Licht per Anruf ist umstritten
Die Umweltausschuss ließ sich das Energiespar-Konzept „Dial 4 Light“ vorstellen – und war nicht überzeugt.
Sprockhövel. Licht an, nur wenn es gebraucht wird. Was in den meisten Privathaushalten nicht zuletzt aus Spargründen selbstverständlich ist, versucht ein Unternehmen auf öffentliche Straßen zu übertragen.
Im ostwestfälischen Lemgo und in einigen kleineren Gemeinden gehen in wenig genutzten Straßenzügen die Lampen nachts nur dann an, wenn Anwohner sie bei Bedarf über einen Handycode anschalten (siehe Kasten).
Ein Modell auch für Randlagen Sprockhövels? Auf Einladung der Grünen stellten Firmenvertreter das Prinzip "Dial 4 light" (Licht per Anruf) im Umweltausschuss vor, stießen allerdings auf Skepsis bei Verwaltung und den übrigen Parteien.
40 Straßenzüge mit den nötigen Schaltkästen auszurüsten, würde 6.000 Euro kosten. Bei einer Reduzierung der Leuchtzeiten um fünf Stunden täglich brächte das in vier Jahren eine Energiekostenersparnis von 38.000 Euro, rechnete eine Unternehmensvertreterin vor. Bisher brennt in Sprockhövel das Licht nachts durchgehend.
"So einfach ist die Sache nicht", entgegnete Tiefbauamtsleiter Willy Schäfers. "Hier gibt es kaum Schaltkreise für nur eine Straße, weil die Straßenbeleuchtung nach und nach ausgebaut wurde. Das zu ändern, würde hohe Umrüstungskosten bedeuten." Außerdem seien die häufig verwendeten HQL-Lampen nicht für den An-/Aus-Betrieb gedacht. Sie bräuchten Minuten, um hochzufahren, und gingen wohl früher kaputt, wenn sie häufiger an- und aus geschaltet würden.
Auch das Sicherheitsbedürfnis der Bürger sei zu beachten. "Sie sollten mal anderntags am Telefon sitzen, wenn nachts in einem Schaltkreis das Licht ausgefallen ist", sagte Schäfers. Er erinnerte außerdem an die 80er und 90er Jahre, als beschlossen worden war, jede zweite Lampe auszubauen. "Da gab es Proteste gegen diese funzelige Beleuchtung, so dass wir wieder davon abgegangen sind."
Das Tiefbauamt versuche aktuell, dadurch Energie zu sparen, dass Leuchten, die ohnehin ausgewechselt werden müssen, durch Energiesparelampen ersetzt würden. Der Versuch, für den Parkplatz des neuen Sportplatzes am Landringhauser Weg LED-Lampen anzuschaffen, die problemlos an- und ausgeschaltet werden könnten, sei an zu langen Lieferzeiten gescheitert.
"Angesichts der Haushaltslage wird die Stadt nicht darum herum kommen, sich über eine weitere Reduzierung der Energiekosten auch bei der Straßenbeleuchtung Gedanken zu machen", sagte Grünen-Fraktionschefin Britta Altenhein. Einen Prüfauftrag, ob und wo Dial 4 Light umsetzbar wäre, gab es nicht. Bei mehr als fünf Schaltvorgängen pro Nacht sei eine Straße dafür ungeeignet, hieß es von Unternehmensseite.