Jazz: "Ich bin ein Autodidakt"
Mit seinem Trio tourt Christof Söhngen durch die Region. Jetzt erscheint seine neue CD.
Hiddinghausen. "Musik ist die Möglichkeit, unser Innerstes mitzuteilen - und zwar unmittelbar", sagt Christof Söhngen. Er ist Musiker - genauer: Jazzgitarrist. Das Gitarrenspiel ist für den 40-Jährigen ein Bewegungsablauf, der sich verselbständigen muss. "Wenn du anfängst nachzudenken, dann lässt du es am Besten gleich wieder." Es müsse so sein, dass man spielt, und es gar nicht merkt, dass man spielt. "So wie bei Michael Jackson der Moonwalk - er hat so oft trainiert, bis die Abläufe von alleine kamen." Wenn nach dem Konzert jemand auf einen zukomme und sich für die Musik bedankt, dann wisse man, das es geklappt habe. In der regionalen Jazz-Szene gilt Christof Söhngen als Virtuose an der Gitarre.
Mit fünf Jahren fing der Sprockhöveler an, Klavier zu spielen. "Ich wollte das unbedingt, mein Vater konnte gut spielen." Talent hatte er - sein Lehrer wollte ihn sogar auf das Konservatorium in Essen schicken. Damals war Söhngen elf. "Aber ich war ein Kind, dass schnell Heimweh hatte. Das kam für mich überhaupt nicht in Frage." Mit dem Gitarrespielen begann er erst viel später. "In der Pubertät will man sich von den Eltern distanzieren. Den Spruch ,du nimmst zu viel Pedal’ beispielsweise, den konnte ich nicht mehr hören. Bei der Gitarre hat sich keiner eingemischt."
Sechs Stunden, jeden Tag, übte er Tonleitern, spielte Lieder nach. "Wenn ich es wegen der Schule mal nicht geschafft habe, wurde der Wecker auf zwei Uhr nachts gestellt." Immer habe er die Angst gehabt, es anders nicht zu schaffen. "Die andere nicht mehr einzuholen. Es gibt welche, die fangen schon in früher Kindheit mit dem Gitarrenspiel an." Die Arbeit zahlte sich aus: Bald schon konnte er alle Rockstücke auswendig spielen.
Der Jazz habe sich dann als natürliche Konsequenz daraus entwickelt. "Irgendwann wird Rockmusik langweilig." Unterricht nahm er keinen. "Ich bin Autoditakt." Was bei den Eltern für Zweifel an der großen Leidenschaft ihres Sohnes sorgte. Erst als Söhngen an der Folkwangschule für Jazzgitarre angenommen wurde, waren die Eltern überzeugt. Er schloss sein Studium als Jahrgangsbester ab.
Seither komponiert er eigene Stücke und spielt in verschiedenen Formationen, etwa "Future Shock", die sich später in "Futür" umtaufte, oder aber mit seinem Trio: Das Christof Söhngen Trio. Mit Jörg Brinkmann (Cello) und Patrick Hengst (Schlagzeug) fand er "die ideale Besetzung für meine musikalischen Vorstellungen", wie er sagt. Der studierte Schlagzeuger Hengst begleitet Söhngen schon seit dem Studium. Brinkmanns Spiel - der Cellist ist in der internationalen Jazzszene derzeit sehr gefragt - sticht allein durch sein Instrument hervor: "Im Jazz ist das Cello eine Rarität", erklärt Söhngen.
Warum es heute nicht New York ist, Berkley oder Amsterdam, sondern meist Dortmund, Witten, Bochum oder Wuppertal, dafür gibt es einen Grund: "Ich habe eine regelrechte Reisephobie", sagt er. Das mache aber nichts. Denn das, was ihm am Herzen liege, sei das Gitarrespiel und das Komponieren. "Und das kann man sehr gut in Hiddinghausen tun."
Und noch einen Grund gibt es: Seine Frau Kerstin lernte Söhngen schon in der Schulzeit kennen. Später zog sie in die Nachbarschaft - nach Hiddinghausen. Mittlerweile sind sie seit sieben Jahren verheiratet und haben vier Kinder. "Das ist das Leben, das ich führen will."Übrigens: Die neueste CD des Trios, "Il Était Une Fois", ist ab Anfang November im Handel erhältlich.