3D-Druck im Bau- und Immobiliensektor bringt Kostenvorteile und erhöht die Nachhaltigkeit Wenn Häuser aus dem Drucker kommen
DÜSSELDORF · Ende Juli ist das erste gedruckte Haus Deutschlands entstanden. 3D-Druck im Bau- und Immobiliensektor bringt Kostenvorteile und erhöht die Nachhaltigkeit. Das wird von der Politik gefördert.
3D-Druck ist eigentlich nicht mehr neu. Dabei wird bekanntlich Material Schicht für Schicht aufgetragen, um auf diese Weise dreidimensionale Gegenstände zu erzeugen. „Das additive Fertigungsverfahren ermöglicht die schnelle Herstellung von Prototypen, Werkzeugen und Endprodukten. Flexibilität und Individualisierung stehen dabei im Vordergrund“, heißt es bei der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum.
Der Vorteil: Der 3D-Druck fußt laut der Industrie- und Handelskammer auf digitalen Daten. Es erfolgen also keine zeit- und kostenintensiven Umrüstungen der Werkzeuge mehr, sondern der Datensatz für die 3D-Produktion wird digital angepasst. Mit dem 3D-Druck könnten somit komplexe Teile hergestellt werden, die mit dem bisherigen Produktionsstand der Technik so undenkbar waren.
Heute kommen bereits Auto- und Fahrradteile, Fruchtgummi, Spielzeug, Wohnaccessoires, Schuhsohlen, Schmuck und mehr aus dem 3D-Drucker. Ende Juli ist auch das erste gedruckte Haus Deutschlands entstanden. Das steht im nordrhein-westfälischen Beckum und ist vom bayerischen Bauunternehmen Peri errichtet worden. Das Unternehmen ist international einer der größten Hersteller und Anbieter von Schalungs- und Gerüstsystemen. Druckbeginn in Beckum war am 17. September 2020. Das Peri-3D-Betondruck-Team setzte für den Druck einen Betondrucker des Typs „Cobod Bod2“ aus Dänemark ein. Als Druckmaterial verwendete Peri einen speziellen Druckmörtel von HeidelbergCement. „Das Haus in Beckum war das erste seiner Art und für Peri und alle Beteiligten wird dieses Projekt immer etwas ganz Besonderes bleiben“, sagt Thomas Imbacher, Vorstand Innovation & Marketing der Peri-Gruppe.
Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, hat das Gebäude offiziell eröffnet: „Mit dem bundesweit ersten 3D-Druck-Wohnhaus wird positiver Druck in der Baubranche erzeugt: für innovatives Bauen mit neuen Techniken, für eine größere Attraktivität in Bauberufen und für moderne Architektur mit neuen Stilformen. Jetzt gilt es, Erfahrungen mit dem Bauwerk zu sammeln und den Herstellungsprozess auf dem Markt zu etablieren, denn nur mehr Wohnraum sorgt für günstige Mieten.“
Übrigens fördert das nordrhein-westfälische Bauministerium ein Forschungsvorhaben an der RWTH Aachen, wo Bauingenieure untersuchen, wie sich Stahl in den 3D-Druck einarbeiten lässt. „Der 3D-Druck von Betonkonstruktionen ist inzwischen in der Baupraxis angekommen, nun geht es darum, den nächsten Schritt zu machen, denn Stahlbeton ist als Baustoff für herausfordernde Objekte unverzichtbar“, betont Ministerin Ina Scharrenbach. Mit dem neuen Produktionsablauf sollten Gebäude künftig schneller und nachhaltiger – ohne Handarbeit – erstellt werden können. Dass 3D-Druck in der Bauwirtschaft keine Spielerei ist, zeigen die Zahlen. Während die Immobilienpreise immer weiter steigen und die Kosten für den Neubau von Wohnimmobilien in diesem Jahr laut Statistischem Bundesamt 3,1 Prozent höher liegen als noch im Vorjahr, könnten sich durch den 3D-Druck Einsparpotenziale von mindestens 25 Prozent vor allem bei den Lohnkosten und beim Rohbau ergeben. Das hat eine Studie des Fraunhofer-Informationszentrum für Raum und Bau IRB ermittelt.
„Ein 3D-Drucker kann die gesamte Bauzeit reduzieren und damit eben auch die Baukosten“, sagte Niklas Möring vom Bauindustrieverband Nordrhein-Westfalen in dem Zusammenhang gegenüber dem Wirtschaftsmagazin „Capital“.
Auch die Nachhaltigkeitswirkung wird immer wieder herausgestellt. Forscher beziffern die Potenziale des 3D-Drucks als Alternative zu konventionellen Fertigungsverfahren zur Senkung des produktionsbedingten Energieverbrauchs auf vier bis 21 Prozent, wobei die größten Effekte auf den erheblich verringerten Transportaufwand von Rohstoffen zurückzuführen seien. Das ist besonders wichtig, weil Immobilien bekanntlich eine führende Rolle beim CO2-Ausstoß spielen. Sie verursachen rund ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen und sind für 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs und 50 Prozent des Verbrauchs von natürlichen Ressourcen verantwortlich.