Stromautobahn ins Rheinland soll am Ruhrgebiet vorbeiführen
Ohne große Nord-Süd-Stromverbindungen keine Energiewende. Die westlichste der drei geplanten Stromautobahnen soll durch dünn besiedeltes Gebiet verlaufen und das Ruhrgebiet umgehen.
Wesel. Auch für die westlichste der drei geplanten Nord-Süd-Stromautobahnen in Deutschland gibt es jetzt einen Trassen-Vorschlag. Die bis 2025 geplante Stromverbindung von der Nordsee ins Rheinland soll das dicht besiedelte Ruhrgebiet umgehen.
Der bevorzugte Korridor verlaufe weitgehend entlang der deutsch-niederländischen Grenze und solle den Rhein bei Rees am Niederrhein unterqueren, berichtete der Projektleiter Klaus Wewering vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion am Donnerstag bei einem Pressetermin in Wesel.
Die rund 300 Kilometer lange Verbindung soll als Erdkabel von Emden in Niedersachsen nach Meerbusch-Osterath verlegt werden. Die großen Gleichstromleitungen sind für die Energiewende unerlässlich, weil sie den Strom aus den großen Windparks in und an der Nordsee nach West- und Süddeutschland transportieren sollen.
Die rund zwei Milliarden Euro teure Leitung soll 2025 in Betrieb gehen und eine Übertragungsleistung von zwei Gigawatt besitzen. Damit könne der Strombedarf einer Großstadt wie Köln mehr als gedeckt werde, heißt es bei Amprion.
Im Raum Osterath wird das Erdkabel mit einer bestehenden Freileitung verbunden, die für den Transport von Gleichstrom aufgerüstet wird und nach Philippsburg in Baden-Württemberg führt. Dort ist noch ein Kernkraftwerk am Netz, das voraussichtlich Ende 2019 abgeschaltet wird.
Ob das Kabel genau in dem jetzt vorgeschlagenen Korridor verlegt wird, ist noch nicht entschieden. Zusammen mit Alternativen wird Amprion den Vorschlag im März bei der Bundesnetzagentur einreichen. Die Netzagentur entscheidet am Ende, wo genau das Erdkabel verlaufen wird. Baubeginn soll nach den Planungen von Amprion 2022 oder 2023 sein.
Der Amprion-Vorschlag lasse sich von allen Alternativen bautechnisch am besten umsetzen, sagte Wewering. Der Korridor müsse möglichst gradlinig verlaufen, damit Eingriffe in Natur und Landschaft möglichst gering ausfallen. Für das Erdkabel ist ein rund 24 Meter breiter Streifen erforderlich, in dem die Leitung zwei Meter tief in der Erde verlegt wird.
Die Besitzer der Grundstücke werden entschädigt, vielen Betroffenen reicht eine einmalige Entschädigung aber nicht. So fordert der Bauernverband wiederkehrende Entschädigungen, da die Unternehmen ja auch fortwährend Gewinne mit den Leitungen machten. dpa