Kultur Jugendchor Da Capo stellt sich neu auf
Sprockhövel. · Gesungen werden darf aktuell nicht. Weil die Chorproben entfallen, erhalten die Mitglieder von Da Capo alternativ viele digitale Angebote.
Die Corona-Pandemie trifft viele Kultureinrichtungen besonders hart. Viele stehen seit Monaten still. Aufführungen sind seit November erneut verboten, einige haben seit dem Lockdown im März nicht mehr geprobt: wie der Jugendchor Da Capo. „Singen ist seit Beginn der Pandemie tabu“, sagt Frauke Schittek, Leiterin des Chors, der zugleich eingetragener Verein ist. Normalerweise lebt der Verein von den Einnahmen der Konzerte. Wenn diese ausfallen, hat er kein Geld mehr. Außerdem hat Da Capo durch die Pandemie die Hälfte seiner Mitglieder verloren. „35 Mitglieder sind jetzt noch da“, sagt Schittek, die Vorsitzende des Vereins ist. Im Oktober stand der Vorstand vor der Wahl: den Kopf in den Sand stecken und aufgeben oder ein neues Konzept entwickeln.
Frauke Schittek hat sich für letzteres entschieden. „Der Chor ist seit 25 Jahren sehr erfolgreich und das wollte ich nicht aufgeben“, sagt sie. Sie schrieb die Stadt, lokale Unternehmen und Banken an und bat um Hilfe in der Krise. Die Unterstützung war gering. Schittek stellte mehrere Anträge auf Fördergelder und beantragte eine Satzungsänderung des Vereins. Diese ermöglichte es, den Verein neu aufzustellen und jugendfördernde Maßnahmen anzubieten. Unter dem Namen „Da Capo – Projektschmiede“ bietet der Verein neue Kurse an.
Möglich wurde das durch Fördergelder der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt in Höhe von 26 000 Euro. „Damit hatten wir nicht gerechnet“, sagt Schittek. Ziel des Antrags war die Digitalisierung des Vereins. Mit dem Geld wurden alle Mitglieder mit einem Laptop ausgestattet und durch qualifizierte Dozenten in Bildbearbeitungs- und Filmschnittprogrammen geschult. Die jugendlichen Mitglieder treffen sich jeden Freitag um 18 Uhr zur normalen Probenzeit online und arbeiten in einer Zoomkonferenz an einem Musikvideo. „Was wir den Kinder- und Jugendlichen jetzt für ein Wissen vermitteln können, ist auch für ihre Zukunft sehr sinnvoll angelegt“, sagt Schittek.
Schritt für Schritt lernen sie in den Programmen zurechtzukommen. Bisher arbeiten sie mit Material, das ursprünglich für einen Auftritt im vergangenen Juli gedreht worden war. Auch Musikstücke für die Tonspur sind vorhanden. „Anschließend ist ein Projekt geplant, bei dem sie sich selbst ein Thema ausdenken“, sagt Schittek. Die Jugendlichen besitzen alle ein Handy, mit denen sie kleine Filme drehen oder Musikstücke einsingen können. Die Kleineren, die normalerweise bei den Funny Singers aktiv sind, lernen in einem Bildbearbeitungsprogramm, wie sie Fotos auf den Computer bekommen und diese verändern können. Außerdem sind in dem neuen Programm Bastel- und Töpferkurse sowie Aktionen in der Natur geplant.
Düstere Prognose der Chorleitung: Keine Konzerte bis zum Jahr 2024
„Vom Chorgesang habe ich mich vorerst verabschiedet“, sagt Schittek. Sie rechnet damit, dass es erstmal keine Konzerte geben wird. „Für ein Konzert dauert die Vorbereitung ein bis eineinhalb Jahre. Vor 2024 werden wir wahrscheinlich nicht auf der Bühne stehen“, erklärt sie. Einnahmen gibt es deshalb nicht und die Fördermittel sind zweckgebunden, so dass das Grundproblem der laufenden Kosten nicht gelöst ist. Der Verein hat weitere Förderanträge und Anfragen bei anderen Institutionen gestellt und hofft auf weitere Unterstützungen.
Da auch andere Vereine unter der Corona-Pandemie leiden, will Frauke Schittek ab Februar jeden Dienstag einen „Stammtisch der Visionen“ veranstalten. „Ich möchte dort Menschen sammeln, die Ideen haben und das umsetzen, was in Pandemiezeiten möglich ist“, sagt sie. Sie kenne sich zum Beispiel mit Fördermitteln aus und berichtet von einer Förderung von Baumalleen. „Man kann ganz tolle Dinge machen“, sagt Schittek und hat dabei bestimmt schon das nächste Projekt vor Augen.