Heimatabend weckt zahlreiche Erinnerungen
Die Bürgergemeinschaft Herzkamp blickte mit Fotos und Anekdoten in die Vergangenheit.
Herzkamp. Das Herz der Herzkamper war im evangelischen Vereinshaus an der Barmer Straße ebenso angesprochen wie deren Erinnerungsvermögen. Die Bürgergemeinschaft hatte zu einem Erinnerungsabend an den vor zwei Jahren im Alter von 72 Jahren gestorbenen Dieter Hering eingeladen. Ein ehemaliger Lehrer, einer der mit Leib und Seele Herzkamper und die treibende Kraft bei der Gründung der Bürgergemeinschaft war. Zu diesem Zweck hatten die Einwohner des kleinen Sprockhöveler Dorfes ihre Fotoalben geöffnet und Ulrich Engelke mehr als 400 Bilder aus meist alten Zeiten zur Verfügung gestellt. Auf die Leinwand projiziert, ließen sie so manches „Döneken“ aufleben.
Vor allem die Senioren erwiesen sich als wahre Gedächtniskünstler, hatten wie Werner Putzmann (83) amüsante Anekdoten parat. „Nach dem Krieg wollten wir Jungs natürlich wieder Fußball spielen, doch der Platz in Gennebreck (heute ein gepflegter Kunstrasen) war inzwischen mit Unkraut und Gras zugewachsen“, so Putzmann, der aber eine umweltfreundliche Lösung des Problems zur Hand hatte. „Wir haben zwei Ziegen aus dem Dorf auf dem Platz angepflockt und sie fressen lassen. Und wenn eine Stelle kahl war, dann haben wir die Pflöcke ein Stück weiter eingeschlagen.“
Tierisch ging es auch bei der von Gerlinde Feuerstack zum Besten gegebenen Anekdote zu. „Die Kühe von einem Bauern brachen immer wieder aus, rissen Heustapel um und richteten auch sonst Schäden an. Da wurde überlegt, die Biester einfach in den Reitstall zu treiben und ein paar Stunden einzusperren.“ Gesagt, getan, doch als die Rindviecher vor dem offenen Tor standen, sahen sie auf einmal ihre Ebenbilder in dem Spiegel, mit dessen Hilfe die Reiter ihre Haltung korrigierten. Erschreckt von diesem Anblick nahm das Hornvieh wieder Reißaus und musste erneut zusammen getrieben werden.
Auch der Blick auf die alte Schnapsfabrik Breukelchen, die den edlen Tropfen „Herzkamper Korn“ in den Stärken 32 und 38 Prozent brannte, weckte einige Erinnerungen. Da die Zahl der Kneipen damals noch ziemlich groß war, und die Kohlentreiber und Einheimischen auch gern einen „zwitscherten“, fand der reißenden Absatz. Einige schlugen dabei über die Stränge, und wie Adelheid Herbst wusste, gab es zur Ausnüchterung und bei kriminellen Verfehlungen an der Barmer Straße eine Gefängniszelle. Auch ein Polizist war im Dorf stationiert. „Aber mit den Kneipen verschwand auch die Polizei“, so Kurt Becker, der sich an eine prominente Koloratur-Sopranistin erinnerte, die dem Herzkamper Korn innig verbunden war.
Auf manch einem alten Schulbild, erkannte sich der eine oder Herzkamper wieder, und wiederum andere wunderten sich, wie man damals „so herumlaufen konnte“. Fotos über Fotos, wehmütige oder einfach nostalgische Erinnerungen zuhauf, aber um 21.45 Uhr wurde beschlossen, sich die noch nicht gesehenen Bilder an einem weiteren Abend „in der dunklen Jahreszeit“ zu Gemüte zu führen und damit verbundene Erinnerungen auszutauschen. Dann wird wohl auch erneut Edith Hering dabei sein, die sicher war, dass ihr Mann Dieter an dieser liebenswürdigen Veranstaltung seine Freude gehabt hätte.