Marc Bartrina (FDP): Gegen Chaos bei Schulen
Sprockhövel. Politisch interessiert ist Marc Bartrina seit seiner Schulzeit. Zur Parteipolitik kam der Geschäftsführer einer IT-Firma aus Hattingen jedoch erst vor fünf Jahren, als für seine Tochter der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule anstand.
"Ich habe mich damals geärgert, wie die SPD sich in der Diskussion um die mögliche Einführung des offenen Ganztags an unserer katholischen Grundschule verhalten hat", erzählt der 39-Jährige. Als er die Programme der Parteien durchschaute, blieb er bei der FDP hängen, wurde bald sachkundiger Bürger im Schulausschuss, ist seit 2009 dessen Vorsitzender sowie Ratsmitglied.
Sein Schwerpunkt ist vor allem die Bildungspolitik. Als Direktkandidat im Wahlbezirk 105 Hattingen, Sprockhövel, Schwelm und Wetter tritt er für die FDP bei der Landtagswahl am 9. Mai an. "Es ist eine wichtige Wahl, die Bürger entscheiden auch über das künftige Schulsystem", erklärt Bartrina seine Motivation, "Ja" zu sagen, als man im FDP-Kreisvorstand nach einem Kandidaten suchte.
Vor vier Jahren hatte der Sprockhöver Stadtverbandsvorsitzende Bodo Middeldorf in Sprockhövel 8,6 Prozent geholt, diesmal stand er nicht zur Verfügung. Das von SPD und Grünen geforderte längere gemeinsame Lernen lehnt Bartrina ab: "Es gibt keine Studie, die belegt, dass das produktiv ist." Rot und Grün wollten die Einheitsschule, das gäbe für die nächsten 20 Jahre Chaos, sagt er. Bartrina möchte das Schulsystem sachte verbessern, kleinere Klassen, mehr Lehrer und, wo Hauptschulen eventuell nicht mehr überlebensfähig sind, Verbundschulen, das heißt Realschulen mit Hauptschulzweig.
"In Hattingen etwa haben sich nur noch neun Kinder zur Hauptschule angemeldet, da muss man darüber nachdenken. Sprockhövel mit seiner gut funktionierenden Hauptschule ist dagegen ein Sonderfall", sagt Bartrina. Seine Devise: Grundschulen in der derzeitigen Form erhalten, Lehrpläne vor allem in Hinsicht auf das Turbo-Abi durchforsten, den Ganztag weiter ausbauen.
Bartrina verteidigt das Kinderbildungsgesetz (KiBiz), auch wenn man an der U3-Betreuung arbeiten müsse. Eine Abschaffung der Kindergartenbeiträge, wie etwa die SPD sie fordert, fände er gut - wenn es sich irgendwie finanzieren ließe. Finanzressourcen, auch um mehr Lehrer einzustellen, sieht er in der Umschichtung von Subventionen ("denkbar wäre ein früherer Ausstieg aus dem Steinkohlebergbau").
Um den klammen Städten eine verlässlichere Einnahmequelle zu beschaffen, müsse man über Alternativen zur Gewerbesteuer nachdenken. Am Sparen für Städte gehe aber kein Weg vorbei, so Bartrina - vor allem beim Personal. Die Organisationsgutachten müssten umgesetzt werden.
Bis auf kleinere Auftritte im Straßenwahlkampf ist Bartrina in Sprockhövel bisher nicht in Erscheinung getreten. "Schade, dass die Leute die Möglichkeiten, sich zu informieren, nicht nutzen, sagt er und begründet damit, warum es in Sprockhövel keine größeren Wahlveranstaltungen gibt.