Thomas Schmitz (Grüne): Erst angedockt, dann engagiert
Direktkandidaten: Thomas Schmitz, Experte in Sachen Gesundheit, kämpft mit den Grünen für eine andere Bildungs- und Energiepolitik.
Sprockhövel. Politisch ist Thomas Schmitz ein Spätstarter, auch wenn er von sich selbst sagt, er sei sein Leben lang Grünen-Wähler gewesen und habe schon in jungen Jahren an Anti-Atomkraft-Demos teilgenommen.
Erst seit gut zwei Jahren, als der Ursprockhöveler in einem Loft in der ehemaligen Zechen Alte Haase wieder dauerhaften Wohnsitz genommen hat, engagiert er sich auch im Grünen-Ortsverband. Für ein Ratsmandat nannte der 50-Jährige sich 2009 noch zu jung, "weil andere viel länger dabei sind."
Doch als Fraktionschefin Britta Altenhein, die vor fünf Jahren Grünen-Landtagskandidatin war, im November anfragte, ob er sich eine Kandidatur bei der Landtagswahl vorstellen könnte, da sagte Schmitz nach reiflicher Überlegung zu.
"Eine anspruchsvolle Aufgabe, aber für mich war immer klar, dass ich mich stärker politisch engagiere, wenn ich einmal angedockt habe", sagt Schmitz.
Der gelernte Krankenpfleger, der aufgrund vieler Ortswechsel Jahre lang nach der Devise lebte: "Mein Hausstand muss in einer VW-Bully passen" entwickelte sich zunächst beruflich weiter. Von 2002 bis 2005 machte er den Bachelor of Business Administration im Sozialbereich, ist inzwischen als Qualitätsmanager für einen Essener Krankenhausverbund tätig.
50 Stunden kommen da pro Woche zusammen, dazu ein zeitaufwändiger Sport, denn Schmitz ist mit Leib und Seele Triathlet im TSG-TriTeam. Die zusätzliche Zeit für Politik nimmt er sich bewusst. "Politik braucht Experten", sagt er. Sein Beruf und sein Sport weisen ihn als ein solcher in Sachen Gesundheit aus.
Inzwischen ist Schmitz Mitglied in der NRW-Grünen-Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik/Altenpolitik. "Die Säule Prävention muss viel mehr gestärkt werden, so kann man am Ende Geld sparen", ist seine Überzeugung. Eine Kopfpauschale bei der Krankenversicherung lehnt er ab und nennt auch deshalb die NRW-Wahl richtungweisend, weil bei einem Wahlsieg von Rot-Grün dafür im Bundesrat keine Mehrheit mehr zu erzielen sein würde.
Persönlich hofft er auf ein gutes Ergebnis, auch wenn es nicht für den Landtag reichen wird. Auf der Landesliste taucht der Sprockhöveler nicht auf. Mit Parteiraison hat er im Wahlkampf kein Problem. "Ich bin überrascht, wie eigenständig ich agieren darf."
Dabei stimme er mit den Grünen-Kernthesen überein: "Einsatz für längeres gemeinsames Lernen und behutsame mittelfristige Abkehr vom dreigliedrigen Schulsystem, Ersatz der Studiengebühren durch einen Bildungssoli, Entlastung der Städte durch einen Solidarbeitrag, der nicht mehr nach Himmelsrichtung aufteilt ist und vor allem die stärkere Förderung regenerativer Energien und von Energiesparmaßnahmen."
Eine Zusammenarbeit mit der CDU nach der Wahl schließt Schmitz pragmatisch zwar nicht völlig aus, würde aber nicht jeden Kompromiss eingehen: "Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken geht gar nicht." Am Samstag ging er dafür übrigens wieder einmal auf die Straße - bei der Großdemo in Ahaus.