Stadtführung „Art and Music“ Hinein in die Electro-Brutstätte
Düsseldorf · Düsseldorf hat viele Pioniere moderner Musikrichtungen hervorgebracht. Eine Führung zeigt, wie wichtig die Altstadt für diese war.
Parallel zur laufenden Ausstellung „Electro – von Kraftwerk bis Techno“ im Kunstpalast geht die Stadtführung „Art and Music“ auf Spurensuche nach den Sounds, die stilprägend waren und immer noch sind. Zwei Stunden lang taucht Susanne Ristow sonntags tief ein in die 1960er- bis 1980er-Jahre, als Düsseldorf die Brutstätte von Electro und Techno war. Das Epizentrum der Szene war die Altstadt. Musiker und Künstler inspirierten sich gegenseitig. Kraftwerk tüftelten in ihrem Kling-Klang-Studio an Songs wie „Autobahn“ oder „Wir sind die Roboter“, die längst Klassiker der Pop-Kultur geworden sind. „Kunst lässt sich nicht mehr ohne Musik denken und umgekehrt, wenn man sich die Entwicklungen seit den 1960ern ansieht“, meint Museologin und Musikwissenschaftlerin Susanne Ristow. Wie fließend die Übergänge dabei waren, erzählt die 50-Jährige bei ihren Stadtführungen „Art and Music“, die als Begleitprogramm zur aktuellen Ausstellung im Kunstpalast gebucht werden können. Im Gepäck hat Ristow immer einen kleinen Player, um ihre Erzählungen mit der passenden Musik von Bands wie La Düsseldorf, Neu!, den Krupps oder DAF zu unterlegen.
An Kraftwerk kommt man natürlich nicht vorbei
Natürlich spielen Kraftwerk eine tragende Rolle bei ihrer Stadtführung. An den Elektropionieren komme man schließlich nicht vorbei, weil sie so viele Künstler bis heute beeinflussen, sagt sie und erinnert an den jüngsten Auftritt 2017. Ein Open Air zum Grand Départ der Tour de France im Ehrenhof, das Fans aus allen Teilen der Welt in die Landeshauptstadt zog. So ist der Ehrenhof auch die erste Station des Rundgangs. Von dort geht es durch die Tonhallen-Passage mit der Dia-Installation von Stefan Hoderlein, der dort auch legendäre Plattencover zeigt, zur Kunstakademie.
„Die besten Partys wurden dort gefeiert“, verrät die Expertin und fügt schmunzelnd hinzu: „Eigentlich mussten die Studenten um 21.30 Uhr das Gebäude verlassen haben, denn dann wurde abgeschlossen. Aber irgendwer organisierte den Schlüssel und Gursky sorgte immer für die Musikanlage.“ Er habe damit „das ganze Haus und die Nachbarschaft gleich mit beschallt“, sagt Ristow und zeigt auf Eckfenster der Akademie an der Ritterstraße. „Da oben waren die Ateliers von Gursky und Lüpertz. Das waren die größten Räume.“ Dort traf sich regelmäßig die kreative Szene der Stadt, denn „damals wohnten noch viele Musiker und Künstler in der Altstadt. Die Mieten waren günstig, weil es vielen dort zu laut war“.
In Kultkneipen und Clubs wie dem Ratinger Hof, dem legendären „Creamcheese“ – das als Keimzelle des Krautrock gilt – oder „Zur Uel“ wurde gefeiert, diskutiert und auch einfach mal abgehangen. Natürlich gehören auch ihre Standorte zur Tour. Vor dem „Hof“, der von den Kulturbanausen im letzten Jahr wiederbelebt wurde, klingen DAF aus Ristows Lautsprecher. Unverkennbar ihr Stil, der auch die so genannte Neue Deutsche Welle in den Achtzigern beeinflusste. Die Brücke zur Neuzeit schlägt die Tour mit der letzten Station, dem Salon des Amateurs.
Zwei Stunden vergehen wie im Flug, mit viel Musik, Anekdoten und vor allem Wissenswertem über The Sound of Düsseldorf. Der findet auch in der jungen Generation immer wieder Fans und Musiker. Wer damals dabei war, kann in Erinnerungen schwelgen und wer nicht, wird bedauern, die wilde Zeit verpasst zu haben.