Heimatverein erinnert an den Krieg

Eine Ausstellung zeigt Fotos und Originalstücke aus dem Ersten Weltkrieg.

Foto: Gerhard Bartsch

Niedersprockhövel. „Die Fakten sprechen eine grausame Sprache. Es ist wichtig, Erinnerungskultur zu betreiben.” Mit diesen Worten hat der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Sprockhövel (HGV), Rainer Kaschel, am Freitagabend die zahlreichen Besucher im Neubau neben der Heimatstube begrüßt. Dort ist jetzt die Ausstellung „Der Erste Weltkrieg in Sprockhövel” zu sehen.

Foto: Gerhard Bartsch

„Der Termin ist nicht zufällig gewählt”, sagte Kaschel. Am 1. August vor 100 Jahren und genau um 17 Uhr hatte Kaiser Wilhelm II. die Mobilmachung verfügt, mit der der Krieg begonnen hatte. „Heute befremden die positiven Reaktionen im Volk, und es befremdet die Unfähigkeit, den Krieg zu verhindern oder zu beenden”, merkte Kaschel an. Sein besonderer Dank galt dem Ideengeber der Ausstellung, Ludger Haverkamp, und seinen Helfern Edgar Tönges und Hans-Dieter Meisehen für ihren Einsatz bei der Vorbereitung der Ausstellung.

Mit einem ausführlichen Referat führte Haverkamp in die Ausstellung ein. Dabei wurde deutlich, wie viele Informationen die Macher sammeln konnten — und dass der Platz gerade für die persönlichen Geschichten und Zeugnisse aus dem Alltag in der Stadt nicht ausreicht.

Deutlich wurde auch, welche Rolle Medien haben können. „Der damalige Redakteur der Sprockhöveler Zeitung, Rudolf Steinbeck, hatte die Meinungsführerschaft in der Stadt”, sagte Haverkamp und bezog sich über weite Strecken seines Vortrags auf die Berichterstattung des Blattes. „Die große Politik erreichte in abebbenden Wogen auch Sprockhövel”, berichtete er.

An Beispielen beschrieb Haverkamp den vorherrschenden Patriotismus in der Stadt — etwa bei Kaiser-Geburtstagsfeiern in den Vereinen mit Hoch-Rufen und gesungener Nationalhymne oder bei einer Propaganda-Veranstaltung des Flottenvereins im Februar 1909.

Sein Fazit: Auch wenn in Sprockhövel ein systematischer Aufbau eines Feindbildes nicht erfolgt sei, habe die Bevölkerung doch einen selbstbewussten Patriotismus gezeigt. Dieser sei jedoch früh der Realität gewichen. So seien bereits Ende Juli 1914 in der Stadt Mehl und Salz ausgegangen, weil sich die Menschen Vorräte anlegten. Wegen der Kriegsverpflichtung der Männer musste die Ernte von Frauen und Jugendlichen eingebracht werden. In einem Feldpostbrief hieß es: „Den Krieg habe ich mir so nicht vorgestellt.”

Dazu passt auch der Einstieg in die Ausstellung: Dort zeigen die ersten Tafeln Fotografien des Schlachtgeschehens. Auf zwei Tafeln sind die 381 im Krieg getöteten Männer aus Sprockhövel aufgelistet. Höhepunkt der Ausstellung ist eine Vitrine, in der Kriegswaffen — blanke Bajonette — neben Todesanzeigen Sprockhöveler Soldaten liegen.