In Remscheid ist eine Pferdesteuer geplant
In Remscheid ist eine Pferdesteuer geplant. Reiter in Sprockhövel halten wenig davon.
Sprockhövel. Das könnte sich so richtig lohnen: 742 Pferde, verteilt auf 115 Betriebe, stehen in Sprockhövel. Da würde eine Pferdesteuer ordentlich Geld in die leere Stadtkasse spülen. Derzeit plant die Verwaltung der Stadt Remscheid — wo wesentlich weniger Tiere stehen — eine Steuer von 750 Euro pro Jahr und pro Tier von den Haltern.
Die Pferdesteuer auch als Option für Sprockhövel? Vor einigen Monaten hatten die Grünen über diese Möglichkeit laut nachgedacht. „Das ist aber längst wieder vom Tisch und von uns nicht weiterverfolgt worden“, sagt Grünen-Geschäftsführerin Ute Eichler-Tausch. Stephan Sturm von der Gebührenstelle der Stadt will aber nicht ausschließen, dass diese Steuer irgendwann kommen könnte. „Wir haben nichts dergleichen geplant“, betont er, fügt aber hinzu, dass die Stadt das Vorgehen anderer Kommunen beobachte. „Sollte es einen Antrag aus der Politik geben, würden wir das genauer prüfen“, sagt Sturm.
Was sie von einer möglichen Pferdesteuer zu halten haben, steht für die Betroffenen außer Frage: „Gar nichts“, sagt Patricia Nippus vom gleichnamigen Reiterhof. „Eine Pferdesteuer würde einen riesigen Einschnitt in den Reitsport geben. Reiten ist für viele Menschen ein Hobby, ein wichtiger Ausgleich — und dabei handelt es sich nicht ausschließlich um gut betuchte Menschen.“ Ganz übel sähe es für die Züchter aus, so Nippus, denn die müssten die Steuer auf den Preis der Tiere umlegen. Ein Geschäft, das sich für die Züchter kaum noch rechnen dürfte, wenn vergleichbare Tiere in Nachbarstädten ohne Steuer deutlich günstiger verkauft würden.
Auch Sabine Thamm, Pächterin der Reitanlage an der Friedhofstraße in Haßlinghausen, hat für eine Pferdesteuer wenig Verständnis. „Das wäre auch mit einer Hundesteuer überhaupt nicht vergleichbar. Pferde hinterlassen schließlich keinen Dreck auf öffentlichen Straßen.“ Für die Benutzung von Reitwegen sei zudem eine kostenpflichtige Reitplakette erforderlich. Diese kostet Privatleute bei Erstbeantragung 40 Euro und danach jährlich 30 Euro. „Früher war es sicherlich so, dass Reitsport eher ein elitäres Hobby war, aber heute ist Reiten ein Volkssport. Viele können sich dieses Hobby überhaupt nur durch Reitbeteiligungen leisten“, sagt Thamm. Die Kosten für ein Pferd seien durch Stallmiete, Unterricht, Futter und Tierarztbesuche ohnehin nicht günstig.
Sollte die Pferdesteuer in Sprockhövel geprüft werden, könnten auch Nachbarstädte nachziehen — nach Angaben von Amtstierarzt Dr. Peter Richter ist der Ennepe-Ruhr-Kreis der „pferdedichteste Kreis“ in ganz Nordrhein-Westfalen. „Im Kreis Warendorf stehen zwar mehr Pferde, aber dort ist die Fläche auch um einiges größer“, erklärt Richter. 4400 Tiere verteilt auf 718 Betriebe gibt es laut offizieller Registrierung, „die wirkliche Zahl liegt vermutlich um zehn oder 20 Prozent höher“.
Ob Remscheid die Steuer tatsächlich einführt, ist indes noch nicht endgültig beschlossen. Die Steuer muss von der Landeseregierung genehmigt werden und zahlreiche Pferdehalter haben bereits deutlichen Protest angekündigt.