Ein Mörder zum Dessert

Wer hat Charly umgebracht? Die Gäste des Krimispieldinners „Mord im Allgäu — ein Workshop mit Todesfolge“ essen gut und klären dabei den Fall auf.

Niedersprockhövel. Charly Schneider ist tot. Der Journalist wird nie mehr recherchieren. Damit ist seine Aufgabe im Rollenspiel des Krimidinners erfüllt. Die Vernehmung eines der mitspielenden Gäste könnte so lauten: „Wo waren Sie an diesem Abend, sagen wir so zwischen 19 und 23 Uhr?“ — „Im Hotel Restaurant Eggers.“ — „Irgendwelche Zeugen?“ 56 weitere Gäste und die Mitarbeiter des Restaurants.

Was ist passiert? Die Faktenlage: Drei Tage hintereinander wird im Hotel und Restaurant Eggers zum Vier-Gänge-Menü geladen. Die Veranstalter Krimispieldinner aus Hattingen bringen „Mord im Allgäu — ein Workshop mit Todesfolge“ mit. Das mörderische Dinner ist an drei Abenden zwischen Weihnachten und Silvester ausgebucht gewesen.

Nach der Vorspeise werden die Rollen verteilt. Ab jetzt heißt man „Toni“ oder „Zenzia“ oder „Dr. Pichler“. Jeder bekommt einen Umschlag mit seiner offiziellen Aussage und einem inoffiziellen Wissensstand nur für die entsprechende Figur. Nach dem Hauptgang geht es an die Ermittlungen. Am Tisch setzt das Kreuzverhör ein. Die erstaunlichsten Dinge kommen ans Licht.

Als Teilnehmer eines Heilfasten-Seminars logiert die Gruppe auf Tonis Alm, der mit dem Gästebetrieb ein Zubrot zu seiner Wollschweinzucht gefunden hat. Kaum ein Teilnehmer, der nicht irgendwas lieber im Dunkeln ließe — aber hat das mit Charlys Tod zu tun? Wer hatte ein Motiv? Eines ist sicher: Der Täter sitzt mit am Tisch.

Es wird gelacht, Fragen und Antworten fliegen hin und her. „Was hattest du denn im Heustadel zu suchen? Warum hast du so viel Geld mit auf die Alm gebracht?“ Der Mann an Tisch vier, der sich jetzt Toni nennt, ist mit seiner Frau nach Sprockhövel gekommen. Er ist begeisterter Krimileser. „Und freitags“, sagt er, „ist Krimitag, da werden bis spät in die Nacht Kriminalfilme im Fernsehen geschaut.“ Das Dinner ist ein Geschenk von der Tochter.

Vor dem Dessert muss sich jeder auf einen Täter festlegen. Aber erst, als alle Teller geleert sind, zieht Spielleiterin Manuela Klumpjan die Schlinge um den Hals des Täters zusammen. Wie sich herausstellt, lagen 23 Ermittler richtig. Ihnen gebührt ein anerkennendes „aber Holmes, wie konnten Sie das wissen?“. Für die übrigen gilt „gut beobachtet, mein lieber Watson. Aber Sie haben die falschen Schlüsse daraus gezogen“.