Kirche im Grünen: Kunstatelier im Kirchenschiff?
Seit fast einem Jahr wird ein neuer Besitzer für die Gebäude an der Kleinbeckstraße gesucht.
Obersprockhövel. Zehn Monate sind seit dem Abschlussgottesdienst in der Kirche im Grünen vergangen. Das evangelische Gotteshaus wurde am 18. Juni entwidmet. Die Kirchengemeinde musste sich verkleinern. Die Kirchensteuermittel waren von 150 000 Euro im Jahr 1996 auf 118 000 zurückgegangen.
Die Kirche im Grünen, so wurde sie wegen ihrer Randlage an der Kleinbeckstraße genannt, musste geschlossen werden. Gottesdienste finden hier nicht mehr statt. Die Gebäude stehen seit Juni 2006 zum Verkauf an. Interessenten gab es wohl, doch ist die Kirche mit Pfarr- und Küsterhaus sowie den Räumen für die Gemeindeglieder noch nicht verkauft. "Das Ensemble soll gemeinsam veräußert werden", sagt Pfarrerin Rosemarie Samtmann.
"Der Verkaufspreis von etwa einer Million Euro ist wohl nicht der Knackpunkt", meint Superintendent Ingo Neserke vom Kirchenkreis Hattingen-Witten, zu dem auch Sprockhövel gehört. Problematischer sei die künftige Nutzung der Gebäude. Sie dürften keineswegs in eine Gaststätte, Diskothek oder Moschee umgewandelt werden. Auch das äußere Erscheinungsbild muss erhalten bleiben.
"Kreativität ist gefragt", sagt Pfarrerin Samtmann. Sie kann sich ein Kunstatelier vorstellen, Tagungsräume oder Wohnungen. Superintendent Neserke weiß von einem Fall in Bielefeld, wo eine entwidmete Kirche möglicherweise in eine Synagoge umgewandelt werden soll. "Das wäre ein gelungenes Beispiel für eine geeignete Nutzung, kommt aber für Sprockhövel nicht in Frage", so der Superintendent.
Damit die jetzt leerstehenden Räume nicht verfallen, werden sie von einem Ehrenamtlichen in Stand gehalten. Auch für das saubere Aussehen der Grünanlagen rund um die Kirche wird gesorgt.
Die Gemeindeglieder haben den Umzug von der Kirche im Grünen zur Zwiebelturmkirche in der Stadt verkraftet. "Die besonderen Gottesdienste, die in der ehemaligen Kirche stattfanden, werden jetzt in der Stadtkirche gefeiert", sagt Superintendent Neserke. Die Gottesdienste "Mittendrin" und "Voll dran" sind nach wie vor sehr gut besucht.
Die Gemeinde nutzt das große Zentrum Am Perthesring intensiv. "Es klappt ausgezeichnet", weiß Pfarrerin Samtmann. Viel Inventar haben die Gemeindeglieder vom ehemaligen Zentrum mit zum Perthesring genommen, etwa Geschirr und Besteck für die Feiern.
Alter: Die Kirche im Grünen an der Kleinbeckstraße wurde 1956 gebaut. Im Juni 2006 musste sie wegen sinkender Kirchensteuereinnahmen entwidmet werden. Die Gemeinde fand in der Zwiebelturmkirche eine neue Heimat für die Gottesdienste.
Zukunft: Entgegen der katholischen Kirche, die je nach Bistum ihre geschlossenen und entweihten Gotteshäuser auch abreißt, ist die evangelische Kirche bemüht, die Bauten zu erhalten und sie einer angemessenen Nutzung zuzuführen.
Gemeindezukunft: Die evangelische Gemeinde wird in den nächsten zehn Jahren von jetzt etwa 6000 Gemeindeglieder auf voraussichtlich 5500 schrumpfen - eine Folge des demographischen Wandels.
Kontakt: Wer an den kirchlichen Gebäuden interessiert ist, kann sich bei Pfarrerin Samtmann, Telefon 02324/7 36 97, oder beim Kirchenkreis Witten-Hattingen, Telefon 02302/58 90, melden.