Ehemaliges Bildungszentrum der IG Metall: Alles für die Tonne

Das ehemalige Bildungszentrum der IG Metall wird derzeit abgerissen. 40 000 Tonnen Bauschutt schaufeln Bagger beiseite.

Obersprockhövel. Berge von Bauschutt türmen sich an der Otto-Brenner-Straße. Es staubt, vor dem bleigrauen Himmel ragen Zementbrocken und rostige Metallstäbe aus dem Berg. Der rechte Flügel des ehemaligen IG Metall Bildungszentrums ist bereits zermalmt, dem Rest des Gebäudes droht das gleiche Schicksal.

Wie große gelbe Insekten nagen die Bagger an dem Gebäudeskelett, reißen es Stück für Stück auseinander. Eine eigenartige Faszination geht von diesem Werk der Zerstörung aus. Wo einst um Tarifabschlüsse und gerechteren Lohn gerungen wurde, wo sich Führungskräfte im hauseigenen Schwimmbad entspannten, wo hunderte IG-Metall-Mitglieder aus ganz NRW zusammenkamen, ist heute nur noch Schutt. 40 000 Tonnen um genau zu sein.

Polier Antonio Lanzar Tore vom Abbruch-Unternehmen Moß hat schon viele solcher Bau-Ungetüme verschwinden sehen. Sein Unternehmen hat sich auf den Abriss großer Gebäude spezialisiert — die Emsländer haben bereits den Brückenabbruch am Heerdter Dreieck in Düsseldorf oder den Rückbau des Chemieparks Marl übernommen. Nun also das ehemalige IG-Metall-Bildungszentrum.

„Ein schönes Gebäude, so was wird heute gar nicht mehr gebaut“, sagt er sachlich, ohne Sentimentalität. „Schöne breite Flure, jeder einzelne Raum hatte Tageslicht.“ Die Innenhöfe, denen dieser Umstand zu verdanken war, dienen jetzt als Plattform, auf der sich die Bagger bewegen können. Sieben Stück sind aus dem Emsland hergebracht worden, der kleinste ein 25-Tonner, der größte ein 70-Tonner. „Der muss permanent arbeiten, das ist unser teuerstes Gerät.“ Still stehen die Bagger nur nachts und am Wochenende. Werktags sind sie im Dauereinsatz. Insgesamt 43 Bauarbeiter sind mit dem Abriss beschäftigt, vieles geht dank der großen Maschinen schon automatisch, aber ohne echte Muskelkraft funktioniert keine Baustelle.

Nächste Woche soll schon der Platz für eine Brechanlage da sein, mit der der Bauschutt vor Ort aufbereitet werden kann. Derzeit wird er von mehreren Lkw täglich abgeholt. „Der Schutt wird wieder verwertet, zum Beispiel als Unterlage für den Straßenbau“, sagt Lanzar Tore. Nicht wieder verwertet wird hingegen das, was seine Männer in der ersten Phase der Abrissarbeiten aus dem Gebäude herausgeholt haben. Da stand Entrümpeln auf dem Programm. Vor allem Mobilar und Teppiche mussten herausgeschafft werden — „das wäre vielleicht sogar noch nutzbar gewesen, aber wie sollen wir das organisieren?“, fragt Lanzar Tore und hebt die Augenbrauen. Weg damit, genauso wie mit Metallen und Schadstoffen, darunter auch Asbest — sie wurden bereits in der zweiten Phase entsorgt. Jetzt, in der dritten Phase, ist es das komplette Gebäude, das entsorgt werden soll.

Bis Anfang Mai hofft Lanzar Tore mit allem fertig zu sein. Dann soll das ehemalige IG Metall Bildungszentrum wie vom Erdboden verschluckt sein.