Stadtarchiv hilft bei der Suche nach den eigenen Vorfahren
Eike Pies begeisterte die 70 Zuhörer seines Vortrags über die Erforschung der eigenen Familie.
Sprockhövel. Mit drei besonderen Veranstaltungen feiert das Stadtarchiv diesen Monat sein 25-jähriges Bestehen. Und nach zwei der drei Abende lässt sich bereits sagen: Die Sprockhöveler feiern und diskutieren mit. Am Mittwoch kamen zwar „nur“ 17 Besucher zum Filmvortrag über das Leben der Filmemacherin Elisabeth Wilms, die anschließende Diskussion über veränderte Jugendkulturen hatte es aber in sich.
Noch besser besucht war die Auftaktveranstaltung der Jubiläumsreihe: ein Vortrag des über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Familienforschers Eike Pies. „Pies ist ein Meister seines Faches in zahlreichen Disziplinen“, stellte ihn die Stadtarchivarin Karin Hockamp in ihrer Begrüßung vor. Sie erinnerte daran, dass das Archiv nicht nur zur Erfüllung der Pflicht zur Aktensicherung gegründet wurde. „Es soll auch den Zugang zur eigenen Vergangenheit ermöglichen“, sagte Karin Hockamp, die schon heute viele Familienforscher als Nutzer begrüßen kann.
Genau das ist Eikes Pies’ Fachgebiet. „Es besteht die Gefahr, sich zu infizieren“, warnte er seine Zuhörer, bevor er mit zahlreichen Informationen und Geschichten das Interesse an der Erforschung der eigenen Vorfahren weckte. Sätze wie „Der Vater ist immer ungewiss, die Mutter ist immer gewiss” oder „Jeder Europäer ist mit jedem irgendwie mehr oder weniger eng verwandt“, machten neugierig auf das, was auch der Laie über seine Vorfahren herausbekommen kann.
Wer sich auf die Spurensuche begeben und herausfinden möchte, wer seine Vorfahren sind, kann auf eine Riesenmenge an Quellen zugreifen. Allein im Sprockhöveler Stadtarchiv stehen auf 350 Regalmetern Akten und Urkunden seit dem Jahr 1680 zur Verfügung. In den Landesarchiven in Düsseldorf und Münster sind es darüber hinaus insgesamt 130 Kilometer Regalfläche mit Urkunden ab dem Jahr 813. Außerdem können 22 000 Hobbyforscher helfen, die in 60 regionalen genealogischen Vereinen organisiert sind.
Als Problem werde sich allerdings bei der Erforschung der eigenen Familie bald die große Zahl der Vorfahren herausstellen, kündigte Eike Pies an. Theoretisch müsste ein im Jahr 2000 geborener Mensch, der seine Geschichte bis ins Jahr 1650 zurückverfolgt, mehr als 16 000 Ahnen haben. Berechnungen noch weiter in die Vergangenheit ergeben aber, dass es mit Sicherheit zahlreiche Verwandtschaftsbeziehungen untereinander geben muss, die die tatsächliche Zahl der Vorfahren deutlich reduzieren. Ein 25-minütiger Fernsehfilm von Eike Pies, in dem zahlreiche Motive des Vortrags noch einmal auftauchten, schloss den Vortrag ab. Mit großer Zustimmung reagierten die Zuhörer auf die Ankündigung von Karin Hockamp, dass es demnächst eine „Familienforscher-Sprechstunde“ im Stadtarchiv geben soll. Der Termin wird noch bekannt gegeben.