Trockenheit Ernteausfälle, trockene Bäume und volle Biergärten
Sprockhövel · Stadt und Wirtschaft ziehen Bilanz nach dem heißen Sommer.
„20 bis 25 Prozent Ernteverlust hat uns die lang anhaltende Dürre gebracht“, sagt der Herzkamper Landwirt Dirk Gelbrich nach Abschluss der äußerst heißen Jahreszeit. „Die Verluste erstrecken sich gleichermaßen auf Gras, Getreide und Mais“, so Gelbrich, der auch auf die Ertragsminderung beim Milchvieh hinweist.
„Unsere Kühe hatten auch unter der großen Hitze zu leiden, die sind am liebsten gleich im Stall geblieben“, sagt der Sprockhöveler. „Wir haben die Stalltür offen gelassen und es den Kühen überlassen, ob sie nach draußen gehen oder lieber drinnen bleiben wollten. Die haben den klimatisierten Stall, in dem wir große Ventilatoren angebracht haben, vorgezogen. Auch nachts haben wir die Stallung aufgelassen, damit die Tiere sich frei bewegen konnten.“
Da im Stall kein Gras wächst und das draußen auf der Weide reichlich trocken war, musste Gelbrich zufüttern. „Das waren alles zusätzliche Kostenfaktoren“, sagt er, denkt aber mit zufriedener Miene an die Erdbeerernte Ende des Frühjahres zurück. „Da kam uns das gute Wetter entgegen und hat die erhofften Erträge gebracht.“
Hervorragend kam der Rekordsommer natürlich beim Förderverein des Freibades in Sprockhövel an, das dem kühlen Nass an der Bleichwiese mehr als 50 000 Besucher bescherte und dem Förderverein Mut machte, sich ernsthaft mit der Anschaffung einer Wasserrutsche zu beschäftigen.
Frohe Gesichter auch bei den Eisdielen und den Gaststätten mit Außengastronomie, die die Tische bestens besetzt hatten und sich über mangelnden Umsatz nicht beklagen konnten. So wie auch die Veranstalter von Sommerfesten. Etwa wie die Aktionen der Kuki (Kunst- und Kulturinitiative), deren Vorsitzende Karin Hockamp das musikalisch untermalte Trassenpicknick an der Pausenstation Bossel im Juli wie auch das Kultur-Event „Unter sieben Brücken“ als volle Erfolge verbuchen konnte. „Uns ist das gute Wetter sehr entgegengekommen, zumal es an beiden Tagen auch nicht zu heiß war“, sagt Karin Hockamp. Ebenso erging es dem Haßlinghauser Nach(t)schlag oder dem Erntedankfest in Herzkamp und dem Stadtfest in Niedersprockhövel.
Volle Biergärten, leere
Bewässerungsteiche
Wahre Begeisterung auch bei Alessandro Napoletano, dem jungen Gastronomen von „Il Gusto“, dem ehemaligen „Spitzbub“ an der Elberfelder Straße, „Ich hatte hier einen Biergarten angelegt, und das war ein voller Erfolg. Da waren fast ständig alle Plätze belegt, und einige Gäste haben ungeduldig darauf gewartet, dass endlich wieder etwas frei wurde.“
Zwar auf der sonnigen Seite, aber dafür zu stark bestrahlt standen die Bäume auf den öffentlichen Plätzen Sprockhövels. „Die mussten gewässert werden, was einen erheblichen Aufwand bedeutete. Der war jedoch nötig, weil es die Bäume wegen des hohen Versiegelungsgrades im städtischen Bereich besonders schwer haben“, so Dirk Hölzel vom städtischen Ressort Planung und Umwelt. „Ich habe mich sehr gefreut, dass viele Bürger auch erkannt haben, wie die Bäume unter der Hitze zu leiden hatten und selbst die Initiative ergriffen haben.“
Vor einer besonders schwierigen Situation stand Hobby-Winzer Gunner Klewer, dessen 100 Weinstöcke nur rosinengroße „Trockenbeeren“ hervorbrachten, und dessen Weinlese total ausfiel. Klewer ist in seinem tatsächlichen Job Head-Greenkeeper der Golfwelt Wuppertal-Sprockhövel. „Wir haben auf den Golfplätzen Vorratsteiche angelegt, aus denen wir das Wasser für unsere nächtlich betätigten Beregnungsanlagen für die Grüns und Abschläge entnehmen. Da reichen die Vorräte für sechs bis acht Wochen. Danach waren die Teiche leer und wir mussten Wasser hinzukaufen“, berichtet Klewer, der trotzdem Trockenstellen ausgemacht hat. „Wo es jetzt kahl ist, wächst in diesem Jahr auch nichts mehr nach. Wir können nur auf einen nassen Winter und ein normales Jahr 2019 hoffen.“