Sommerschlussverkauf: Viele Schnäppchen, wenig Käufer

Rabatte: Händler ziehen durchwachsene Verkaufsbilanz – doch es gibt auch positive Ausnahmen.

Haßlinghausen. In der Biancheria von Marita Hagedorn an der Mittelstraße 56 ist eine Schaufensterpuppe mit einem verführerischen Dessous in zarten Blau-Tönen raffiniert ausgestattet. Der Preis für das Mode-Utensil: erschwinglich, 20 Prozent reduziert. Kein Wunder: Gerade herrscht Sommerschlussverkauf (SSV).

Doch offiziell führt die Inhaberin des Dessous-Geschäfts gar keinen SSV durch. "Ich biete den Kunden lieber ab und zu ein Schnäppchen an, nicht nur zu einem festen Termin - so bleibe ich unter der Kundschaft häufiger im Gespräch. Das ändert aber nichts daran, dass ich auch in den klassischen Schlussverkaufsphasen wie derzeit Schnäppchen anbiete", erklärt die Geschäftsfrau.

Der 1950 eingeführte Schlussverkauf zu festen Zeiten wurde 2004 wieder abgeschafft. Seither können die Geschäftsleute Saisonschlussverkäufe nach Belieben durchführen. Sie heißen nicht unbedingt mehr Schlussverkauf, sondern "Sale" oder "Rabatt". Die Sommerschlussverkäufe finden aber zu ähnlichen Zeiten wie bisher statt, der Kunde hat sich an die beiden Wochen Ende Juli und Anfang August gewöhnt.

So auch in Haßlinghausen. Nicht alle Einzelhändler sind vollauf glücklich mit den bisherigen Umsätzen. Hildegard Waldinger von Mode und Textil ist zumindest einigermaßen zufrieden. "Sommerware ist in den letzten Tagen gut verkauft worden, aber es ist auch noch allerhand da.

Mit den großen Rabattschlachten der umliegenden größeren Städte können wir nicht mithalten. Das Geld sitzt auch nicht mehr so locker. In Urlaub möchten die Kunden noch fahren, da müssen sie an anderer Stelle sparen. Das ist oft genug die Kleidung", sagt sie.

Erika Ströcker von "Sandra’s Mode" erlebt das Gegenteil. Ihre Kunden kommen auch aus der Großstadt, zum Teil aus dem Rheinland, gar aus Köln. Sie führt Mode bis Größe 60, auf Wunsch auch bis 62. Sommerjacken und sieben/achtel Hosen auch in bunten Farben gingen weg wie warme Semmeln, und an den heißen Tagen wie zuletzt wollte jeder noch schnell eine luftige Bluse oder ein Top in Naturfaser erstehen. Zudem gibt es bereits Interesse an der neuen Herbstmode, die sich auch etwas farbenfroher als sonst im Herbst präsentiert.

In der "Glückauf Apotheke" gibt es auf verschiedene Artikel Rabatt. "Wir wurden von der Kundschaft darauf aufmerksam gemacht, dass es zum Beispiel in Wuppertaler Apotheken Nachlässe gebe. Warum wir das nicht anbieten würden, wurden wir gefragt", sagt Inhaberin Angelika Kehrmann.

Aber so ganz gut laufe es noch nicht. Ihr Angebot kann online bestellt werden, aber auch dort hielten sich die Kunden noch zurück. Doch so schnell gibt die Apothekerin nicht auf. "Die Konkurrenz durch die Versandhandlungen ist groß, doch wir können die Kunden beraten, der Service ist kostenlos. Mancher Kunde vergisst das aber", sagt sie.