versucht das positive der Situation hervorzuheben. „Ich bin froh, dass sich zum Ende vieles zum Guten gewendet hat“, sagt der erste Bürger von Sprockhövel. Und während Winkelmann davon spricht, wirkt er nachdenklicher als noch vor einem Jahr, als er sich nach seinem Schlaganfall nicht nur zurück ins Leben kämpfte, sondern auch zurück an den Schreibtisch.

Doch wer Winkelmanns Nachdenklichkeit als Amtsmüdigkeit interpretiert, wird schnell eines besseren belehrt. Denn der Bürgermeister weiß: „Wir haben einige Aufgaben vor uns.“ Umso wichtiger sei es gewesen, dass alle Personen mit der schwierigen Situation in den vergangenen Monaten so professionell umgegangen sind. „Es war auch ein guter Test, um zu sehen, wie gesund ich bin. Jetzt bin ich richtig drin im Job“, sagt Winkelmann, der pünktlich zu Weihnachten auch eine positive Nachricht von der Bezirksregierung Arnsberg erhielt. „Wir haben am vergangenen Freitag unseren Haushaltsplan ohne Steuererhöhung genehmigt bekommen“, sagt Winkelmann. Er lobt die Arbeit seines Verwaltungsvorstands um Kämmerer Volker Hoven und kritisiert gleichzeitig Land und Bund. „Wenn das Land und der Bund immer mehr Aufgaben an die Kommunen weiterreichen, müssen sie auch für die dafür entstehenden Mehrkosten aufkommen“, sagt der Stadtchef. Darauf wolle er im kommenden Jahr ein besonderes Augenmerk legen.

Ganz oben auf Winkelmanns Agenda steht aber auch das geplante interkommunale Gewerbegebiet mit Schwelm. „Wir als kleine Kommune haben nur die Grundsteuer B und Gewerbesteuer als Haupteinnahmequelle. Viele Firmen, wie beispielsweise Wicke, mit der wir eine gute Lösung gefunden haben, wollen ja in Sprockhövel bleiben. Das müssen wir fördern“, sagt Winkelmann. Das Schaffen neuer Gewerbeflächen sei unverzichtbar.

In diesem Jahr feiert Winkelmann erstmals als Großvater

In sozialen Bereichen sieht der Stadtchef Sprockhövel gut aufgestellt. „Wir haben sehr gute Grundschulen und sehr gut funktionierende weiterführende Schulen.“ Bei der Mathilde-Anneke-Schule beispielsweise klappe die Integration der geflüchteten Kinder sehr gut. „Davon konnte ich mich zuletzt wieder persönlich überzeugen“, lobte der ehemalige Schulsozialpädagoge die heimischen Bildungsstätten.

Die Einbindung der Flüchtlinge in die Gesellschaft ist für das Stadtoberhaupt ohnehin eine Herzensangelegenheit – schon aus familiären Gründen. Denn, so berichtet Winkelmann, auch seine Mutter habe Erfahrungen mit Flucht gemacht, sei ihrerseits aus Schlesien vertrieben worden. „Gerade zu Weihnachten sollten wir uns darauf besinnen, dass es allen gut gehen soll“, sagt Winkelmann, der dieses Jahr Weihnachten erstmals als Opa genießt.

Spätestens beim Gespräch über die Familie und seine Enkelin Lia leuchten bei Winkelmann wieder die Augen, als hätte er gerade zum 16. Mal die Triathlon-Ziellinie auf Hawaii durchlaufen. Bei der Verabschiedung ist auch Winkelmanns Nachdenklichkeit über 2018 seiner positiven Einstellung gewichen. „Das Glas war halbvoll. Der Rest war total lecker und hat mir geschmeckt.“