Flüchtlinge: Sprokhövel bewertet Wohnsituation als entspannt
381 Asylbewerber leben derzeit in Sprockhövel. 197 von ihnen steht inzwischen eine eigene Wohnung zur Verfügung.
Sprockhövel. Auch wenn die Zahl von Flüchtlingen in Sprockhövel seit etwa zwei Monaten wieder steigt, hat sich die Unterbringungssituation durch Fertigstellung der Containeranlage in Merklinghausen sowie der Traglufthalle auf dem Gelände der Burgschützen inzwischen merklich entspannt. Dass man „aus dem Gröbsten raus“ sei und bei der Unterbringung der aktuell 381 gemeldeten Asylbewerber inzwischen wieder recht gut ohne die zwischenzeitliche Notunterkunft in der Haßlinghauser Sporthalle auskomme, sagt auch Evelyn Müller, städtische Fachbereichsleiterin für Soziales.
Die Hallenfreigabe zugunsten von Schul- und Vereinssport beendete zugleich die Aussetzung der allgemeinen Regelzuweisung, so dass der Stadt im Laufe der letzten beiden Monate rund 100 weitere Hilfesuchende zugewiesen worden sind. „Durch unsere besondere Situation der Zuweisungsaussetzung müssen wir einiges nachholen und bekommen aktuell noch bis Oktober 15 Leute pro Woche zugeteilt“, erklärt Müller und ergänzt, dass dann ab Oktober nur noch zehn pro Monat hinzukommen würden.
197 Asylsuchenden, also mehr als die Hälfte, stehe inzwischen eine eigene Wohnung zur Verfügung; die übrigen würden sich auf Gemeinschaftsunterkünfte und Wohncontainer verteilen, berichtet die Fachbereichsleiterin. Die neuen Container in Merklinghausen seien im Zuge der erhöhten Zuweisung von Frauen und Kindern vor kurzem familientauglich umgebaut worden und stünden damit nicht, wie ursprünglich geplant, nur allein männlichen Flüchtlingen zur Verfügung. Vor nunmehr drei Wochen ist in Niedersprockhövel der Ausbau der neuen Traglufthalle abgeschlossen worden. Die auf maximal 153 Personen ausgelegte Gemeinschaftsunterkunft ist vor wenigen Tagen in Betrieb gegangen und verzeichnet aktuell seine ersten sieben Bewohner. Da alle anderen Unterkünfte seit kurzem voll sind, sollen nun alle weiteren Neuankömmlinge in die parzellenartige, mit Sichtschutz ausgestattete Großhalle ziehen.
Trotz der Entspannung der Kapazitätssituation stand das Thema Flüchtlinge erneut ganz oben auf der Sitzungsagenda des Sozialausschusses. Der will ab sofort auch die berufliche Integration durch vom Bundesministerium finanzierte Arbeitsmaßnahmen stärken. So kann Sprockhövel in den kommenden Wochen 25 auf ihren Asylantrag wartenden Flüchtlingen die Möglichkeit einer Berufshospitation geben, die in fünf Fällen intern, also innerhalb der Wohnunterkünfte, und für die Übrigen extern in der Einrichtung eines staatlichen, kommunalen oder gemeinnützigen Trägers stattfinden soll. „Flüchtlinge sollen durch diese niedrigschwelligen Angebote die Wartezeit bis zur Entscheidung über ihre Anerkennung durch eine sinnvolle und gemeinwohlorientierte Beschäftigung überbrücken“, erklärt Evelyn Müller den Hintergrund der so genannten „Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen“ (FIM). Sie ergänzt, dass die Teilnehmer erste Einblicke in das berufliche und gesellschaftliche Leben in Deutschland erhalten und einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten sollten.
Die Stadt beabsichtigt, die internen FIM unter Anleitung und Betreuung durch die städtischen Hausmeister umzusetzen und vor allem in den Gemeinschaftsunterkünften anzubieten. Dieser Freiwilligendienst war jedoch auch schon im Vorfeld angeboten worden und sieht Mitarbeit bei Transporten, Reparaturen und Essensausgabe vor. Die Vergabe der externen FIM sollen in Kooperation mit der AWO Ennepe-Ruhr und der Agentur für Arbeit Hagen geregelt werden. Die 25 Nutzer der Maßnahmen müssen volljährig und dürfen nicht anderweitig erwerbstätig sein. Sie erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 80 Cent pro Stunde und haben somit die Möglichkeit, ihre Flüchtlingshilfe aufzustocken. „Wir sehen das als eine Chance für die Integration. Schließlich ist das nach Schaffung des Wohnraums sowie von Schul- und Kindergartenplätzen, wo wir außergewöhnlich gut aufgestellt sind, unsere nächste Baustelle“, so Müller.