Schüler nehmen Senioren mit in die digitale Welt
Das Seniorenbüro bietet Kurse an, in denen Ältere den Umgang mit Computern lernen.
Niedersprockhövel. „Schick mir doch einfach eine Mail“ — Eine Aufforderung, die zum normalen Sprachgebrauch gehört. Bei den meisten. „Aber, wenn man keinen Computer hat oder kein i-Phone, dann gehört man praktisch nicht mehr dazu“, weiß die aus Portugal stammende Gemerosa Mousinho. Und weil sie gerne mitreden und mitmailen wollte, hat sie das Halbjahres-Angebot des Seniorenbüros der Stadt Sprockhövel, vertreten durch Diplom-Sozialarbeiterin Bärbel Mays, angenommen.
In Niedersprockhövel gibt es nämlich jeden Mittwoch und Donnerstag einen Computer-Kurs der besonderen Art: Eine Etage über dem Stadtarchiv bringen Jugendliche der Mathilde-Anneke-Schule lernwilligen und neugierigen Senioren das Einmaleins des Umgangs mit Computern bei. Angeleitet werden sie dabei von Mathematik- und Religionslehrer Helmut Schwarz.
Etliche PCs eher antiquarischer Bauart stehen in den Räumen zu Übungszwecken, und es gibt einige unter den Herrschaften im Rentenalter, die zwar mit modernen Laptops angerückt sind, deren Möglichkeiten aber daheim im Wohn- oder Arbeitszimmer bei weitem nicht nutzen können.
Da sind die 14 bis 16-jährigen Profis aus der Mathilde-Anneke-Schule natürlich voll in ihrem Element: „Ich hatte bereits mit sieben Jahren meinen ersten PC“, berichtet Svenja (15). „Ich nutze den natürlich nicht nur privat, sondern auch für Referate. Und wenn ich dann hier den Älteren bei Problemen helfen kann, mache ich das natürlich gern.“ Christel Oppel hat da Erklärungsbedarf. „Ich möchte gerne etwas dazu lernen und am Computer Fotos verschicken“, sind ihre Wünsche, und freut sich auch über den Gedankenaustausch mit ihren Mitmenschen im Senioren-Alter.
„Heute wollen wir uns gegenseitig Mails schicken“, gibt Helmut Schwarz vor, fügt aber hinzu: „Viele der älteren Menschen haben bestimmte Wünsche, wenn sie an diesem Kurs teilnehmen. Und denen wollen wir natürlich weiterhelfen, deshalb gibt es hier keinen Unterrichtsstoff, an den wir uns streng halten.“
„Ich habe möchte mir Ordner anlegen und habe Fragen zur Textverarbeitung“, ist das Anliegen von Ruth Endtner (73), der natürlich kompetent geholfen wird.
„Es gibt da einige Detailfragen“, so Gudrun Riesmer (64), die sich schon vor zwei Jahren einen Laptop angeschafft hat. „Ich möchte meine Daten-Sicherung aktualisieren.“ Helmut Schwarz und seine jungen Assistenten helfen da natürlich gern, so wie der erst 14 Jahre alte René, der ein Foto-Bearbeitungs-Programm vorgestellt und seinen „Schülern“ näher gebracht hat.
Und wie meinte doch Leon (15) anerkennend: „Die Senioren lernen ganz schön schnell.“ „Wenn wir unseren Computer-Park mit Sponsorenhilfe ein wenig modernisieren könnten, wäre das natürlich eine feine Sache“, hofft Bärbel Mays angesichts guten Willens, aber leerer Stadtkassen.