Ferientennis: „Boris Becker? Nie gehört“

Die TG Hiddinghausen bietet Ferienkurse mit dem Jugendamt an. Da ist Grundlagenarbeit gefragt, denn die Vorbilder von einst ziehen nicht mehr.

Hiddinghausen. "Boris Becker, wer ist das denn?" Mit dem großen Tennis-Idol ihrer Väter können Louis (7) und Tom (8) nichts anfangen. Sie spielen eigentlich Fußball und wollen einfach mal ausprobieren, wie das denn mit kleineren Bällen und Schläger geht. "Versucht mal, den Ball abwechselnd zu tippen und hochzuhalten", instruiert sie Tennislehrer Michael Paßberger.

Darüber, dass der große Ansturm auf die Ferientennis-Kurse der TG Hiddinghausen beim städtischen Ferienspaßes bisher ausgeblieben ist, ärgert er sich nicht. "Ich arbeite auch gern mit wenigen Kindern, dann kann man sich umso intensiver um sie kümmern", sagt der 59-Jährige, während er seinen Schützlingen erste Schwungübungen für die Vorhand demonstriert.

Tom und Louis sind zwar Tennis-Anfänger stellen sich aber durchaus geschickt an. Ballgefühl bringen sie jedenfalls mit. "Um viel mehr kann es im Anfängerkurs auch gar nicht gehen", sagt Michael Paßberger, der die Ferienkurse (jeweils 90 Minuten pro Tag) in Kooperation mit dem Jugendamt in diesem Jahr zum siebten Mal anbietet.

Dass Tennis nicht mehr die Popularität hat wie zu Zeiten von Boris Becker und Steffi Graf, hat er am eigenen Leib erfahren. "Früher kamen die Jugendlichen von allein, man musste nur auswählen, heute muss man sich um sie bemühen", sagt er. Einige bleiben aber in Jugendabteilung der TGH, wo er Jugendwart ist, fast immer hängen.

Das beste Beispiel schlägt gerade nebenan seinem Vater die Bälle regelrecht um die Ohren: Anne Zorn hat vor vier Jahren ebenfalls bei einem Ferienkurs von Paßberger das Tennisspielen für sich entdeckt, jetzt ist sie das Aushängeschild der TGH-Jugendabteilung.

Gerade am Wochenende wurde sie Dritte beim Deutschen Tennis-Jüngstenturnier in Detmold in ihrer Altersklasse U9 (siehe unten stehender Bericht).

Anne nimmt längst nur noch Einzelstunden - wie übrigens viele, die über das reine Anfängerniveau hinaus sind. "Die wollen dann auch gar nicht mehr in der Gruppe üben", weiß Michael Paßberger. Stolz ist er darauf, dass es in der TGH inzwischen wieder eine Jugendabteilung mit 70 Spielern gibt, von denen mindestens 60 regelmäßig trainieren.

Ob Louis und Tom beim Tennis hängenbleiben, wissen sie noch nicht. "Es macht auf jeden Fall Spaß", versichert Tom, dessen erste Vorhand-Versuche schon ganz ordentlich übers Netz segeln. Sein Lieblingsspieler ist übrigens Dante, der von Tom Dede - und das sind beide bekanntlich Fußballer. Die Popularität von Boris Becker dürften die freilich nie erlangen.