Doch Kultur in alter Zeche?

Frauke Schittek will die Maschinenhalle von Alte Haase wiederbeleben.

Niedersprockhövel. Ihren Ruf als Frau der Tat hat Frauke Schittek durch den Aufbau von drei Jugendchören und des privaten Kinder-Aktions-Zentrums in Sprockhövel begründet. Nun startet die erfolgreiche Unternehmerin einen Anlauf, der Maschinenhalle des ehemaligen Zechenkomplexes von Alte Haase neues Leben einzuhauchen.

Mit einem Tag der Offenen Tür am 25. Oktober mit Tanzformationen und Kunstausstellungen sowie dem Konzert "Gospelnight of 1000lights" ihres Jugendchors "Da Capo" einen Tag später soll der erste Versuchsballon steigen, aus der seit Jahren leer stehenden eindrucksvollen Halle ein Kulturzentrum machen. Kein einfaches Unterfangen, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Erste Nutzungskonflikte deuten sich bereits an.

"Wir wollen zeigen, was möglich ist und hoffen, dass sich für die Zukunft etwas daraus entwickelt", sagt Schittek. Zuvor lädt sie bereits für den 30.August Vereine, Institutionen, aber auch Nachbarn in die Halle ein, um über Ideen für eine künftige Nutzung zu sprechen. "Seminar-, Probe- und Ausstellungräume, aber auch Theaterbühnen, Tonstudio oder Wellness, alles ist möglich", sagt Schittek.

Von Zecheneigentümer Vo Huu - der Hattinger Apotheker verfügt selbst nicht über das nötige Geld, um das Gelände zu entwickeln - hat sie zunächst freie Hand bekommen. "Etwas anderes ist derzeit nicht geplant", sagt Huu, der seit Jahren nur mit Teilerfolgen versucht, das Gelände zu vermarkten. Vorherige Verwahrlosung, Denkmalschutzbestimmungen und ein relativ hoher Sanierungsaufwand haben dazu geführt, dass bisher nur einige Büros vermietet wurden und im Bauteil B links neben dem Malakowturm, das ein Wittener Bauträger erwarb, Wohnlofts entstanden. Bisher sind zwei von sechs Käufern eingezogen.

Nun schwelt hinter den Backsteinkulissen allerdings ein neuer Konflikt. Immobilienmaklerin Brigitte Osselmann, die im Auftrag Vo Huus seit drei Jahren versucht, die Abschnitte des Zechenkomplexes an den Mann zu bringen und vor allem auf die Wohnnutzung setzt, sieht durch das neue Vorhaben ihre Pläne torpediert. "Da ziehen doch keine Leute hin, wenn sie nebenan mit ständigen Veranstaltungen rechnen müssen." A

ußerdem verweist sie auf einen Passus im Verkaufsvertrag für Bauteil B, der zusichert, dass keine störenden Veranstaltungsbetriebe wie Diskotheken, Musikkneipen oder Außengastronomie angesiedelt werden. Vo Huu hat ihr die außerordentliche Kündigung ausgesprochen. "Das geht nur, wenn er uns nachweisen kann, dass wir untätig waren. Ich kann das Gegenteil belegen, habe derzeit zum Beispiel drei Interessenten für den Malakowturm in der Pipeline", widerspricht Osselmann aus rechtlicher Sicht.

Der Bauträger, der Bauteil B (rund 50 Meter neben der Maschinenhalle) gekauft hatte, will derzeit zu Schitteks Kulturzentrumsplänen nichts sagen. Jon Bright, Käufer des ersten Lofts, sagt: "Mit dem Konzert des Jugendchors habe ich kein Problem. Ansonsten hängt es sicher von der Veranstaltung ab. Eine Disko etwa wollen wir hier alle nicht haben."

Zurückhaltend gibt sich noch Lutz Heuser vom Stadtmarketing. "Wenn es funktioniert, helfen wir gerne weiter. Wir wünschen uns eine Lösung für alle, vorher werden wir aber nicht selbst aktiv."

Das Bauamt hat zumindest eine vorläufige Nutzungsänderung der Maschinenhalle für die Oktober-Veranstaltung genehmigt. "Dafür mussten wir Auflagen erfüllen, etwa den Boden begradigen, innerhalb des Gebäudes Türen für Fluchtwege verbreitern und geborstene Scheiben mit Holz sichern", berichtet Frauke Schittek. Vo Huu habe die Arbeiten bereits veranlasst.

Mit einem Architekten will Schittek nach dem Treffen mit den Vereinen auch durchrechnen lassen, wie teuer es würde, die Halle für eine dauerhafte Nutzung als Kulturzentrum herzurichten. Mit Lichttechniker Bernd Schröder, Werbefachmann und Musiker Philipp Kersting (Band der 1000 Herzen), Freizeitpädagoge Daniel Wiese und Moderator Urlich Pätzold-Jäger hat sie bereits ein Team von Mitstreitern.