Natur Trockene Sommer setzen dem Wupperverband zu
Wuppertal · Versorgungsengpässe beim Wasser gibt es vorerst nicht, auch weil sich die Füllstände in den Talsperren stabilisiert haben. Doch der Verband will ein Konzept für den Notfall.
Der Klimawandel und seine Folgen machen dem Wupperverband und seinem Geschäftsmodell weiter zu schaffen. 2020 war das dritte Trockenjahr in Folge, das zu verzeichnen war, sagte der Vorstand des Wupperverbandes, Georg Wulf, am Mittwoch bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz des Verbandes. Die Jahresniederschläge seien „deutlich unter den zu erwartenden“ Mengen geblieben, betonte er. Mittlerweile habe sich die Lage wegen der jüngsten Niederschläge aber wieder erholt. Die Füllstände dürften in den kommenden Monaten zudem noch weiter steigen.
So hat sich der Füllstand in der Wupper-Talsperre seit Oktober von 24 auf 64 Prozent erhöht, in der Bever-Talsperre legte er von 38 auf 68 Prozent zu. In der Hauptsperre der Großen Dhünn-Talsperre liegt der Füllstand derzeit aber nur bei 52 Prozent. Das letzte Mal, dass die 81 Millionen Kubikmeter Wasser fassende Talsperre komplett gefüllt war, sei im Jahr 2006 gewesen, hieß es.
Auch wenn Wulf keine grundsätzlichen Bedenken hat, dass es in naher Zukunft Engpässe bei der Wasserversorgung in der Bergischen Region gibt, plädiert er doch dafür, in Absprache mit der Bezirksregierung und den Versorgungsunternehmen ein „geordnetes Verfahren“ zu finden, um bei einem niedrigen Füllstand flexibler zu reagieren und bei der Wasserversorgung auf andere Talsperren auszuweichen.
48 Millionen Kubikmeter Wasser an die Wupper abgegeben
Im vergangenen Jahr gaben die Talsperren des Verbandes rund 48 Millionen Kubikmeter Wasser an die Wupper ab. Der Klimawandel und die verschiedenen Ansprüche an die Große Dhünn-Talsperre – wie Rohwasserbereitstellung, Abgabe an den Unterlauf oder ökologische Auflagen – haben eine flexiblere Bewirtschaftung erforderlich gemacht. Seit 2019 wird deshalb in Trockenzeiten die Wasserabgabe aus der Talsperre an die Dhünn reduziert.
Bei den für 2021 anstehenden Vorhaben orientiert sich der Wupperverband weiterhin an der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL). Dabei gibt es drei Schwerpunkte: die Fortsetzung der Renaturierung der Wupper und ihrer Nebenbäche, die Anforderungen an die Abwasserbehandlung vor allem in den Klärwerken und die möglichst natürliche Gestaltung der Einflüsse der Talsperren an die Gewässer.
Zwei größere Maßnahmen sind 2021 an der Wupper vorgesehen: Im Bereich des Bayer-Werks wird der Wupperverband mit der Stadt Wuppertal und dem Unternehmen den Fluss auf einer Länge von rund 2,2 Kilometern naturnah umgestalten. Am Fischaufstieg im Bereich des Unternehmens Erfurt wird die Durchgängigkeit der Wupper für Fische und Kleinstlebewesen verbessert. Der vorhandene Fischaufstieg aus dem Jahr 1993 entspreche nicht mehr den Anforderungen, betonte der Geschäftsbereichsleiter Technik und Flussgebietsmanagement, Thomas Klein.
Am Mirker Bach soll ein Regenrückhaltebecken entstehen
Für ein kombiniertes Hochwasser- und Regenrückhaltebecken am Mirker Bach liegt dem Verband bereits eine Genehmigung vor, Fördermittel wurden beantragt. Das geplante offene Erdbecken auf einem ehemaligen Gewerbestandort in Uellendahl soll den Hochwasserschutz am Mirker Bach verbessern.
Thema Corona: Während andere Wirtschaftsunternehmen unter der Pandemie darben, sei der Wupperverband bislang „glimpflich“ davongekommen, berichtete die Verbandsratsvorsitzende Claudia Fischer. Betriebswirtschaftliche Einbußen seien kaum zu verzeichnen gewesen. Allerdings seien die Auswirkungen der Pandemie derzeit „noch nicht verlässlich vorhersehbar“, räumte Vorstand Wulf ein.