Stadtarchiv nach Hattingen?
Umzug: Auch nach dem Aus der Gemeinschaftsschule soll das Archiv in die ehemalige Grundschule Rauendahl umziehen.
Sprockhövel. Einen Ortstermin gab es bereits. Gemeinsam mit Vertretern des Landesarchivs Münster haben Ralph Holtze, Betriebsleiter der ZGS, und Stadtarchivarin Karin Hockamp die Räume der ehemaligen Grundschule Rauendahl in Hattingen unter die Lupe genommen. Denn dort könnte Sprockhövels historisches Erbe bald eine neue Heimat finden (die WZ berichtete). Auch nach dem Aus für die Gemeinschaftsschule favorisiert Holtze weiterhin den Standortwechsel und „das am liebsten zum 1. Januar 2012“, wie er betont.
Bislang nutzt das Stadtarchiv drei Räume in einem Pavillon der Hauptschule. Über kurz oder lang werden die aber für den Schulbetrieb gebraucht werden, ist Holtze überzeugt. „Auch wenn es jetzt erst einmal nichts mit der Gemeinschaftsschule geworden ist, die Schullandschaft wird sich auf jeden Fall ändern.“
Rauendahl wäre der Wunschstandort für das Archiv. „Etwa 240 Quadratmeter, 60 mehr als bisher, stünden uns zur Verfügung. Das wäre für die nächsten 20 Jahre ausreichend“, sagt Holtze, der gerne die „interkommunale Kooperation“ ausbauen würde. Auch Hockamp sieht Vorteile. „Die Arbeitsbedingungen wären auf jeden Fall besser.“ Die derzeitigen Räume erfüllten kaum Archiv-Ansprüche. „Ich habe schon dauernd Luftentfeuchter im Einsatz. In Hattingen wären wir auch ungestörter, da kein Schulbetrieb stattfindet.“ Zudem gebe es eine Zusammenarbeit mit den Hattinger Kollegen, so Hockamp, denn auch das Archiv der Nachbarstadt soll in die ehemalige Schule ziehen. Das ist bereits beschlossene Sache, während über den Sprockhöveler Umzug erst noch die Politik entscheiden müsste.
Derweil ist ein weiterer Kandidat für den Standort Rauendahl ins Spiel gekommen. Aufgrund einer Änderung des Landesarchivgesetzes muss sich das Kreisarchiv, das bislang beim Landesarchiv in Münster angesiedelt war, eine neue Heimat suchen. „Es soll eine Zusammenarbeit mit einer Stadt im Kreis geben“, sagt Kreissprecher Ingo Niemann. Auch Hattingen stehe zur Debatte. Derzeit prüfe man den Raum- und Personalbedarf. Für drei Archive unter einem Dach könnte es allerdings unter Umständen zu eng in der ehemaligen Schule werden. „Dort sollen auch noch zwei Räume für die VHS zur Verfügung stehen“, erklärt Hattingens Pressereferent Thomas Griesohn-Pflieger.
„Es wird jetzt darauf ankommen, wie sich die Preisgestaltung entwickeln wird“, sagt Holtze, der auf Sprockhöveler Stadtgebiet derzeit keine Alternative sieht. Eine Möglichkeit wäre höchstens ein munteres „Räumchen-wechsel-dich-Spiel“. Die Bücherei in Niedersprockhövel könnte in die Räume der auslaufenden Grundschule Nord ziehen. Dafür rückt das Archiv in die dann frei werdenen Räume der Bücherei. Direkt in die Grundschule Nord zu ziehen, scheidet aus: Die Statik dort reicht für die schweren Ordner des Archivs nicht aus. Der Haken an dieser Möglichkeit: Die Grundschule Nord läuft erst 2015 aus. Bis dahin, wünscht sich Holtze, soll der Umzug längst über die Bühne gebracht sein.
Dass es Stimmen gibt, die ein Sprockhöveler Stadtarchiv lieber in Sprockhövel sehen, stört ihn nicht. „Das lasse ich als Argument nicht gelten. Wer in ein Archiv will, der fährt auch ein bisschen.“ Auch Hockamp räumt ein, dass Archivinteressierte in anderen Städten noch deutlich weitere Entfernungen zurücklegen müssten. Zudem habe das Archiv ohnehin nicht den großen Publikumsverkehr: Pro Jahr hat Hockamp etwa 100 Besucher.