Tipp-Kick: Der Ball ist eckig
Der TKC Sprockhövel ’92 ist in die Zweite Bundesliga aufgestiegen und setzt auf Jugendarbeit.
Niedersprockhövel. „Mist, der Ball ist im Aus“, sagt Sarah (10) verärgert und tastet mit ihren Fingern vorsichtig über den dunklen Fußboden. Dann positioniert sie einen kleinen zwölfeckigen Gegenstand an der Mittellinie und bringt ein buntes Zinkmännchen in Stellung.
Während der Zeigefinger erneut zitternd über der winzigen Figur schwebt, schärft Sarah ihren Blick: „Der muss einfach reingehen“, murmelt sie. Mit einem gehörigen Tritt katapultiert sie den weiß-schwarzen Ball über die niedrige Tischplatte, die ein grünes Fußball-Spielfeld zeigt. „Tor“, schreit sie erfreut.
Auch wenn erst 18 Monate seit des ersten Übungsspiels vergangen sind, „Sarah ist mittlerweile richtig gut“, lobt Trainer Paulo Vicente, Vorsitzender des Tipp-Kick-Vereins TKC Sprockhövel ´92. Dann piept die Stoppuhr: Runden-Ende. Sarah gibt die Spielfigur an ihre Mannschaftskollegin ab.
Auch Vereinsvorsitzender Vicente ist mit der Sportart Tipp-Kick aufgewachsen. „Ich spiele seit 1981“, sagt er. Nachdem er lange Zeit selbst in einem Verein Mitglied war und ihm sogar die Bundesliga offen stand, kündigte sich eine neue Herausforderung an: die Gründung eines eigenen Tipp-Kick-Vereins — dem TKC. „Ich war überrascht, wie gut das bei den Kindern ankam und wie engagiert einige waren. Das hat mich überzeugt“, erinnert er sich.
Heute zählt der Verein 30 Mitglieder und fünf Mannschaften (bestehend aus vier Spielern). Auch der Frauenfußball erobert derweil das kultige Tischspiel. Seit über einem Jahr hat sich im Verein eine Damenmannschaft etabliert, die viele Erfolge feiert.
Bestes Beispiel ist Sandra Müller, die über den Titel der ost- und norddeutschen Vize-Einzelmeisterin verfügt. Anke Böttger hat sich nach vielen Trainingsstunden den Titel der deutschen Vize-Einzelmeisterin erspielt.
„Hier können die Frauen die Männer schlagen“, lacht Vereinsgründer Paulo Vicente. Wenn einmal pro Woche die Tische aufgeklappt und die Spieler positioniert werden, heiße es in erster Linie „Spaß haben“, sagt er. Darum seien auch gemeinsame Trainingseinheiten so wichtig: „Das schärft das Gemeinschaftsgefühl und das Miteinander.“
Bei den Jüngsten unter den Tipp-Kickern klappt das ganz gut: Nach dem Sieg gegen Verbandsligisten Gevelsberg geht es nun nach Berlin, wo um den DTKV-Pokal gespielt wird. Die zweite Mannschaft feiert derweil den Aufstieg in die Regionalliga, die erste Mannschaft hat den Sprung in die Zweite Bundesliga geschafft.
„Kinder- und Jugendarbeit wird bei uns großgeschrieben“, sagt Vicente. Tipp-Kicker Mohammed (12) kann das bestätigen: „Ich kann es beim richtigen Fußball gar nicht erwarten, bis die Tore fallen. Hier geht das viel schneller. Es ist viel emotionaler und spannender.“