Wie die Indianer durch Sprockhövel schleichen

Kinder wandeln auf den Spuren von Winnetou und Pocahontas. Sie lösen knifflige Aufgaben in Niedersprockhövel.

Sprockhövel. Mit Kriegsgeheul stürmen 65 Kinder wie mutige Indianer in die Stadt, um sie zu erkunden. Die aufregenden Ziele sind das Freibad, aber auch der Wald, die Zwiebelturmkirche und ein Bücherladen. Die Kinder sind ab jetzt nicht mehr junge Einwohner von Sprockhövel, sondern Indianer, die mit Kriegsgeheul, aber auch auf leisen Sohlen bei einer Rallye in der Stadt Aufgaben lösen.

"Einfach toll hier in unserem Tipi-Dorf", sagt der zwölfjährige Lars, der zwar keinen gefiederten Häuptlingsschmuck, aber immerhin eine Kappe, trägt. "Der Federschmuck kommt ja noch. Unser Projekt geht noch eine ganze Woche lang", sagt Ute Feldmann vom Jugendzentrum Niedersprockhövel.

Jährlich lädt die Stadt zum Abenteuerspielplatz auf der großen Wiese an der Dresdener Straße zwischen Glückaufhalle und Grundschule Börgersbruch ein. "Das ist jetzt das elfte Projekt", freut sich Ute Feldmann: "An Themenschwerpunkten hatten wir schon Piraten, Römer, Ägypter. Doch als ich am vergangenen Weihnachtsfest den Film "Der mit dem Wolf tanzt" sah, wusste ich, dass das Thema für das nächste Feriencamp Indianer sein würde", sagt die Pädagogin. Das Thema kam bei Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren offensichtlich gut an: "Schon im Januar kamen die ersten Anmeldungen", sagt Feldmann.

Auf der großen Wiese wurden die Tipis zusammengezimmert. "Drei Pfähle haben wir in den Boden gesteckt und Bretter darüber gelegt", erzählt Kyra (10). "Es wäre schön, dort mal zu schlafen, aber vielleicht ist es nachts doch zu kalt," fürchtet die kleine Squaw.

"Wir haben in unserem Indianerdorf auch schon sehr geschwitzt", erinnert sich Feldmann an heiße Tage, "da haben wir 80 Flaschen Wasser getrunken. Jetzt sind die Temperaturen besser."

Sven (7) hat gut aufgepasst, als Ute Feldmann von den Indianern erzählt hat. "Die haben einen Marterpfahl und sie mögen Büffelfleisch", sagt er. Winnetou kennen die Kinder nicht unbedingt, eher Winni Puuh, doch das Indianerleben können sie sich gut vorstellen. "Wir gehen auf Kriegspfad in die Stadt", sagt Sven. Bei der Rallye, stets der Höhepunkt der Ferienfreizeit, sind viele Aufgaben zu lösen. Luftmatratzenpaddeln im Freibad oder Fische fangen mit einem Kescher. Auf dem Schulhof Börgersbruch wird ein Totempfahl aufgestellt.

Einige Kinder schleichen sich wie Indianer in die Zwiebelturmkirche. Wann wurde sie erbaut? Das müssen die Kinder herausfinden. "Wir machen am Nachmittag eine Auswertung, doch der Spaß an der Rallye steht im Vordergrund", sagt Neumann. In der nächsten Woche wird das Projekt Indianer fortgesetzt. Dann ist auch der Federschmuck gebastelt und kommt beim Abschlussfest mit den Eltern zum Einsatz.

Auch etwas ältere Indianer werden am Freitag in der Stadt gesichtet. "Das sind die Jugendlichen, die früher beim Abenteuerspielplatz mitgemacht haben. Jetzt sind sie dafür zu alt, betreuen aber die Kinder. Das ist ganz wertvoll für uns", so Neumann.

Viele Kinder fahren nach dem zweiwöchigen Indianer-Projekt mit ihren Eltern in den Urlaub. Andere machen dann beim Zirkus- und Theaterprojekt der Stadt mit. Bis dahin hört man in Sprockhövel aber noch Indianergeheul.