Finanzen Kosten für Jugendhilfe steigen auf 1,4 Millionen Euro
Sprockhövel. · Das ist ein Schlag für die klamme Stadt Sprockhövel. Der Kämmerer plant, Prozesse zu optimieren.
Die Kosten für die Jugendhilfe sind in diesem Jahr in Sprockhövel stark angestiegen. 1,4 Millionen Euro mehr als geplant braucht die Stadt. Der Grund sind gestiegene Fallzahlen in zwei Bereichen der Jugendhilfe: den Hilfen zur Erziehung und der Tagespflege. „Die Fälle, die wir laut dem Sozialgesetzbuch finanzieren müssen, sind sprunghaft angestiegen“, sagt Jugendamtsleiterin Ilse Crefeld. Es gebe eine erhebliche Diskrepanz zwischen den für dieses Jahr prognostizierten und aktuellen Fallzahlen.
„Eine Prognose ist in dem Bereich der Jugendhilfe kaum möglich“, sagt Ilse Crefeld. Es sei weder planbar, wie viele Eltern sich an das Jugendamt wenden und einen Antrag stellen, noch wie viele Familien nach Sprockhövel ziehen, die vorher von anderen Jugendämtern betreut wurden und nun in die Zuständigkeit der Stadt fallen.
Bei den Hilfen für Erziehung wurde zum Beispiel mit drei Fällen in der Heimerziehung geplant, aktuell liegt die Fallzahl bei acht, zwischendurch waren es sogar elf. Die durchschnittlichen monatlichen Kosten einer solchen Hilfe bewegen sich je nach Betreuungsintensität und Personalausstattung zwischen 4500 und 8000 Euro. Diese intensive pädagogische Intervention werde angewandt, um das Kindeswohl sicherzustellen. Bis Ende des Jahres werden dafür 263 664 Euro veranschlagt. Insgesamt beträgt der Mehrbedarf in dem Bereich der stationären Einrichtungen 616 000 Euro.
In ambulanten Einrichtungen, in denen Maßnahmen tagsüber stattfinden, fallen Mehrkosten in Höhe von 632 000 Euro an. Die Gründe für die höheren Kosten in der Jugendhilfe erklärt Ilse Cremer so: „Die Gesellschaft hat sich verändert.“ Eine mangelnde Grenz- und Regelsetzung führe dazu, dass Kinder nicht mehr wüssten, wie man sich adäquat verhalte. „Die Kinder ecken durch ihr Sozialverhalten an und haben keinen Zugang zu anderen Kindern“, beschreibt Crefeld die Schwierigkeiten dieser Kinder. Auch die Kosten für Integrationshelfer und Schulbegleiter seien im Zuge der Inklusion angestiegen und das Jugendamt habe immer öfter mit Eltern und Kindern zu tun, die psychisch krank seien.
Ein weiterer Posten, bei dem die Kosten gestiegen sind, ist die Kindertagespflege. Das heißt die Betreuung von Kindern im U3-Bereich. Hier verzeichnet das Jugendamt Mehrkosten in Höhe von 161 000 Euro. „In den vergangenen Jahren sind die Fallzahlen in dem Bereich kontinuierlich gestiegen“, sagt Crefeld. Lagen 2005 noch vier Anträge auf Kindertagespflege vor, werden absehbar 70 Kinder im Rahmen der Kindertagespflege betreut.
Die Zunahme der Fallzahlen ist nach Angaben von Crefeld nicht ungewöhnlich. „Wir haben einen bunten Strauß an Entwicklungen“, sagt sie. In Sprockhövel gebe es einen Querschnitt von Fällen wie in anderen Städten. In Bezug auf die Hilfen zur Erziehung glaubt sie, dass viele Eltern mit der Erziehung überfordert sind. „Ich bin froh, wenn die Eltern zu uns kommen. Je früher wir ansetzen können, desto weniger verfestigt sich der bisherige Weg. „Wir sind für das Wohl des Kindes zuständig, deshalb ist es wichtig, dass Eltern Vertrauen zu uns haben“, sagt Crefeld.
Stadt kann mit Mehreinnahmen ein wenig gegensteurn
Die Mehrkosten in Höhe von insgesamt 1,4 Millionen Euro werden zum größten Teil aus Mitteln der Sozialabteilung aufgefangen. Hier verzeichnet die Stadt zum einen Mehreinnahmen. Zum anderen sind unter anderem bei den Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz spürbar weniger Ausgaben angefallen. Mit diesem Geld sollen die Mehrkosten in diesem Jahr gedeckt werden. „Das war ein großer Schluck aus der Kanne“, sagt Volker Hoven, Kämmerer der Stadt Sprockhövel, der seit 2002 eine Steigerung um 900 Prozent bei den Kosten für die Jugendhilfe verzeichnet.
Ziel sei es nun, im Rahmen des Stärkungspaktes für überschuldete Gemeinden die Prozesse in verschiedenen Bereichen so zu optimieren, dass gegebenenfalls Geld gespart werden kann.
„Im Bereich der Jugendhilfe wollen wir uns den Bereich Prävention daraufhin anschauen, ob wir Kinder frühzeitig begleiten können“, sagt Hoven. Die Maßnahmen dürften aber nicht zu Lasten der Jugendarbeit gehen.