Erstmals Deutscher Meister Der Rochusclub ist Deutscher Meister
Ludwigshafen/Düsseldorf · Die Düsseldorfer verteidigen den Spitzenplatz in der Bundesliga am letzten Spieltag durch einen Sieg in Ludwigshafen.
Der Rochusclub ist erstmals Deutscher Meister. In einem nervenaufreibenden Match gegen den BASF TC Ludwigshafen sicherten sich die Düsseldorfer mit einem 4:2 Erfolg den Premierentitel. Mit 16:2 Tabellenpunkten rettete die Mannschaft von Teamchef Detlev Irmler im Saisonendspurt zwei Zähler Vorsprung vor dem TC Großhesselohe ins Ziel. „Im Rochusclub ist eine enorme Begeisterung, eine enorme Euphorie entstanden“, erklärt Irmler. „Der Etat stimmte, dann kann man nach oben spielen.“
Es war ein wahrer Nervenkrimi, bei dem Beobachter den klaren Sieger schon vor dem ersten Aufschlag ausgemacht hatten, immerhin spielte der Tabellenführer gegen einen Absteiger, der es bis dahin geschaffte hatte, lediglich zwei Tabellenpunkte in acht Meisterschaftsbegegnungen zu ergattern.
Favorisierte Düsseldorfer
taten sich schwer
Und doch taten sich die hoch favorisierten Düsseldorfer schwer, bei denen selbst die Nummer vier im Einzel, Henri Squire, als 288. der Weltrangliste höher platziert ist, als der Spitzenspieler der Ludigshafener Cem Ilkel (Weltrangliste 303). „Nach oben zu spielen, also gegen Gegner, die in irgendwelchen Ranglisten besser platziert sind, ist immer einfach. Da hat man nichts zu verlieren“, wusste Irmler aus eigener Erfahrung zu berichten. Hatte doch Filip Horansky (Weltangliste 214) in der Ligabegegnung gegen Großhesselohe Federico Coria (WR 73) bezwungen und den Düsseldorfern ein 3:3 gesichert.
In Ludwigshafen ließ Horansky nicht zu, das mit ihm umgekehrt dasselbe passiert. Im Match gegen Tristan Lamasine hatte der Slowake jederzeit alles im Griff und brachte mit einem flotten und sicheren Zweisatz-Erfolg die Gäste in Führung. Zeitgleich spielte aber Squires Nervenkostüm dem 21-Jährigen übel mit. Gegen Daniel Baumann, der bereits 2018 sein letztes Weltranglistenturnier bestritten hat, fand Squire nie in den Spielrhythmus. Fast jede Aktion war eine Mischung aus Bemühen und Übermotivation. So setzte es für den Rochusclub-Youngster eine Zwei-Satz-Niederlage. „Henri ist noch nicht der, der er im letzten Jahr war“, so Irmler. „Die Rückenverletzung läuft ihm noch nach. Er hat sich von seinem Stammtrainer getrennt, mit dem er lange zusammenarbeiten wollte. Geworden sind es fünf Monate. Das muss er erst noch verarbeiten.“
Kapitän Pablo Andujar-Alba nahm es persönlich in die Hand, die Düsseldorfer wieder auf die Meisterschaftsstraße einbiegen zu lassen. Er ließ sich von dem Druck, gewinnen zu müssen, nicht beeindrucken und nutzte in jedem Satz jeweils ein Break zum Sieg über Ilkel. Allerdings war das kein müheloser Sieg. Als Andujar zum Match aufschlug, glaubte der Ludwigshafener noch immer an seine Siegschance und zwang den Irmler-Schützling dazu, zwei Breakbälle abwehren zu müssen.
Für die wirklich dramatischen Momente war wieder einmal Andrea Pellegrino zuständig. Der Italiener, der in seinen bis zur Partie gespielten sechs Bundesliga-Einzeln sechs Tiebreaks, davon sogar drei Match-Tiebreaks bestritten hatte, setzte im Pfälzischen sogar noch einen drauf. Gegen Liam Gavrielides, einem 18-jährigen Nachwuchstalent, das im Profibereich noch nicht für allzu viel Aufsehen gesorgt hat, spielte Pellegrino gleich zwei Tiebreaks. Im ersten Satz, den er trotz Break vor nicht gewinnen konnte und im Match-Tiebreak, den er ebenfalls verlor. So stand es nach den Einzeln 2:2 und der Druck auf die Meisterschaftsambitionen des Rochusclubs wuchs weiter, weil der TC Großhesselohe die vier Einzel in Mannheim gewonnen hatte und so sein Punktekonto auf 14:4 geschraubt hatte. Da war endgültig klar, Detlev Irmler und sein Team brauchen mindestens ein Unentschieden für den Titel. Dass den dritten Punkt in Ludwigshafen Pablo Andujar-Alba und Filip Horansky holten, war ein Wink des Schicksals. Andujar spielt seit 15 Jahren für den Rochusclub und hat sich in dieser Saison extrem reingehängt, um den Titel endlich zu gewinnen. Und Horansky hat einmal mehrere Jahre im Hause Irmler gewohnt. Treue zahlt sich eben manchmal aus. Der 13. August 2022, 17.49 Uhr, als der Matchball von Andujar/Horansky gegen Lamasine/Johannes Härteis verwandelt war, wird in die Geschichtsbücher des Rochusclubs eingehen.