Bei einer Planung bis in winzige Details blieb von allem Zauber, vor allem das Gewaltige, als der Chor am Freitag in der evangelischen Kirche Niedersprockhövel zum Liederabend erschien. Keine Frage, dass eine Formation, deren Mitglieder allesamt die Qualität überzeugender Solisten besitzen, eine reife Leistung bietet.

Schon im Intro mit Johann Sebastian Bachs Toccata d-Moll war die Messlatte hoch gehängt, denn was für die Orgel komponiert ist, ließ Ilya Kurtev auf dem Bajan, dem russischen Akkordeon, erklingen, um dann allerdings auf die anschließende Fuge zu verzichten.

Aber auch darin steckte offenkundig Kalkül: Die Fuge hätte die Darbietung von rund drei auf neun Minuten erweitert und wäre damit deutlich gegen die Tendenz zu kurzen Stücken verlaufen.

Handliche Leckerbissen bestimmten also das Programm, dem das Publikum in der ausgebuchten Kirche folgte. Mit seinen Zwischenansagen dirigierte Orloff die Zuhörer in die gewünschte Richtung, ließ sie zur gesungenen Andacht aufstehen, versprach jedem Einzelnen von Ihnen den schönsten Abend der Tournee. Diesem Ziel diente Schuberts Ave Maria ebenso wie Verdis Gefangenenchor.

So vergingen zwei Stunden wie im Fluge, nicht ohne hin und wieder die Frage aufzuwerfen, ob da nicht doch mal ein leichtes Schwächeln zu hören war. Orloff selbst, der altgediente Schlagerstar, erreichte mit seinem Bariton in der Tat nicht die Größe anderer Solisten des Chors.

Auch dem Countertenor Igor Ishchak brach gelegentlich die Stimme weg, was bei Schuberts Serenade „Leise flehen meine Lieder“ knapp unter der Schmerzgrenze blieb. Das vermochte allerdings die hohe Gesamtleistung kaum zu trüben.

Mit dem beliebten Kalinka in der Zugabe verabschiedete sich der Chor von einem jubelnden Publikum.