Neviges Warten auf „Das Wunder von Neviges“

Neviges. · (uba) Bevor es am Heiligen Abend die Bescherung unterm heimischen Weihnachtsbaum gab, gehörte für viele Kinder das Krippenspiel in der Kirche dazu: Maria und Josef auf der Suche nach einer Herberge, die Hirten auf dem Feld, die erstaunt waren und herbeieilten, um das Kind in der Krippe anzubeten.

Die Weihnachtsgeschichte kommt per Video ins Wohnzimmer.

Foto: picture alliance / dpa/Philipp Schulze

Damit wird es in diesem Jahr nichts: Eine überfüllte Kirche darf es wegen der Kontaktbeschränkungen in der Coronapandemie nicht geben, mal abgesehen davon, dass bereits die Proben schwierig werden dürften.

Susanne Gruber hat seit vielen Jahren die Krippenspiele in der evangelischen Stadtkirche einstudiert. Die Ehefrau des Pfarrers möchte die Tradition nicht so einfach fallen lassen. Zusammen mit Tobias Wegschaider aus der evangelisch-reformierten Gemeinde hat sich die Lehrerin am Berufskolleg Bleibergquelle auf die neue Situation eingestellt: Die Weihnachtsgeschichte kommt am Heiligen Abend mit Musik und einer Botschaft per Youtube ins Wohnzimmer. „Das Wunder von Neviges“ ist ein Video im Musical-Stil und Teil des digitalen Heiligabendgottesdienstes für die ganze Familie. „Angesprochen sind alle zwischen drei und 99 Jahren – es ist ein Familienprojekt“, wirbt Susanne Gruber. „Es kann auch ein alter Hirte mitspielen, es ist alles sehr offen.“

Körperlich wird man sich nur ein einziges Mal und das unter den bekannten Regeln treffen: Am 1. November, um 16.30 Uhr kommen alle Interessierten ohne Voranmedlung in der Stadtkirche zusammen. Die Organisatoren werden ausführlich die Idee und die Umsetzung des Weihnachtsprojektes vorstellen. „Das ist kein Casting, wie man das aus dem Fernsehen kennt,“ stellt Susanne Gruber klar. „Es werden die Rollen verteilt.“ Anschließend haben die Akteure noch ein paar Tage Zeit zum Nachdenken, Anmeldeschluss ist der 7. November.

Ziemlich bald wird mit der „Produktion“ begonnen. Die Musik kommt aus der Cloud oder sie wird per Stick geliefert, in kleinen Gruppen werden die Videos zuhause aufgenommen. „Anschließend muss alles zusammengeschnitten werden“, begründet die Pfarrersfrau den zeitigen Beginn der Aufzeichnungen.

Inzwischen hat die Gemeinde viele Erfahrungen mit Online-Gottesdiensten gesammelt, sogar eine Probepredigt fand auf diese Art und Weise statt, das war was ganz Neues für die Evangelische Kirche im Rheinland. Jetzt sind alle auf dieses innovative Projekt gespannt: „Wir empfinden das als ,Abenteuer Weihnachtsgottesdienst’“, freut sich Susanne Gruber.

Bei dem Videodreh wird nicht nur auf die aktuellen Coronabestimmungen geachtet, sondern auch auf die Datenschutzgrundverordnung: Alle Teilnehmer beziehungsweise die Eltern der Kinder müssen unterschreiben, dass das Video auf Youtube gezeigt werden darf und das entsprechende Fotos im Gemeindebrief veröffentlicht werden.