Mehr Temposünder, aber weniger Unfälle
2009 wurden 64000 Autofahrer im Autobahnkreuz Nord geblitzt. Ein Plus von 4500. Die Unfallzahl hat sich halbiert.
Sprockhövel. Insbesondere bei Pendlern, die das Autobahnkreuz Nord benutzen, sind sie berühmt berüchtigt: die fest installierten Starenkästen. Seit November 2007 stehen sie kurz vor dem Übergang der A 46 auf die A1 Richtung Bremen. Auf die Zahl der erfassten Tempoüberschreitungen - an dieser Stelle ist Tempo 70 erlaubt - hat ihr Bekanntheitsgrad aber offenbar wenig Einfluss. Sie ist 2009 sogar noch gestiegen. 64313 Mal flammte der rote Blitz auf, weil Verkehrsteilnehmer zu schnell waren, 4484 Mal mehr als im Jahr zuvor.
Den unerfreulichen Rekord hält ein Autofahrer mit 172 Kilometern pro Stunde. Er musste dafür 1200 Euro Bußgeld zahlen und seinen Führerschein für drei Monate abgeben. Dieses Schicksal teilten 34 weitere Autofahrer, die mindestens doppelt so schnell waren, als an dieser Stelle erlaubt (Vorjahr: 54). Insbesondere an den Wochenenden wird weiter regelrecht gerast.
Erfreulich hingegen: Die Unfallzahlen im Bereich der Blitzer sind im deutlich zurückgegangen. Zählte die Autobahnpolizei Dortmund im Abschnitt 400 Meter vor und hinter den Blitzgeräten im Jahr 2007 noch 26 Unfällen mit der Ursache zu hohe Geschwindigkeit/zu geringer Abstand, waren es 2008 noch 23 und im vergangenen Jahr elf. Verletzte gab es dabei nicht.
Unverändert hoch bleibt die Unfallgefahr allerdings auf dem folgenden Stück B326 bis zur Einmündung an der Schwelmer Straße. Dort ereigneten sich 17 Unfälle aus den gleichen Gründen (2008: 19, 2007: 13). Dennoch darf man beim Kreis als Betreiber der Anlage zufrieden sein, legitimiert die insgesamt sinkende Unfallzahl doch die Aufstellung der Anlage. Die soll schließlich den Unfallschwerpunkt entschärfen, bevor der Verkehrsknotenpunkt komplett umgebaut wird.
Wie viel Geld dort im vergangenen Jahr eingenommen wurde, konnte Jürgen Thomas, stellvertretender Leiter der Bußgeldstelle beim Kreis nicht beziffern. "Man kann aber davon ausgehen, dass wir die in den Etat eingestellte Summe von 4,1 Millionen Euro bei Buß- und Verwarngelder erreichen", sagt er. Welchen Anteil die Blitzer im Kreuz Nord daran habe, werde nicht herausgerechnet.
Die Dimension verdeutlicht aber allein die Tatsache, dass 2008 neun zusätzliche Sachbearbeiter für die Bußgeldstelle eingestellt wurden, um der neuen Verfahrensflut Herr zu werden. Das bedeutete in etwa ein Verdoppelung des Personals und wurde über Zeitverträge geregelt.
Warum weiterhin so viele Fahrer in die Radarfalle gehen kann sich Jürgen Thomas nicht erklären. "Die Schilder, die die Überwachung ankündigen, sind ja unübersehbar", sagt er. Eine mögliche Erklärung für die gestiegenen zahlen gibt es aber doch: Der Kreis hat die Toleranzgrenze der Anlage heruntergesetzt. Wurde im ersten Jahr noch ein größerer Tempoaufschlag gegeben, löst die Kamera jetzt tatsächlich auch bei 70 plus der gesetzlich vorgeschriebenen Mindesttoleranz aus.