Ralf Jäger: „Ich bin gekommen, um Danke zu sagen“
Der NRW-Innenminister Ralf Jäger besuchte die Feuerwehr Haßlinghausen und wollte wissen, wo der Schuh drückt.
Haßlinghausen. So hoher Besuch kündigt sich bei der Feuerwehr Sprockhövel/Haßlinghausen selten an: Gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Rainer Bovermann erwarten die ehrenamtlichen Retter den Innenminister des Landes NRW, Ralf Jäger. Im Rahmen einer Besuchstour durch Nordrhein-Westfalen will dieser zum einen dafür werben, dass Ehrenamtlern mehr Respekt entgegen gebracht wird, aber auch Anregungen für sein Ministerium mitnehmen.
Unter den sonst gestandenen Mannsbildern macht sich ausnahmsweise ein bisschen Nervosität breit, als der Minister auf den Hof der Wache am Rathausplatz fährt. Doch es dauert nicht lange, da ist das Eis zwischen Stadtbrandinspektor Christian Zittlau und dem Minister gebrochen. Man kennt sich sogar, von der Vorbereitung der Imagekampagne, mit der die Feuerwehren landesweit um Mitglieder werben.
Nicht ohne Stolz führt Christian Zittlau den Besucher durch die neue Gerätehalle: „Die ist auf dem neuesten technischen Stand. Es gibt sogar getrennte Umkleideräume für Männer und Frauen, obwohl zur Zeit nur drei Frauen bei uns im Dienst sind.“ Vorbei an den Einsatzfahrzeugen geht es in die Waschkaue, zur Leitstelle. Der Minister wirft auch einen Blick in Büroräume: „Unsere Mitglieder verbringen ihre Freizeit hier“, erklärt Zittlau. „Da muss man auch für ein wenig Komfort sorgen.“
Ralf Jäger ist an jedem Detail interessiert. „Ich bin hergekommen, um einmal Danke zu sagen“, lobt er den Einsatz der Truppe. „Unsere Gesellschaft würde ohne Ehrenamt nicht funktionieren. Das ist der Klebstoff der Gesellschaft. 90 Prozent aller Feuerwehrleute in Nordrhein Westfalen sind ehrenamtlich tätig und opfern ihre Freizeit. Mein Wunsch ist es, diesen Wertschätzung entgegen zu bringen.“
Doch Jäger will auch wissen, wo der Schuh drückt. Auf Antworten muss er nicht lange warten. Nicht jeder Arbeitgeber ist begeistert, wenn er seine Mitarbeiter für einen Einsatz freistellen muss. „In leitender Funktion funktioniert es“, berichtet der Stadtbrandinspektor. „Aber für einen Gesellen ist es schwierig. Besonders, wenn der Chef dann hört, dass er seinen Mitarbeiter für die Beseitigung einer Ölspur entbehren musste.“
Ein weiteres Problem: die Bürokratie. Damit ein Arbeitgeber den Verdienstausfall durch das Fehlen seines Mitarbeiters erstattet bekommt, muss er sich durch einen Stapel Formulare kämpfen. Den Feuerwehrmännern geht es nicht anders. Nach dem Einsatz gilt es, Berichte zu schreiben: „Gefährdungsanalysen, Sicherheitsberichte, Versicherungsberichte“, führt Christian Zittlau aus. „Es wäre schön, wenn dort zusätzliche Anreize geschaffen werden könnten.“
Respekt ist und bleibt jedoch der Schlüssel. „In den letzten Monaten hatten wir und 180 Fälle, in denen Retter und Helfer bei ihrem Einsatz angegriffen oder massiv behindert wurden“, so Jäger. Das sei nicht akzeptabel. „Ich erkenne eine Verrohung der Gesellschaft, der wir Einhalt gebieten müssen.“ Er begrüße deshalb die Initiative des Justizministers Heiko Maas, solche Vergehen härter zu bestrafen als andere Straftaten. Zittlau stimmt zu: „Solche Übergriffe dürfen nicht passieren.“
Ralf Jäger verlässt die Wache mit reichlich Ideen im Gepäck und die Feuerwehrmänner bleiben zurück mit dem Gefühl, ihre Sorgen an der richtigen Stelle geäußert zu haben.