Disco-Streit: Stadt kassiert vor Gericht eine erneute Niederlage
Die Betreiber lockern die selbst auferlegten Auflagen wieder. Alkohol gibt es nicht erst ab 24 Uhr.
Sprockhövel. Am Samstag entscheidet das Glücksrad über die Getränkepreise an der Kleinbeckstraße, am Donnerstag ist School’s out Party. Mit derartigen Spezial-Angeboten versuchen die Betreiber Oliver Nickel und Christian Wieczorek gerade in der Sommerzeit ihr Publikum in ihr Lokal zu locken - denn das Diskothekengeschäft ist in der Freiluftsaison oft ein hartes Brot.
Ab sofort spielt auch der Alkohol bei der Werbung für das K2 wieder eine Rolle. Die selbst auferlegte Beschränkung, bis 24 Uhr keinen Schnaps auszuschenken, hat Oliver Nickel wieder aufgehoben, nachdem er im Gerichtsstreit mit der Stadt vor zwei Wochen endgültig gewonnen hat.
Wie berichtet, hatte die Stadt im Februar die Schließung der Diskothek und den Entzug der Konzession für die Betreiber verfügt, nachdem von dort an einem Abend gleich zwei Jugendliche nach Koma-Trinken ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.
Bei anschließenden Kontrollen waren außerdem weitere Jugendliche mit branntweinhaltigen Getränken in der Disco angetroffen worden.
Dem Antrag der Betreiber auf Aussetzung des sofortigen Vollzugs hatte das Gericht bereits im März entsprochen, die Kleinbeck war seitdem wieder geöffnet. Am 14. Juni kam es nun zur Hauptverhandlung und da zog die Stadt auf Anraten des Richters ihren Antrag wegen Aussichtlosigkeit zurück.
Schon als es um die einstweilige Verfügung ging, sei schließlich deutlich geworden, dass das Gericht eine Schließung als unverhältnismäßiges Mittel ansehe. Weitere Argumente habe die Stadt seitdem nicht gebracht. Eine Jugendschutzkontolle kurz vor der Verhandlung hat keine Verstöße ergeben", sagte Ordnungsamtsleiter Thomas Mai.
K2-Betreiber Oliver Nickel spricht von einem Sieg auf ganzer Linie. Gleich in der Woche danach lies er bereits ab 20 Uhr wieder härtere Alkoholika ausschänken.
Von den Jugendschutzmaßnahmen, die er zuvor ergriffen hatte, um mit der Stadt eine gütliche Einigung zu erzielen und sein Bemühen deutlich zu machen, bleibt lediglich das Verteilen von Armbändern an alle Besucher ab 18 Jahren.
Wer kein Armband hat, an den wird kein Alkohol ausgeschänkt und er muss um Mitternacht die Disco verlassen. "Damit entsprechen wir weiter den gesetzlichen Vorschriften, gehen aber nicht mehr darüber hinaus", sagt Nickel.
Kein Wort mehr davon, dass es schwer zu kontrollieren sei, wenn von volljährigen Gästen Alkohol an Minderjährige weitergegeben werde, wie Nickel noch im März die freiwillige Alkoholbeschränkung begründet hatte.
Der Grund dafür, bereits ab 20 Uhr wieder Alkohol auszuschenken, sei ganz klar ein wirtschaftlicher. "Es war zwar zu erkennen, dass die Minderjährigen weiter kamen wie bisher, aber viele Ältere sind einfach weggeblieben", sagt Nickel.
Die Diskussion um die Entziehung der Konzession habe seiner Diskothek ohnehin sehr geschadet, vor allem bei den Eltern vieler Jugendlicher. Nickel: "Wir müssen Vertrauen zurückgewinnen, schließlich haben wir dreieinhalb Jahre hier ganz vernünftig gearbeitet."
Ordnungsamtsleiter Thomas Mai kündigt weitere Kontrollen an - stichprobenartig, denn für mehr fehlt ihm das Personal. Mai: "Wir werden sehen, ob das mit den Bändern allein funktioniert."