Aktionstag Verbände und Institutionen setzen Zeichen gegen Gewalt

Haßlinghausen. · Aktionstag in Haßlinghausen brachte Informationen zu Hilfsorganisationen, die nach Fällen von Häuslicher Gewalt unterstützen.

Andrea Spalte und Sven Flügge verteilten am Aktionstag die orangefarbenen Beutel.

Foto: Schwartz, Anna (as)

„Liebe ist Respekt, Vertrauen, gewaltfrei“, so steht es auf den orangefarbenen Beuteln, die am Montagmorgen am Eingang des Rewe-Marktes in Haßlinghausen verteilt wurden. Die gut sichtbaren Taschen waren bestückt mit Informationsmaterial zum Thema „Häusliche Gewalt“, von der es im Ennepe-Ruhr-Kreis im vergangenen Jahr weit mehr als 400 Fälle gegeben hat. „Polizeikundige Fälle“, betonte Andrea Stolte, die Leiterin der Frauenberatungsstelle in Schwelm.

„Viele Frauen zeigen die körperlichen und sexuellen Übergriffe ihrer Partner nämlich gar nicht an. Aus falscher Scham oder einem kaum nachzuvollziehenden Gefühl eigener Schuld“, so Stolte. Gibt es doch viele Frauen, die denken, dass sie selbst Schuld haben, wenn „dem Mann mal die Hand ausrutscht“, wie derartige Gewaltattacken oft verharmlosend genannt werden.

Häusliche Gewalt, gegen die sich der Aktionstag am Wochenende gerichtet hat, ist ein Phänomen, das sich durch sämtliche Gesellschaftsschichten und Kulturen zieht. „Häusliche Gewalt macht vor Geld nicht halt“, bringt es Birgid Fischer vom Weißen Ring griffig auf den Punkt, wobei es eine traurige Tatsache ist, dass im vergangenen Jahr in Deutschland 122 Frauen die Schläge und Fußtritte ihres „Partners“ nicht überlebt haben. „Also wird im Schnitt an jedem dritten Tag eine Frau von ihrem Mann oder Freund tot geschlagen“, sagt Katrin Brüninghold, die Gleichstellungsbeauftragte des Ennepe-Ruhr-Kreises.

Im Frauenhaus des Kreises
sind oft alle Plätze belegt

„Und leider wird es nicht weniger“, berichtet Andrea Stolte, die darauf hinweist, dass es zwar Hilfe für die betroffenen Frauen gibt, die aber den Mut haben müssen, diese auch in Anspruch zu nehmen. Demgegenüber stehen allerdings 14 000 Plätze in Frauenhäusern, in denen die Gewaltopfer Zuflucht suchen können. „Auch hier im Kreis gibt es ein Frauenhaus“, sagt Stolte, bestreitet allerdings nicht, dass da oft alle Plätze besetzt sind. „Wir versuchen dann, in der Umgebung eine Unterkunft zu finden, in der die Frauen mit ihren Kindern vor den Angriffen der Männer und Väter sicher sind. Was aber gleichzeitig bedeuten kann, dass die Mütter mit ihren Kindern oder einzelne Frauen aus ihrem sozialen Umfeld gerissen werden können.“

 „Wenn der Papa die Mama haut, verletzt das auch die Kinder“, sagt die Leiterin der Frauenberatungsstelle und weiß, dass rund jede dritte Frau schon einmal Opfer einer männlichen Attacke körperlicher oder sexueller Belästigung geworden ist. „Die Polizei ist der erste Ansprechpartner von geschlagenen Frauen“, sagt Andrea Stolte mit dem Hinweis, dass die Polizei den Mann dann aus der gemeinsamen Wohnung verweisen kann.

„Manchmal bringt die Polizei die Betroffenen dann auch zu uns ins Frauenhaus“, berichtet Nicola Wiegand aus ihrer Erfahrung bei der Arbeit im Frauenhaus. „Oft sind die Frauen dann fürchterlich zugerichtet, sodass die Verletzungen auch dokumentiert werden müssen“, stellt die Helferin fest und fügt hinzu, dass es zuletzt auch viele Frauen mit Migrationshintergrund sind, die in Frauenhäusern Zuflucht suchen.

Zwei Stunden standen die vier Damen für Fragen aus dem Kreis der einkaufenden Frauen zur Verfügung, wobei die Ratschläge und Anregungen zwar aufmerksam registriert wurden, doch sich niemand als Opfer von häuslicher Gewalt „outete“.

Zwar wird die Aktion gegen häusliche Gewalt ausdrücklich vom für den Kreis zuständigen Landrat Olaf Schade unterstützt, doch sah man aus dem nur einen Steinwurf entfernten Rathaus keinen Vertreter der Stadt Sprockhövel am Informationsstand , obwohl gerade Bürgermeister Ulli Winkelmann zu denen gehört, für die Respekt gegenüber Frauen „nicht verhandelbar“ ist. Der Grund für das Fehlen offizieller Vertreter aus dem Rathaus: „Wir sind nicht darüber informiert worden“, war die Auskunft von Stefan Sturm aus dem Geschäftsbereich Personal und Organisation. fwb