Eigentlich hat die Nachricht, dass die Stadt die Kosten für Arbeitskräfte aus dem sogenannten „AGH-Beschäftigungsprogramm“ bis Ende des Jahres übernehmen wird, bei vielen Beteiligten Erleichterung ausgelöst. Auch die Taubenhäuser waren von den Einsparungen betroffen. Insgesamt vier gibt es in Wuppertal: Das Taubenhaus am Kirchplatz wird von der evangelischen Citykirche betreut und ist nicht von den Einsparungen betroffen. Am Barmer Heizkraftwerk ist der Tierschutzverein aktiv, zwei Taubenhäuser am Elberfelder Rathaus und nahe der Schwebebahnstation Oberbarmen betreut der Förderverein Stadttauben. Beide leisten diese Betreuung nicht nur mit ehrenamtlichen Helfern, sondern vor allem auch mit AGH-Kräften, die wiederum vom Wichernhaus kommen.
„Ein Abfüttern in den Wintermonaten ist indiskutabel“
Der Förderverein hat nun nach eigenen Angaben „die Notbremse gezogen“: In einem Beitrag in den sozialen Medien heißt es, dass eine Lösung gefunden worden sei, man aber keine Details erfahren habe. Nachdem diese mitgeteilt worden seien, kam der Verein zum Schluss, dass die Taubenhäuser aus mehreren Gründen nicht mehr betreibbar sind. „Zwei zuverlässige AGH-Kräfte werden weiterhin nicht finanziert, zwei andere Mitarbeiter (einer in Teilzeit und für drei Taubenhäuser) könnten eventuell bis Ende des Jahres beschäftigt werden“, heißt es dort. Man habe seit Oktober gekämpft, aber ohne verlässliche Planung über 2025 hinaus könne man die Taubenhäuser so nicht mehr weiterbetreiben. „Ein Abfüttern der Tauben vor oder während der Wintermonate ist absolut indiskutabel“, weshalb man mit Ehrenamtlern den Betrieb aufrechterhalten wolle – allerdings nur bis Juni. Die Tauben müssten bis dahin „entwöhnt“ werden, damit sie nicht von jetzt auf gleich auf sich alleine gestellt seien. Auch die Webseite des Vereins ist inzwischen gelöscht.
Stadtsprecherin Martina Eckermann teilt mit, dass die Entscheidung des Fördervereins per Mail und Nachfrage bestätigt worden sei. Aktuell prüfe man Alternativen, dies liege aber nicht im Einflussbereich der Stadt. Die Dienstleistung des Wichernhauses für die drei Taubenhäuser sei bis zum 31. Dezember 2025 personell und finanziell gesichert, transparent kommuniziert und die Umsetzung rasch geklärt. Insgesamt, das bestätigt Regine Widmayer-Wagner, Geschäftsführerin des Wichernhauses, sollen sechs Kräfte weiterbeschäftigt werden: Ein Taubenwart, vier AGH-Kräfte (von denen drei besetzt sind) und eine 16i-Kraft. Für den Betrieb selbst kommt das Wichernhaus aber nicht infrage. „Dazu fehlt uns die Expertise in Sachen Tierschutz“, so Widmayer-Wagner.
Weder der Förderverein Stadttauben noch der Tierschutzverein konnten bis Redaktionsschluss direkt erreicht werden.
Wegen des Auslaufens von Bundesmitteln können viele Langzeitarbeitslose, die so zurück ins Arbeitsleben finden und eine Struktur im Alltag bekommen sollen, nicht mehr weiterbeschäftigt werden – das Jobcenter Wuppertal hätte eine Finanzierung nur bis Ende März übernehmen können. Durch radikale Einsparungen wurde dies bis Jahresende gestreckt. Viele Träger standen damit aber vor großen Problemen, da viele Projekte nur noch auf Sparflamme weiterbetrieben werden konnten. Dank der Übernahme der Kosten wurde zumindest etwas Druck herausgenommen. Zu den Betroffenen gehörten unter anderem Stadtteilservices und die Tafel.