Saisongemüse Warum der Spargel in diesem Jahr so teuer ist

Bruchsal/Schrobenhausen · Rund die Hälfte der Spargelsaison ist vorbei. Am 24. Juni endet sie traditionell. Das kalte Wetter hat die Ernte bisher gebremst. Das hat vor allem Folgen für die Kundschaft.

Spargel ist in diesem Jahr rar.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

„Wenn wir die Erntetunnel nicht hätten, gäbe es wahrscheinlich noch gar keinen Spargel“, sagt Franziska Rintisch, die Geschäftsführerin des fränkischen Spargel-Erzeugerverbands. Das kalte Frühjahr bremst die diesjährige Spargelernte. „Wenn die Sonne fehlt, kann sich die Erde nicht erwärmen“, erklärt der Vorstandssprecher des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE), Simon Schumacher. Und ohne Wärme wächst der Spargel nicht. Zur Halbzeit der Spargelsaison bedeutet das bisher weniger Ertrag und entsprechend höhere Preise.

Rund 12 bis 14 Euro müssten Kunden im Moment für ein Kilo Spargel zweiter Klasse bezahlen, sagte Schumacher der Deutschen Presse-Agentur. Das sei der Spargel, den man für gewöhnlich im Supermarkt bekommt. Der gute „Sonntagsspargel“ koste ein bis drei Euro mehr je Kilo. Wer mit Bruch oder verfärbten Köpfen leben könne, komme vor allem bei Direktvermarktern aber auch günstiger an das Gemüse.

Noch bleibt rund ein Monat bis zum „Spargelsilvester“ am 24. Juni, an dem die Saison traditionell endet. Bisher sind die meisten Anbauer mit dem Verlauf nicht unzufrieden. Dabei spielt das Wetter eine zweischneidige Rolle: Gefühlt sei man inzwischen in der fünften Kältewelle, beklagt beispielsweise Fred Eickhorst von der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer aus Niedersachsen. Dadurch habe die Saison später begonnen. „Das holt man nicht mehr auf“. Dennoch laufe es unter dem Strich „relativ gut“. „Die Menge ist nicht so, wie wir sie uns wünschen, aber die Preise haben das an der ein oder anderen Stelle kompensiert.“

Bei anderen Anbauverbänden klingt das ähnlich. Man sei „zufrieden“, sagt Petra Högl von der Erzeugergemeinschaft Abensberger Qualitätsspargel. Anke Knaup von der Vereinigung der Spargel-Anbauer Westfalen-Lippe ist sogar „sehr zufrieden“. Sie nennt noch einen weiteren positiven Effekt des Wetters: Weil die Menschen nicht grillten, werde häufiger zuhause Spargel gekocht. Ganz allgemein wird die Nachfrage als relativ gut beschrieben - obwohl die Gastronomie als Abnehmer fehlt.

Nach Angaben des VSSE wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 117 563 Tonnen Spargel geerntet - weniger als in den vier Jahren zuvor. Im Corona-Jahr 2020 hatten die Spargelbauern allerdings auch größere Probleme, ausreichend Erntehelfer zu bekommen, weil viele aus dem Ausland nicht einreisen durften. Das sei dieses Jahr kein Problem mehr, heißt es unisono von den Verbänden.

Allerdings war der Aufwand für die Saisonkräfte durch die Hygienemaßnahmen größer, wie Peter Strobl vom Spargelerzeugerverband Südbayern sagt. Das seien erhebliche Kosten, die man nicht weitergeben könne. Eickhorst schätzt sie auf rund 1000 Euro zusätzlich pro Erntehelfer.

Die Zahl der Spargel-Betriebe sinkt seit Jahren, auf 1598 im vergangenen Jahr. Insgesamt wurde im Jahr 2020 Spargel auf fast 25 900 Hektar in der Bundesrepublik angebaut.

Die Landwirte unterscheiden späte von frühen Spargelsorten, die eigentlich ab Ende März bis Mai geerntet werden können. Bei den späten Sorten beginne die Ernte in der Regel Ende Mai. Dieser Wechsel von frühen auf späte Sorten könnte den Verbrauchern Freude machen. Weil sich die Erntezeiten teilweise überlappen, könnte es in einigen Regionen vorübergehend mehr und damit auch billigeren Spargel geben, wie Eickhorst erklärt.

Und auch das langsame Wachstum hat einen Vorteil: „So kann der Spargel gleichmäßig wachsen“, sagt Schumacher. Das wirke sich positiv auf den Geschmack aus.

(dpa)