Unwetter-Schäden Die Soforthilfe-Millionen dürfen erst der Anfang sein
Meinung · Bund und Länder haben die Pläne für die Soforthilfe für die Betroffenen der Unwetter bekannt gegeben. Es wirkt wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Ich bin froh, dass die Kanzlerin nicht früher gekommen ist“, ruft eine Frau aus Bad Münstereifel Journalisten bei der Visite von Merkel und Laschet zu, „so haben wir wenigstens vorher ein bisschen sauber machen können“. Man darf es wohl als Galgenhumor verstehen. Die Fachwerkstadt in der Nordeifel gehört zu den durch das Hochwasser am schlimmsten zerstörten Orten. Bei ihrem Besuch versprach die Kanzlerin schnelle und vor allem unbürokratische Hilfe. Was das konkret heißt, führte Berlin am Mittwoch aus: Mindestens 400 Millionen Euro stellen Bund und Länder den Flutopfern zur Verfügung. Angesichts der überfluteten Orte, weggerissenen Brücken und eingestürzten Häuser wirkt das viele Geld wie ein Tropfen auf den heißen Stein. So belaufen sich allein die Versicherungsschäden laut Branche schon auf fünf Milliarden Euro.
Auch die Soforthilfen dürften noch wesentlich höher ausfallen, als der Bund jetzt plant. Insofern ist es richtig, dass Finanzminister Olaf Scholz (SPD) erneut die Bazooka auspackt und bei Bedarf mehr Geld verspricht. Es ist ein ermutigendes Signal an alle, die alles verloren haben. Die Zeiten der hehren Ankündigungen und die großen Stunden der Gummistiefel-Politik sind vorbei. Es ist richtig, wenn Politiker in Katastrophengebiete fahren. Und nach diesen verheerenden Bildern kann man der Politik sicher auch nicht unterstellen, nur wegen des Wahlkampfs eine Schippe draufzulegen.
Es wird noch lange dauern, bis die Folgen der Hochwasserkatastrophe halbwegs bewältigt sind. Das haben die früheren Hochwasser 2002 und 2013 gezeigt. Daher gilt es, nun alle Hilfsmöglichkeiten auszuschöpfen. Dazu zählt der millionenschwere Aufbaufonds und auch die geplante Corona-Fluthilfe, bei der Besitzer oder Betreiber von weggespülten Eisdielen, Cafés oder Biergärten zusätzlich zur Wiederaufbauhilfe bis zu 10 000 Euro für entgangene Umsätze erstattet bekommen sollen. Was Ehrenamtler, Einsatzkräfte und Spendenwillige derzeit zudem selbstlos und gutherzig auf die Beine stellen, ist sowieso unbezahlbar.