Sprockhövel. Stadt Sprockhövel unterstützt Solarstrom
Sprockhövel. · Bürger-Energie-Genossenschaft und Sparkasse planen weitere Photovoltaikanlagen.
Dass aus einer Idee etwas ganz Großes werden kann, zeigt die Geschichte der Bürger-Energie-Genossenschaft eG (BEG-58). Zwölf Mitglieder hatten 2010 in Hagen eine Genossenschaft gegründet, um die Welt ein bisschen nachhaltiger zu machen.
Die Genossenschaft ist Investor und Betreiber von Photovoltaikanlagen, die auf städtischen Gebäuden und Dächern von Wohnungsbaugesellschaften gebaut werden. Inzwischen ist die Genossenschaft, die sich ihren Namen nach dem Postleitzahlengebiet 58 gegeben hat, in der Region Hagen, dem Ennepe-Ruhr-Kreis, Bochum und dem Märkischen Kreis aktiv. Sie hat 335 Mitglieder und betreibt 102 Anlagen.
Soldardächer auf mehreren
Schulen und der Glückaufhalle
Seit 2011 bietet auch die Stadt Sprockhövel ihren Bürgern die Möglichkeit, sich aktiv für eine nachhaltige und dezentrale Energieversorgung einzusetzen. Das Projekt hatte BEG zusammen mit der städtischen Tochter Zentrale Gebäudebewirtschaftung (ZGS) und der örtlichen Sparkasse ins Leben gerufen. Mittlerweile werden sieben Anlagen in der Stadt betrieben. „Wir stellen der BEG die Dächer zur Gewinnung des Solarstroms zur Verfügung“, sagt Ralph Holtze, Leiter der Zentralen Gebäudewirtschaft. Solardächer wurden auf mehreren Schulen, der Glückaufhalle und der Sporthalle in Hiddinghausen errichtet. Bereits 2004 hatte die Stadt zusammen mit der AVU zwei Photovoltaikanlagen auf dem Rathaus und dem Tribünendach am Landringhauser Weg errichtet.
„Wir wollen der Umwelt etwas Gutes tun“, sagt Holtze über den Antrieb der Stadt, die Solaranlagen zu fördern. Zudem sei der Grünstrom, der ins Netz eingespeist werde, eine lukrative Finanzanlage für die Bürger in Sprockhövel – auch wenn die Einspeisevergütung in den vergangenen Jahren drastisch runtergesetzt wurde. „Überall, wo es möglich ist, werden Anlagen gebaut“, sagt Holtze und nennt als Beispiele das Feuerwehrgerätehaus und den Bauhof in Niedersprockhövel. Ralph Holtze ist stolz darauf, dass „das kleine Sprockhövel“ in einer Broschüre des Umweltministeriums als „Best-Practice-Beispiel“ für sein Umweltengagement aufgeführt wurde.
Der Klimaschutz steht auch für die BEG-58 an erster Stelle. „Wir wollten die Photovoltaikanlagen bekannter machen. Jede Anlage vermeidet Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern wie Braunkohle“, sagt Rudolf Lüneborg, zweiter Vorsitzender der BEG-58. Dazu suchte die Genossenschaft Kontakt zu den Gemeinden, die gegen eine Pacht die Dächer von öffentlichen Gebäuden zur Verfügung stellen. Als Gegenleistung für die Bereitstellung der Dachflächen ist die Zentrale Gebäudewirtschaft Sprockhövel mit drei Prozent an der Einspeisevergütung beteiligt.
Die Bürger können sich mit Anteilen ab 500 Euro in die Genossenschaft einkaufen. „Wir sind keine Renditehaie, versprechen aber bei der Verzinsung zwei bis drei Prozent“, sagt Lüneborg. 2016 und 2017 lag die Dividende bei 2,4 Prozent. Im Gegensatz zu Kapitalgesellschaften habe jeder in einer genossenschaftlichen Vereinigung eine Stimme – egal wie viele Anteile er besitzt. „Bei dem Genossenschaftsmodell geht es die Sache und nicht um den, der mit seinem Geld alle anderen überstimmt“, so Lüneborg.
„Wir sind sehr gut aufgestellt“, sagt Lüneborg über die BEG-58. Die Genossenschaft wachse langsam, aber solide. Das liege auch daran, dass sie nur noch Photovoltaikanlagen baue, denn „das hat sich durchgesetzt.“ Für die Zukunft sieht Lüneborg die Herausforderung, neue Mitglieder im Alter zwischen 30 und 45 zu gewinnen. „Diese Generation fehlt uns“, sagt er mit Blick auf das durchschnittliche Mitgliedsalter von 60 Jahren. Lüneborg hofft, dass sich noch mehr Bürger in Sprockhövel diese nachhaltige Energieversorgung entdecken und fördern.